070. Hoffnung (2/2)

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„Wenn diese ganze Scheiße wirklich vorbei ist, lad ich dich nicht bloß zu einem Tee ein. Dann bekommst du von mir ein 5-Sterne Gala Dinner und alles, was du sonst noch willst." „Huh, Vorsicht Draco. Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis", mahnte sie ihn verspielt, worauf sich seine Züge kurz zu einem schelmischen Lachen verzogen, bevor er das Gesicht in ihren Schopf kuschelte.

„Ich weiß. Merlin, und wie ich das weiß", murmelte er und hielt sie noch etwas fester, was das plötzlich neu aufkommende Zittern seines Körpers dennoch nicht linderte.

„Scheiße", fluchte er leise, als ihn seine sonst immer so tief weggeschlossenen Emotionen erneut drohten zu überrennen und ans Licht zu kommen. Sie schrien nach Aufmerksamkeit und der Chance zu Leben. Es war ein hoffnungsloser Kampf den seine, in den letzten Wochen so arg gebeutelte, Willenskraft verlor. Noch bevor er es verhindern konnte, schluchzte er Hermione in den Nacken.

„Draco?", hauchte sie verunsichert, aufgrund seiner Tränen, was zur Folge hatte, dass sich seine Arme noch fester um ihre Gestalt legten und er sie noch stärker an sich zog. Er baute so eine Nähe zu ihr auf, die schon irgendwo verboten war und dafür sorgte, dass der Löwin das Herz in einem seltsamen Takt schlug.

„Draco?", versuchte sie nochmal, ihn anzusprechen, und neigte den Kopf so, dass sie ihn ansehen konnte. Was sie auf seinen Wangen sah, waren unzählige Tränen, die ihn furchtbar verletzlich und zerbrechlich wirken ließen. Verzweifelt.

Ihr war es in dem Moment eine ziemlich bittere Ironie, dass die Tatsache, dass er nicht dieses gefühllose, kalte Monster war, als das ihn jeder sah, ihn erst in diese gottverdammte Situation gebracht hatte. Er hatte seine Mutter und Freunde nur schützen wollen. Die Menschen, die ihm wichtig waren und die er liebte. Und dafür sollte er nun bestraft werden? Das war einfach nicht fair!

Er hatte genauso Gefühle wie jeder andere Mensch auch. Er war nicht dieses Monster, was sie vor dem Gamot ja auch versucht hatte, allen klarzumachen. Diese Tatsache jetzt aber nochmal so deutlich zu sehen, schürte ein fürchterliches Feuer in ihr.

Es tat ihr weh, ihn so verletzt zu sehen. Ja, dass sie ihn überhaupt so sah, machte ihr zeitgleich erneut verstärkt klar, dass er nicht mehr konnte. Dass das Fass irgendwo voll war. Übervoll, denn er hatte sich sonst immer unter Kontrolle gehabt. Da war nur das eine Mal im Sechsten diese Lücke gewesen, als Harry ihn in den Waschräumen erwischt hatte. Sonst hatte er sich nicht einmal ansatzweise so etwas wie Blöße gegeben. Das jetzt aber...

Sie hatte das schier übermächtige Bedürfnis, ihn zu trösten, zu beruhigen, Mut zu machen und ihn aufzumuntern. So legte sie ihre Hand sanft auf seine Wange und strich behutsam die Tränen beiseite, worauf er sie ansah.

„Das wird schon irgendwie alles. In ein paar Wochen werden wir an diesen ganzen Stress keinen Gedanken mehr verschwenden." „Das wär zu schön", brachte er leicht bitter, wie auch etwas hoffnungslos hervor. Hermione konnte aber Lächeln. Und zwar für sie beide.

„Du wirst sehen, dass ich Recht habe. Ich hab immer Recht", meinte sie mit einem breiten Grinsen, was seinen Effekt nicht verfehlte, denn er lachte kurz und schluckte damit seine Tränen, wie auch den leisen Schmerz und die Verzweiflung, wieder runter.

„Ich kann mir eine Welt ohne eine besserwisserische Hermione Granger gar nicht vorstellen." Für den Spruch zwickte sie ihn sanft in die Seite. In der nächsten Sekunde wunderte sie sich, dass sie bei ihm plötzlich in die gleichen Gewohnheiten verfiel, wie bei Blaise, wenn er auf eine liebevolle Art und Weise mit ihr stänkerte. In eine derartige Unbefangenheit und Leichtigkeit.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt