001. Gefangen

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Jede noch so kleine Entscheidung, die wir treffen, hat Einfluss auf unser Leben. Nicht nur auf unser Leben, sondern auch das unserer Mitmenschen. Manchmal weniger, manchmal aber auch mehr.

Und je nachdem wie wir uns entscheiden, kann es uns selbst ein glückliches Leben bescheren, anderen dafür aber Kummer und Leid bereiten.

Entscheiden wir uns aber dafür, Kummer und Leid selbst zu tragen, um es anderen, die wir lieben, zu ersparen, können wir in diesem still und leise vergehen. Ungesehen.

Hin und wieder hat das Schicksal jedoch ein Einsehen und lenkt unsere Entscheidungen, wie auch Geschicke, oder die anderer, so, dass man manchmal dennoch bekommen kann, was man sich wünscht...

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Gefangen

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Es war ein kaltes, dunkles Verlies, in dem sie gefangen war. Ein Kerker, der noch 100-mal abscheulicher war, als Snapes in Hogwarts. Er war kalt, feucht und muffig, trotz des kleinen, schmalen, dick vergitterten Fensters, weit oben in der Steinwand, welches gerade genug Licht hereinließ, dass sie schwache Schemen erkennen konnte, wenn der Himmel nicht, so wie jetzt, von dicken Regenwolken bedeckt war.

Doch war der Himmel bereits seit Monaten nicht mehr wirklich zu sehen, sondern ständig durch den feuchtkalten, dunstigen Nebel der Dementoren verschlossen, die zu brüten schienen und so in ganz England eine schwerwiegende, drückende Kälte zurückließen. Hoffnungslosigkeit. Ein Gefühl, was Hermione auch ohne das Zutun dieser dunklen Geschöpfe seit einigen Tagen quälte.

Ihr Kopf lastete furchtbar schwer. Zu sagen, sie hätte nur Kopfschmerzen, hätte der Wahrheit in den höchsten Tönen gespottet. Nein, über so etwas Banales wie Kopfschmerzen wäre sie unendlich dankbar gewesen. Stattdessen schmerzte sie ihr ganzer Körper.

So war es nicht nur eine kalte, leicht stickig, muffige Luft, die den Kerker ausfüllte, sondern auch der Geruch von Blut, kaltem Schweiß und Krankheit. Es waren Gerüche, die von ihr kamen. Blut, welches auf ihrem Körper schimmerte und von zahlreichen Stich- wie auch Schnittwunden herrührte, die sich bereits entzündeten.

Sie hatte das Gefühl, ihr ganzer Körper bestünde nur noch aus einem einzigen blauen Fleck. Jede einzelne Faser spannte unermesslich, während sie in ihrem Innern auch weiter ein fürchterliches Brennen, Stechen und Reißen spürte, welches dem Cruciatus geschuldet war, mit dem man sie noch Stunden zuvor gefoltert hatte.

Erst als sie nicht einmal mehr hatte schreien können, da die Erschöpfung und der Schmerz drohten ihr das Bewusstsein zu nehmen, hatte Bellatrix aufgehört. Im Anschluss hatte man sie zurück in dieses Loch geworfen, mit dem festen Vorsatz, am kommenden Morgen weiterzumachen, um sie endlich zum Sprechen zu bringen. Nur, dass sie das nicht würde. Sie würde ihre Freunde nicht verraten. Lieber ging sie in den Tod. Einen, den man ihr aber genauso wenig gewähren würde.

Sie hatte es in ihrer halben Bewusstlosigkeit noch gehört, wie einer der Death Eater diese Irre dazu gemahnt hatte, sie, das Schlammblut, noch nicht zu töten. Wenn sie tot wäre, würde man Potter nicht mehr mit ihr locken können.

„Harry...", flüsterte sie bei dem Gedanken an ihn kratzig und verweint, bevor sie sich auf dem feuchten Steinboden zusammenkrampfte, was den Schmerz in ihrem Körper erneut stärker aufflammen ließ, bevor er nach und nach minimal abebbte, bis alles wieder so war wie kurz zuvor.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt