092. Was uns nicht umbringt, macht uns stärker (1/2)

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Was uns nicht umbringt, macht uns stärker

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Es war nur ein Hauch, fast ein Flüstern, dennoch gab es nur eine Zehntelsekunde später einen lauten Knall, dem mehrere panische Schreie und Gepolter folgten.

„DRACO!", stieß Hermione entsetzt aus, als er mit dem Stuhl nach hinten kippte, genauso wie Blaise „DRAY!", der mit Charlie regelrecht über den Tisch stürzte, um nach seinem Freund zu sehen, der auf dem Boden lag.

Die Gryffindor sank sofort neben ihn und versuchte verzweifelt, ihn anzusprechen. Dabei schossen ihr unkontrolliert dicke Tränen des Entsetzens aus den Augen. Diese schürten einen fürchterlich brennenden Schmerz in ihrem Innern, der eine gefühlte Ewigkeit andauerte, die kaum mehr war, als zwei Sekunden.

Diese brauchte es, bis Dracos Herz getrieben weiter hämmerte und so drohte, seiner Kehle zu entweichen. Er keuchte schwer und starrte geschockt an die Decke, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, denn sein Verstand hatte gerade einen Aussetzer. Zwar sah er Hermione, Blaise und Charlie, die sich zu ihm beugten und hektisch auf ihn einredeten. So richtig kam aber nichts bei ihm an.

„HABEN SIE NOCH ALLE REISIGE IM BESEN SIE ... SIE...", keifte Blaise unsäglich wütend und deutete bedrohlich, mit einem tiefdunklen Feuer in den beinahe schwarz gewordenen Augen, mit dem Zauberstab auf das Gesicht seines Professors. Dieser hob entschuldigend die Hände.

„Es tut mir leid. Ich dachte nur, eine kleine Veranschaulichung meiner Erklärung wäre ganz hilfreich, um -" „HILFREICH? SIND SIE NOCH GANZ DICHT?!", brüllte Blaise ihm dazwischen, während der Rest der Klasse, etwas unschlüssig obgleich dessen, was gerade passiert war, die Hälse reckte, um in die hinterste Reihe sehen zu können. Von dort hörten die drei ihre Mitschüler tuscheln.

„... hat der Malfoy jetzt erledigt?" „... lebt der noch?" „... 100 Punkte für Dippet!" „... geschieht ihm recht." „... Schade, scheint nicht geklappt zu haben", und Ähnliches drang zu ihnen durch, was Hermione und Charlie gänzlich ignorierten. Stattdessen versuchten sie ihren Freund weiter anzusprechen. Der kam nur langsam wieder zu sich und blinzelte ein- zweimal.

Damit wich die eben noch schier übermächtige Taubheit aus seinen Gliedern und überließ anderen Gefühlen und Sinnen den Platz. Das Erste, was er verstärkt spürte, neben dem Blut, das donnernd durch seine Venen raste, war ein massives Stechen am Hinterkopf.

„Scheiße", keuchte er, als er sich an die Stelle fasste und leicht zusammenrollte. Charlie und Hermione musterten ihn unsicher.

„WAS ZUR HÖLLE HABEN SIE MIT IHM GEMACHT?!", keifte Blaise Dippet an. Dabei schlugen bereits Funken aus seinem Zauberstab, was Ginny und Harry auf den Plan rief, die allmählich den ersten Schreck überwanden.

„Mach keinen Mist!", warf Ginny dem Slytherin verschreckt zu und versuchte seinen Arm runter zu drücken. Im gleichen Moment lehnte Harry sich hektisch über den Tisch, um nach den anderen zu sehen.

Hermione und Charlie waren weiter um Draco bemüht, dem, Merlin sei Dank, nichts Ernstes zu fehlen schien. Sie halfen ihm, sich aufzusetzen, wobei er das Gesicht aufs Neue schmerzlich verzog und die rechte Hand fest gegen den Hinterkopf drückte.

„Geht's?", hauchte Hermione besorgt, aber auch unendlich erleichtert, als sie ihm beruhigend durch die Haare strich. Kurz darauf hielt sie inne, als sie dort etwas spürte, was nicht dahin gehörte. Als sie die Hand wieder zu sich nahm, sah sie sich ihre Ahnung bestätigt. Blut.

„Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht so erschrecken", entschuldigte Dippet sich nochmal. Auf seinen Lippen lag allerdings ein leicht amüsiertes Lächeln, was Hermione, Charlie und allen voran Blaise zur Weißglut trieb, der erneut herumschrie.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt