Kapitel 43 - Fragerunde

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Die Stimmung im Strandhaus ist bedrückend. Natürlich ist es nicht so, als würden wir uns ignorieren oder streiten – allerdings merkt man, dass es einige Dinge gibt, die einfach nicht ausgesprochen werden. Mir ist bewusst, dass es wohl Rubys und meine Schuld ist, da wir uns einfach auf und davon gemacht haben, um Zeit mit den Jungen zu verbringen. Allerdings, woher nehmen sich Nathan und Malcolm das Recht, uns vorzuschreiben, mit wem wir Zeit verbringen?

Allerdings ... desto länger ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir etwas bewusst: Der letzte Urlaub, bevor unsere Gruppe sich teilweise für längere Zeit trennt und an verschiedenen Orten geht, um zu studieren (oder was auch immer zu tun), neigt sich dem Ende zu. Ich muss, um ehrlich zu sein, zugeben, dass wir in den vergangenen Tagen, kaum Zeit verbracht haben. Zumindest kommt es mir jetzt, wo ich darüber nachdenke, so vor. Und ich fühle mich schlecht.

Lustlos stochere ich im Rührei herum, dass Jenni am Morgen für jeden zubereitet hat. Alle sitzen am Tisch, nur Kira läuft noch durch das Haus, um ihre Sachen für den Strand zusammen zu suchen. Seit unserer Flucht aus dem Bistro sind zwei Tage vergangen. Es war auch das letzte Mal seitdem, dass wir Niall und Harry gesehen haben. Was vermutlich auch besser so war, oder? Ich weiß schließlich nicht, was ich tun sollte. Einerseits würde ich gerne zu ihnen rüber gehen – vor allem zu Harry – und Zeit mit ihnen verbringen, andererseits weiß ich, dass es unfair gegenüber den Anderen ist. Wir haben diesen Urlaub geplant, um unseren letzten gemeinsamen Sommer zu feiern.

»Grace«, spricht mich die zierlichste unserer Gruppe an. Ich hebe meinen Blick von meinem Teller und sehe sie fragend an. »Hast du keinen Hunger?«, fragt sie mich und mustert mich besorgt.

Kurz sehe ich in die Runde und merke, dass die Anderen mich ebenfalls ansehen.

»Doch, doch«, lüge ich schnell. »Ich war nur in Gedanken, sorry.« Dann nehme ich mir ein Haufen Rührei auf die Gabel und stecke sie mir in den Mund. Wenn auch zwangsweise.

Die Gespräche am Tisch fangen wieder an und irgendwann setzt sich auch Kira genervt stöhnend auf ihren Platz fallen.

»Wieso musstest du eigentlich durch das ganze Haus laufen, um deine Sachen zu packen?«, fragt Simon, bevor sich wieder Essen in den Mund schiebt.

Nathan gibt ein unmenschlichen Laut von sich und hält sich die Hand vor dem Mund – vermutlich um nicht sein Essen auszuspucken.

Wenn Blicke töten könnten, wäre Nathan jetzt mehrfach von Kira erstochen worden. »Dieser Vollidiot meinte, es sei witzig, meine Sachen zu verstecken.«

»Kindskopf bleibt ein Kindskopf«, kommentiert Ruby trocken, während sie einen Schluck von ihrem Orangensaft nimmt.

»Was soll das denn heißen, bitte?«, keift Nathan sofort zurück und ich hebe meine Augenbrauen, während ich zwischen den Beiden hin und her sehe. Brechen die jetzt einen Streit vom Zaun?

»Du weißt ganz genau -«

»Okay«, unterbricht Malcolm die Beiden langgezogen, »vielleicht sollten wir jetzt langsam zum Strand aufbrechen, sonst sind die besten Plätze weg.«

»Genau, genau«, mischt sich jetzt Jenni ein und erhebt sich von ihren Platz. Und ehe ich hingucken kann, räumt sie gemeinsam mit Simon, der ihr unaufgefordert hilft, den Tisch ab.

Ich runzle schweigend die Stirn und sehe in die Runde, die noch immer sitzt. Die Atmosphäre ist vermutlich doch angespannter, als ich erwartet habe. Zumindest scheint Ruby kurz vorm Platzen zu sein.

Keine halbe Stunde später, sind wir auf dem Weg zum Strand. Obwohl es erst Vormittag ist, brennt die Sonne jetzt schon auf meiner Haut und ich frage mich, wieso ich mich nicht schon im Strandhaus eingecremt habe. Als ich meine Sonnenbrille auf dem Kopf auf meine Nase schieben will, greife ich ins Leere und schließlich an meinen Haaren. Hab ich sie wirklich vergessen? So ein Mist. Schweigend gehe ich weiter. Ich würde jetzt nicht wegen meiner Sonnenbrille umkehren.

Nachdem wir – heißt: Ruby - uns einen ruhigen Platz im Sand gesucht haben, breiten wir uns nach und nach aus.

»Grace, kannst du mir die Sonnencreme geben?«, fragt mich Jenni.

Die Sonnencreme? Warum sollte ich sie haben?

»...Hast du sie nicht eingepackt?«

Langsam schüttle ich den Kopf.

»Hab ich dich nicht drum gebeten?«

Wieder schüttle ich den Kopf. Hat sie nicht. Oder?

»Oh«, macht sie und steht von ihrer Decke auf. »Dann geh ich sie jetzt holen.«

Ich winke ab. »Ich kann gehen. Hab sowieso meine Sonnenbrille vergessen.«

Jenni will sich wieder auf ihrem Handtuch fallen lassen, doch sie hält inne und sieht mich wieder an. »Willst du alleine gehen oder soll ich mit?«

Ich möchte antworten, dass ich alleine gehen kann, aber Malcolm unterbricht mich. »Ich begleite dich. Hab mein Handy vergessen.«

Das brauchst du hier doch sowieso nicht, denke ich, verkneife mir aber, es wirklich zu sagen. Stattdessen nicke ich nur und mache mich dann gemeinsam mit ihm auf dem Rückweg zum Strandhaus.

Eine Weile schweigen wir einfach nur. Ich wüsste nicht, was ich ihm sagen sollte. Eigentlich bin ich sauer auf ihn – aber irgendwie fühle ich mich auch schlecht. Macht das irgendwie Sinn? Klingt paradox, irgendwie.

»Also«, bricht schließlich Malcolm die Stille. Ich weiß nicht, ob ich froh darüber sein sollte. Vermutlich nicht. »Du und der Lockenkopf?«

Ich räuspere mich kurz. Na super. Er spricht Harold an, natürlich. Was soll ich darauf antworten? »Na ja, irgendwie schon?« Wieso klinge ich so unsicher?

»Seid ihr zusammen?« Du bist heute aber direkt, mein Lieber.

Einen Moment schweige ich. »Um ehrlich zu sein«, sage ich schließlich, »wurde das Thema bisher noch nicht angesprochen.« Davon wurde irgendwie immer erfolgreich abgelenkt – mit Knutschen.

»Also nur so eine Sommer-Sache?« Komm zum Punkt.

»Ich weiß es nicht«, antworte ich ehrlich. »Ich meine, es wäre logisch, oder? Er wohnt in New York und ich werde vermutlich mein Leben lang in London fest sitzen. Fernbeziehungen sind immer zum Scheitern verurteilt. Außerdem bleibt alles, was im Urlaub passiert, im Urlaub. Zumindest...« Ich stoppe kurz und sehe zu Malcolm hoch, der aber irgendwie an mir vorbei zu sehen scheint und sein Gesichtsausdruck hatte etwas an sich, das mich stutzig werden lässt. »Ist was?«

Er blinzelt einige Male, bevor er mich wieder direkt ansieht. »Eh, ja.«

Ich atme kurz laut aus, bevor ich mein Blick wieder nach vorne richte. »Zumindest sagt Ruby das«, beende ich mein Satz.

»Und du denkst nicht so?«

Zögernd zucke ich mit den Schultern. »Ich meine, ich weiß, dass Fernbeziehungen nicht unbedingt einfach sind – vor allem, wenn man in verschiedenen Ländern wohnt, aber ich mag Harry wirklich sehr.« Und vielleicht sieht Harold das genau so? Ich erinnere mich an das Gespräch mit Ruby, als wir von ihm und Niall zurück kamen. Diese Tatsache, dass er nicht versucht, mich so schnell wie möglich ins Bett zu bekommen, zeigt doch, dass er mich nicht als irgendeine schnelle Nummer sieht, oder?

Aber Moment ... Warum rede ich darüber eigentlich mit Malcolm? Der hat mit der Sache nun wirklich nichts zu tun. »Wieso quetscht du mich überhaupt darüber aus?«, frage ich schnell, um von mir abzulenken.

Bei seinem Blick wird mir wieder unwohl. Dieses Lächeln war nicht das typische Lächeln, das ich vor einigen Tagen noch bezaubernd fand. »Nur so.«

*

[Tag 19 / Tag 21]

Endspurt, Freunde.

Ich weiß, ich hatte eigentlich gesagt, dass es noch ein wenig länger wird, aber ich hab das alles noch einmal überdacht und gemerkt, dass das nicht so passt, wie ich es eigentlich geplant hatte. Deswegen wird es doch ein ziemlich schnelles Ende.

(Ich verliere einfach kein Kommentar mehr dazu, warum ich so lange weg war. Ich weiß nämlich selbst nicht, wieso genau. Hatte irgendwie die Lust dazu verloren.)

Bis zum nächsten Kapitel, aye?  

A

THREE WEEKS » Harry StylesWhere stories live. Discover now