Kapitel 22 - Menschlichkeit

4.8K 287 77
                                    

»Sobald ich nur noch ein Stückchen esse, platze ich«, klage ich und reibe mir den Bauch mit meiner Hand, während ich mich auf meinen Rücken lege. Die ausgelöffelte Wassermelone liegt neben mir am Beckenrand, während Harry seine noch immer auf dem Schoss liegen hat.

»Du hast mehr gegessen als Liam, wenn es Pfannkuchen gibt«, bemerkt Harry und legt seine – halb ausgelöffelte – Hälfte zwischen uns.

»Pfannkuchen sind auch lecker«, sage ich, eher zu mir als zu ihm und stütze mich auf meinen Ellbogen ab. »Liam sollte mal gebratene Nudeln probieren – die sind tausendmal besser.«

Harry lacht leise. »Er mag keine Nudeln.«

»Was?«, frage ich entsetzt. »Wie schrecklich, dann kennt er ja auch keinen Nudelauflauf.«

Der Lockenkopf sieht schmunzelnd zu mir herunter, dreht seinen Oberkörper etwas weiter zu mir. »Dir geht es auch nur um Essen, kann das?«

Ich grinse und setze mich wieder komplett auf. »Essen ist lecker.«

»Auch Pilze?«

»Kommt drauf an, wo die drin sind – auf Pizza sind die Teile nämlich gar nicht so schlecht.«

»Brokkoli?«

»Ew.«

»Du magst keinen Brokkoli? Ich dachte, Essen ist lecker?«

»Du kannst mich mal.«

Er lacht.

»Ich wette, du magst auch keinen Brokkoli«, werfe ich ein.

»Doch, tue ich.«

»Lügner.« Mit verschränkten Armen vor der Brust sehe ich ihn an. Sein Blick hatte etwas belustigtes – er lügt so was von.

»Okay, erwischt.« Er hebt ergebend seine Hände und zuckt mit den Schultern. »Ich bin allergisch dagegen.«

Überrascht sehe ich ihn an. »Ich hätte nicht gedacht, dass du Allergien hast«, gebe ich zu und sehe ins Wasser. Vergeblich versuche ich das Lächeln auf meinen Lippen zu verbergen.

»Was soll dieses Lächeln denn jetzt heißen?«, fragt er misstrauisch, während er sich etwas vor lehnt, um mir ins Gesicht zu sehen.

Also irgendwie sollte ich mal langsam lernen, meine Mimik unter Kontrolle zu haben, denke ich.

»Nichts«, ich zucke mit den Schultern, »Ich musste nur gerade daran denken, wie viel menschlicher dich das macht.«

Harry hebt eine Augenbraue.

»Nicht, dass du davor nicht menschlich warst«, zumindest zurückblickend wirklich oft, »aber jetzt bist du eben noch menschlicher, weil du – du weißt schon was ich meine.« Ich winke ab.

»Nein, ich weiß leider nicht, was du meinst. Rede weiter.« Deutlich merke ich, wie belustigt er gerade ist. Blödmann.

»Du kannst mich mal.«

Er lacht leise und sieht zum Wasser, während er seine Beine kurz schaukeln lässt. Nicht gerade unauffällig beobachte ich ihn dabei und presse die Lippen zusammen. »Ich meinte damit, dass Fehler Menschlichkeit ausdrücken, oder?« Ich lasse meine Beine im kühlen Wasser schaukeln. »Wo wäre die Menschlichkeit, wenn niemand Fehler hätte?«

»Was sind deine Fehler?«, fragt er nach einer Weile Stille.

Ich hebe meine Augenbrauen. »Ich sage ›Aye‹, statt ›Ja‹.«

»Das zählt nicht.«

»Natürlich zählt das.«

»Nein«, widersprecht er mir. »Du magst es vielleicht als Fehler sehen – für mich ist es aber kein Fehler. Es macht dich vielleicht menschlicher, aber ich würde es nicht als eine Macke bezeichnen.«

THREE WEEKS » Harry StylesWhere stories live. Discover now