Kapitel 28 - Hazza

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»Okay«, sage ich irgendwann. »Wir befinden uns jetzt auf dem Highway. Erzählst du mir jetzt, wohin wir fahren?«

»Nö«, antwortet der Lockenkopf am Fahrerplatz. »Sonst ist die Spannung weg.«

»Arschloch.«

»Das ist nicht sehr lady-like, Ava-Grace.«

»Nenn mich nicht so«, sage ich dazwischen, aber er ignoriert es geflissentlich.

»Wobei, sehr lady-like bist du ja nie.«

»Arschloch«, beleidige ich ihn wieder und ziehe die Nase hoch.

»Das sagtest du schon«, bemerkt Harry, während er mich süffisant angrinst.

»Meinte ich auch so.« Ich sehe aus dem Seitenfenster, um eines der näher kommenden Schilder zu lesen. Harry höre ich neben mir leise lachen. »Wow, Moment mal«, sage ich, als wir am Schild vorbei gefahren sind. »Hab ich mich gerade verlesen?«

»Kommt drauf an, was du gelesen hast«, antwortet Harry, ohne seinen Blick von den Scheinwerfern beleuchtete Straße abzuwenden.

»Fährst du gerade Richtung Los Angeles?«

»Glückwunsch, du kannst lesen.«

Ich ignoriere seine neckende Art. Stattdessen realisiere ich selber, dass ich gerade nach Los Angeles fahre. Aber genau wie mir diese Erkenntnis kommt und die Aufregung steigt, kommt mir noch ein weiterer Gedanke. »Aber was kann man da so nachts machen? Es ist inzwischen elf Uhr.« Ich ziehe die Nase hoch.

»Es gibt einen Ort in Los Angeles, der sehenswert ist. Und der liegt nicht einmal wirklich in Los Angeles.«

Ich hebe meine Augenbrauen und sehe Harry an. »Nur einen Ort?«

»Ja, so ziemlich.«

Eher weniger überzeugt lehne ich mich auf meinem Sitz zurück und betrachte die vorbeiziehenden Lichter, die die Dunkelheit zumindest ein wenig erhellen. Ich merke immer mehr, wie mich die Müdigkeit einholt. Und die Tatsache, dass das Auto wie immer mit Stille erfüllt ist, wenn niemand spricht, macht die Sache nur schlimmer. Nur das Brummen des Motors ist leise im Hintergrund zu hören und ich befürchte, dass mich das bald in den Schlaf bringen wird. »Sag mal«, fange ich ein neues Thema an, »wieso hast du eigentlich deine Musik immer aus?«

»Da ist eine uralte CD drin.« Er deutet auf das kleine Radio. »Aber irgendwie vergesse ich jedes Mal mir einfach irgendein gutes Album zu kaufen.«

Ich hebe meine Augenbrauen. »Und deswegen fährst du lieber in der Stille?«

»Mit diesen Liedern verwandelt sich das Autofahren in ein Albtraum, also ... Ja.«

»Ach komm«, sage ich, »so schlimm kann das doch gar nicht sein. Mit altern Liedern kann man auch normal Autofahren.« Mit einem Mal drücke ich den Powerknopf seines Radios. Harry versucht noch, mich aufzuhalten, aber ich schiebe seine Hand, die den Knopf erneut betätigen will, einfach beiseite und drehe stattdessen die Lautstärke lauter. Ein Lachen ertönt aus den Lautsprechern und ich höre Harry noch etwas murmeln, bevor angefangen wird, zu singen. Und schon nach den ersten Sekunden wird mir klar, welches Lied es ist.

Mit offenen Mund und großen Augen sehe ich zu Harry, welcher die Augen für einen kurzen Moment niederschlägt. Ich versuche wirklich nicht zu lachen, aber ich scheitere kläglich. »Verdammt«, sage ich Luft schnappend über die Musik hinweg, »ich habe alles erwartet, Harry. Wirklich alles. Aber die Spice Girls? Niemals.« Ich lache wieder auf. Alles von der Müdigkeit ist verschwunden.

THREE WEEKS » Harry StylesWhere stories live. Discover now