Nach der letzten Unterrichtsstunde war ich Hundemüde und erschöpft. Tay wartete am Schultor auf mich als ich die Treppen hinunterkam. Chris war mir heute kein einziges mal mehr von der Seite gewichen. Ich konnte sehn dass er spürte dass etwas nicht in Ordnung war. Aber ich konnte nicht mit ihm reden. Noch nicht. Denn das alles war zu viel für mich. Wenn ich den Mut dazu hatte, fand ich nicht die richtigen Worte und das alles zerrte an mir.

Ich stellte mich vor Chris und sah ihn an. Er lächelte nicht. Ich konnte keine Emotionen in seinem Gesicht erkennen. Etwas in mir drin zerbrach. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehn. Er umarmte mich schnell und stürmte dann aus dem Gebäude. Traurig sah ich ihm nach.

>>Kommst du?<< Rief Taylor nach mir und holte mich so aus meiner Starre. Schnell lief ich zu ihm und gemeinsam machten wie uns auf den Weg zum Auto.

Während der Fahrt redete ich kein Wort. Tay wollte die ganze Zeit etwas sagen aber tat es nicht.
Als wir in die Garage fuhren wartete ich bis wie endlich standen. Ich wollte nur noch in mein Zimmer und mich elend fühlen. Ich war so ein schlechter Mensch.
Als wir endlich geparkt hatten stieg ich schnell aus und rannte ins Haus. Jedoch kam ich nicht weit.
Meine Mutter war zuhause und rief nach mir, dass ich in die Küche kommen sollte. Schließlich kam

>>Ich habe euch Mittagessen gemacht. << Sie sah mich mit dabei mit einem Blick der keinen Wiederspruch duldete. Also setzte ich mich zu Taylor an den Tisch und wartete bis meine Mutter uns das essen servierte.

Es gab Lasagne. Grundsätzlich mochte ich dieses Gericht. Jedoch ließ mich mein Gewissen so schlecht fühlen, dass ich das Essen nicht genießen konnte. Allein der Gedanke meine Zähne in die weichen Nudelplatten zu schlagen löste in mir einen Würgereiz aus.

Jedoch aß ich tapfer meine Portion. Nachdem ich den letzten Bissen hinuntergeschluckt und einen großen Schluck Wasser nachgetrunken habe konnte ich die Mahlzeit nicht mehr bei mir behalten und stürzte aus der Küche ins Badezimmer und beugte mich über die Kloschüssel um mich zu übergeben. 

Ich spülte mir den Mund aus und drehte mich dann zu Tür an der bereits Taylor lehnte. Er sah mich nur an. Mehr tat er nicht. Es war Still. Viel zu still. Ich ertrug diese Stille nicht. Irgendwann brach der Damm und ich fing an hemmungslos zu weinen und brach auf dem Badezimmerboden zusammen. Mein Zwillingsbruder eilte zu mir und nahm mich geschockt in die Arme.

Ich weiß nicht wie lange er die Arme um mich geschlungen hat und er mich einfach nur hin und her wog und ich mir die Seele aus dem Leib heulte. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören hysterisch zu weinen. Irgendwann brach er das Schweigen.

>>Schwesterherz was ist los? << fragte er mich verzweifelt.

>>Ich kann nicht mehr. Es tut mir alles so leid. Ich bin so ein schlechter Mensch! << brach es aus mir heraus. Die Tränen flossen wie Bäche. Ich konnte sie nicht mehr stoppen. Ich konnte nicht mehr stark sein. Der Schmerz war zu groß und das Loch in meiner Brust war nicht mehr zu schließen.

>>Wie um Gottes Willen kommst du auf die Idee, dass du ein schlechter Mensch wärst? <<

>>Ich bin zu schwach um gegen die Krankheit anzukämpfen. Und das ist alles meine Schuld. Weil ich schwächer als der Krebs bin. Ich reiß dich und alle anderen aus meiner Familie mit in den Abgrund. Ich werde euch so sehr verletzen. Ich muss mit Chris Schluss machen, weil ich ihm die Bürde nicht zumuten kann. Ich muss ihn freigeben damit er glücklich werden kann. Er hat das alles nicht verdient. Ich muss ihn anlügen, weil er nicht abgelenkt werden darf. Und all das macht mich zu einem schlechten Menschen. Denkst du ich sehe nicht wie Mum immer heimlich weint aber versucht vor uns stark zu sein. Wie Dad sich oft in einem Haufen Arbeit stürzt um abgelenkt zu sein. Ich bin für euch eine Belastung ich nehme im Zeit in Anspruch. Dabei solltet ihr alle doch leben. Ich habe Angst, dass ich euch so sehr kaputt mache, dass ihr vergesst, dass es nach meinem Tod auch noch weitergeht<<

Diese Worte musste Taylor erstmal verdauen. Denn er wusste, dass ich recht habe. Ich wusste, dass ich recht hatte.

>>Ari es wird alles gut werden. Du bist kein schlechter Mensch. Du bist so eine selbstlose, starke und unabhängige junge Frau. Du bist meine bessere Hälfte. Und ja wir müssen unsere Zeit opfern. Aber das tun wir doch gerne. Es ist die letzte kostbare Zeit die wir noch mit dir haben. Die müssen wir nutzen. Wir lieben dich alle so unglaublich. Du bist unser ganzer Stolz. Der Sonnenschein unserer Familie. Unsere einzige Schwester. Ich fühl mich schlecht denn ist meine Aufgabe auf dich aufzupassen. Es tut mir so leid, dass ich es nicht kann. <<

Jetzt lag es an mir Taylor in den Arm nahm da er die Tränen nicht mehr halten konnte und zu weinen begann. Wir saßen da und ließen die ausgesprochenen Worte auf uns wirken.

Was wir nicht wussten ist, dass Mum draußen neben der Tür an die Wand gelehnt saß und ihr unser Gespräch das Herz zerriss.

. . .

Heute war der Tag an dem ich mich von Chris verabschieden musste. Von unserer Beziehung und all unseren Höhen und Tiefen. Ich musste ihn retten.

In einer Stunde sollten wir uns sehen. In einer Stunde musste ich diese wundervolle Bank im Park verlassen. Diesen Ort hatte ich noch nie besucht doch heute hatte ich das Gefühl nicht Atmen zu können und bin einfach losgefahren bis ich hier gelandet bin. Hier wirkte alles unbeschwert und leicht. Eine heile Welt.

Ich beobachtete ein altes Ehepaar das entlang des Teiches spazierte und musste lächeln bei dem Gedanken, dass es noch Menschen gab die wirklich ihr Leben miteinander verbrachten und zusammen alt wurden. Das hatte ich mir immer gewünscht. Weiter links spielte ein kleiner Junge mit seinem Hund. Ein Golden Retriver unschwer zu erkennen. Hi und da liefen Läufer an mir vorbei und vereinzelt auch Radfahrer die den sonnigen warmen Frühlingstag für ihre sportlichen Aktivitäten nutzen. Auch eine junges Paar mit Kinderwagen genoss die Natur. Der Vater hatte ein kleines Mädchen mit zwei kleinen Zöpfen auf den Schultern welches fröhlich lachte. Hier war das Leben schön. Hier sah ich, dass es auch Glück gab.

Weiter hinten bei einem großen Baum mit zwei Wipfeln stachen mir zwei Jugendliche ins Auge. Sie kamen Hand in Hand langsam auf mich zu geschlendert. Ich konnte sie nicht genau erkenne aber die beiden kamen mir näher und näher bogen jedoch nicht auf den Weg zu meiner Bank ab. Sondern gingen den zum kleinen Teich entlang. Der Junge lachte und gab den Mädchen einen langen Kuss. Als sie sich voneinander lösten kicherte das Mädchen. Der Junge lächelte und sah in meine Richtung. Und da erkannt ich ihn.

Dieser Junge war Chis! Und an seiner Seite war Hanna. Meine Freundin Hanna

Er sah mich Gott sei Dank nicht. Oder erkannte er mich nicht. Jedoch war es mir egal. Diese Erkenntnis, dass er da einfach mit einer anderen war gab mir einen Stich. Ja ich wollte, dass er glücklich wird. Aber nicht auf diese Art und Weise. Denn ich wusste jetzt, dass er das Kapitel schon abgeschlossen hatte. Denn Chris hatte mich betrogen. Ich ertrug diesen Gedanken nicht.

Plötzlich war der dieser Ort nicht beruhigend, sondern es tat nur noch weh hier zu sein. Das Zwitschern der Vögel nur noch zu laut und zu schrill und das Sonnenlicht zu grell. Mir fiel es wie Schuppen vor Augen. Emma hatte doch erzählt Hanna hätte einen Freund betrog sie den etwa auch. Ich musste weg. Ich hatte dafür keine Tränen, denn es war pure Enttäuschung. Ich lief und lief hatte keine Ahnung wohin. Einfach weg von diesem schrecklichen Ort. Ich rannte eine Frau um doch es war mir egal. Ich musste fliehen.

extinguished - Wie ausgelöschtWhere stories live. Discover now