We all together (ABGESCHLOSSEN)

Kapitel 1

Kann ein Mensch eine romantische Beziehung mit einem Gegenstand eingehen? Ich habe mal gehört das eine Frau mit dem Eifelturm verheiratet ist. Nicht dass ich vorhatte den Eifelturm zu heiraten, auch kein anderes Gebäude kam in Frage. Ich rede von meinen heiß geliebten Rollschuhen, welche ich leider im Haus noch nicht tragen konnte. Zumindest nicht wenn mein Bruder Zuhause ist. Nachdenklich wanderten meine Augen zu den Koffern an der Tür. Vielleicht würde ich vor dem Umzug noch einmal eine Runde drehen. 

Das Grummeln meines Magens brachte mich endlich in Bewegung. Hochmotiviert wie immer lief ich aus meinem Zimmer, die Treppen runter. Man traf hier nicht oft auf andere Menschen. Auch wenn das die Villa meiner Familie war, waren wir nur selten alle gemeinsam hier. Eigentlich tatsächlich nur an Feiertagen. 

Nachdem mein Brauch nun zum zweiten Mal knurrte, ging ich dann doch endlich in die Küche. Gaston saß in der Zeitung vertieft bereits dort. Der Tisch vor ihm war bereits mit Rührei, Speck, Toast und Croissant gedeckt. Ich schnappte mir noch den Orangensaft aus dem Kühlschrank bevor ich mich auf den Platz neben meinen Bruder setzte. 

Er faltet die Zeitung bevor er mich gut gelaunt mustert. ,,Bist du schon aufgeregt?" fragte er, wobei er die Antwort schon kennt. Natürlich war ich aufgeregt. Zwar war ich schon oft zwecks der Job Angebote in den unterschiedlichsten Ländern. Aber auswandern in ein anderes Land in dem man vorher immer nur Gast war, ist dann schon etwas anderes.

Da fällt mir ein. Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Luna, Luna Valente und lebe in Cancun (Mexico). Die letzten Jahre habe ich alleine hier gewohnt, da meine Eltern meist auf Geschäftsreisen sind und mein großer Bruder Gaston im Ausland auf eine teure Privatschule geht. 

Zumindest lebe ich noch für diesen einen Tag hier, den ab Morgen werde ich bereits in ein neues Zuhause in Buenos Aires (Argentinien) haben und auf die selbe teure Privatschule gehen wie mein Bruder. Er wohnt in einer WG mit seinen Freunden, in dem glücklicherweise noch ein Zimmer für mich frei war.

,,Natürlich bin ich wahnsinnig aufgeregt. Aber ich hab ja noch einen ganzen Tag Zeit um mich von all dem hier zu verabschieden." erklärte ich ihm während ich mir einen Croissant in den Mund stopfte. Mensch war ich hungrig. Gaston nickt und schnappt sich einen Toast. ,,Du musst nicht aufgeregt sein. Alle sind wahnsinnig nett. Vor allem N-" ,,Nina" beendete ich seinen Satz grinsend.

Obwohl Gaston uns persönlich nicht all zu oft sehen, telefonieren wie normalerweise alle zwei Tage miteinander um einen gesunden Kontakt aufrecht zu erhalten. Nein das stimmte nicht, ich würde ihn viel zu sehr vermissen, wenn wir nicht regelmäßig miteinander redeten. Wir haben eine sehr enge Beziehung zueinander wofür ich sehr dankbar bin. 

Natürlich erzählten wir uns dadurch in der Regel alles was wir so erleben, fühlen und denken. Dadurch hab ich die ein oder anderen Freunde von Gaston bereits aus Erzählungen bereits kennen gelernt. Da war einmal Amber, die oft falsch eingeschätzte Schönheit der WG, Simon der so wie wir ebenfalls ein Mexikaner ist, Matteo Gastons bester Freund und ... Nina. 

Bei Nina musste mir Gaston gar nicht so viel erzählen. Ich wusste schon sehr früh dass er sie toll fand. Und mit toll meine ich nicht, dass er einfach einen Crush auf sie hat sondern dass er sie ernsthaft mag. Natürlich würde er das mir gegenüber erst zugeben, wenn eine Beziehung unausweichlich ist. 

Wir unterhielten uns eine Weile über den bevorstehenden Umzug während wir das gesamte Frühstück vertilgten. Erst in solchen Momenten, wenn man die Person vor sich hat, merkt man wie sehr man sie eigentlich die ganze Zeit vermisst hat. Persönlich hatte ich Gaston das letzte mal an Weihnachten gesehen. Nun haben wir August des nächsten Jahres. 

Wir würden beide unseren Abschluss dieses Jahr machen und vermutlich danach wieder unsere eigenen Wege gehen. Deswegen war es mir so wichtig dieses letzte so wichtige Jahr in der Nähe meines Bruders zu sein. Auch wenn dies hieß meine Heimat zu verlassen. Ein neues Kapitel in meinem Leben würde starten. Ist das nicht aufregend?