Ich zuckte zusammen, wobei meine Augen wie von selbst in alle Richtungen blickten. Dies war keineswegs ein normaler Schrei, nein er war hysterisch und voller Panik. Es war die Angst pur. Es dauerte nicht lange, bis in meinem Kopf ankam, dass es sich um eine weibliche Person gehandelt hat.

Schwer atmend versuchte ich etwas runter zu kommen, was alles andere als einfach war, da nun absolute Stille herrschte, doch diese war alles andere, als angenehm. Ich kam mir vor wie in einem schlechten Horrorfilm, in dem jeden Augenblick jemand aus einer der Schatten der Häuser oder Gassen springen würde, um mich anschließend kaltblütig zu ermorden.

Ich stellte meine Fantasien kurz in den Hintergrund, jedoch nur so lange, bis mir wieder klar wurde, dass es nach meinem Tag heute überhaupt nicht so abwegig wäre. Was wenn die fünf tatsächlich kaltblütige Killer sind? Aber hätten sie mich dann verschont? Wäre ich für sie nichts weiter, als ein Stein im Weg gewesen, den sie beseitigen mussten? Tatsache war, ich lebte noch, doch wer weiß wie lange, wenn ich nicht augenblicklich zusehe, dass ich hier verschwinde. Doch warum auch immer konnte ich mich einfach nicht von der Stelle bewegen. Der Schrei von vor wenigen Sekunden hatte mich in eine Art Schockzustand versetzt. Meine Beine gehorchten mir nicht, zu sehr war mein Kopf damit beschäftigt, dass gerade gehörte zu verarbeiten, sodass er sich nicht auf meine Beine konzentrieren konnte. Ich hatte absolut keine Ahnung was mich dazu brachte es zu tun, doch ich tat es! Ich folgte der Richtung, aus der der Schrei zu hören war.

Zitternd lief ich an den Hauswänden entlang, stets darauf achtend nicht in den Schein einer Laterne zu treten. Was tat ich hier? Meine Hände führten mich weiterhin an den rauen Außenwänden entlang, bis ich ins Leere griff. Das Haus war zu Ende, stattdessen folgte eine Seitenstraße. Vorsichtig linste ich um die Ecke, woraufhin meine Hand sofort zu meinem Mund wanderte, um einen Schrei, diesmal meinerseits, zu unterdrücken.

Blitzschnell ging ich wieder einen Schritt zurück, um so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf mich zu lenken. Ich spürte die Wärme meiner Atmung auf meiner Handfläche, welche noch immer krampfhaft an meinen Mund gepresst war. Ich vertraute mir für den Moment noch zu wenig, um sie runter zu nehmen. Ich war nicht sicher, wie ich reagieren würde. Nach allem was mir heute passiert ist, dachte ich zunächst ich hätte das Schlimmste bereits hinter mir, als ich diese Idioten in meinem Haus aufgefunden hatte, als die Polizei anschließend vor meiner Tür stand, als Zayn mich.. nun ja, wie soll ich sagen, vergewaltigen wollte und mich anschließend ans Bett gefesselt hat und als Niall mir letztendlich eine Spritze in den Arm gerammt hat, aber nein, das Schlimmste hatte ich gerade gesehen.

Mehrere Personen, die um zwei weitere herum standen, die allerdings auf dem Boden lagen und sich nicht mehr rührten. Ich schluckte ein paar Mal, bevor ich mir sicher war, dass ich nun gefahrenlos die Hand von meinem Gesicht nehmen konnte. Ich wischte mir einige Male über die Stirn, um den Schweiß, Hauptsächlich Angstschweiß, zu entfernen, bevor ich mich schleichend auf den Rückweg machen wollte, als mein Gewissen jedoch wieder größer, als mein Fluchtinstinkt wurde. Was wenn dort gerade jemand oder sogar mehrere ermordet wurden? Ich hatte zwar nur kurz hingesehen, doch besonders lebendig sahen sie nicht mehr aus. Andererseits hatte ich diesen Schrei gehört, weshalb... Nein! Ich durfte mir darüber jetzt keine Gedanken machen, dazu hatte ich keine Zeit. Was auch immer da vor sich geht oder ging, ich war mir ziemlich sicher, dass das Ganze alles andere, als legal war und ich musste doch irgendwie helfen. Ja, ich hatte kein Handy, doch ich könnte später eventuell eine wichtige Zeugin sein. Wie auch immer ich musste jetzt was tun!

So tapste ich wieder zurück, bis hin zur Ecke der Hauswand und lugte erneut in die Gasse hinein. Der Schock war etwas verdaut, machte das ganze vor mir jedoch nicht angenehmer mit anzuschauen. Ich vernahm leisere Stimmen, was für mich auf ein normales Gespräch zwischen zwei der stehenden Personen hindeutete. Es war zu dunkel um genaueres zu erkennen, weshalb ich nur die Silhouetten von Menschen sah. So erkannte ich also einen weiteren, der einen der Menschen vom Boden in einen Kleintransporter, welcher am anderen Ende der Gasse stand, beförderten. Ich war mir ziemlich sicher, dass es ein Mädchen war, da ihr Pferdeschwanz dabei hin und her wackelte. Ein anderer lief nebenher und ein weiterer trug die zweite Person vom Boden ebenfalls in die Richtung. Was hatten die nur vor?

thief of my heart ~stay with me #1Where stories live. Discover now