24.

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Der Tag hielt uns beschäftigt und ließ uns keine Zeit für eine Ruhepause. Immer wieder wechselten wir uns mit Füttern und Wärmen der Schweinebabys ab, wobei ich darauf achtete, Markus nicht allzu oft verzweifelt anzustarren. Obwohl er anfangs der Schwächste gewesen war, robbte er sich jetzt am agilsten durch den Holzkasten, den wir vorerst als Zuhause für die Ferkel bestimmt und mit splitterfreier Hobelspäne ausgelegt hatten. Einmal machte es sogar den Anschein, als versuchte er aufzustehen, doch seine Beine knickten nach wenigen Momenten wieder ein und er purzelte zurück zu seinen Geschwistern, die kaum Neugier zeigten und entweder die ganze Zeit über schliefen oder mit ihren ersten viel zu hohen Grunzlauten um Futter bettelten.

Als Tim mich das nächste Mal ablöste, hatte er seine beiden Arme voll mit Gerätschaften, die er neben mir ablegte. Stolz hielt er die Sachen hoch: ein dünnes Holzgestell mit drei Glühbirnen daran befestigt, die rotes Licht und Wärme ausstrahlten und uns die ständige Arbeit zumindest ein wenig erleichtern würden; Eine Kindernuckelflasche und etwas, dass ich nicht sofort zuordnen konnte. Etwas aus Plastik mit einem großen Lautsprecher, kurzer Antenne und ein paar Knöpfen an der Seite. "Ein Babyfon!", erklärte Tim zufrieden. "Molly hat ihre Bekannten gefragt, ob jemand eins hätte und für uns samt der Flasche entbehren könnte. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Glückwunschmeldungen sie mir von allem ausrichten musste und Fragen darüber wer denn die glückliche Mutter ist. Die werden sich wundern, wenn sie das nächste Mal ihr E-Mail Postfach öffnen!"

Ohne das ich es wollte, musste ich anfangen zu kichern. Tim stimmte mit ein, setzte sich neben mich und betrachtete unsere neun Pflegefälle. "Wie siehts eigentlich mit Reiten aus, kann ich denn schon wieder? Meinem Arm gehts jedenfalls besser", murmelte ich, strich den Ärmel hoch und zeigte Tim mein Handgelenk, das kaum noch geschwollen war. Trotzdem schüttelte Tim seinen Kopf. "Morgen wieder, die ganzen Hindernisse von gestern stehen noch draußen und ich wollte nochmal mit Charon trainieren, wo Mutter gerade in der Stadt ist!"

"Warum, erlaubt sie dir etwa nicht auf ihm zu reiten?"

Tim streckte seine Beine aus und ließ sich Zeit mit seiner Antwort: "Nein, Charon an sich ist eigentlich kein Problem, aber er hat viel zu viel Energie, das macht ihn in den falschen Händen unglaublich stur und wild. Wenn ich mit ihm Springen übe, kann er sich besser austoben, als wenn er nur auf der Weide steht oder ohne Verstand im Kreis rennt. Mollys Mann, sogesagt mein zweiter Stiefvater, hat ihn noch großgezogen, ein Mix aus Haflinger und Hannoveraner, tolle Tiere. Aber wenn ich auf seinem Pferd in seinen alten Turnierkleidern ohne Helm und andere Sicherheit reite, bekommt Mutter panische Angst. Auf Charon ist er nämlich verunglückt, als er eines Tages ausgeritten war. Jetzt ist der Wallach schon alt, fast zu alt um noch einmal auf die Turnierplätze der Welt zurückzukehren, aber das ist mein großer Wunsch. Eines Tages auf ihm einen Wettstreit gewinnen!"

Ich pfiff bewundernd zwischen meinen Zähnen hindurch. Das war wirklich ein hochgestecktes Ziel, sogar für ihn. Aber dann dachte ich zurück an den Augenblick, als der fuchsbraune Mischling über die Hindernisse geschwebt war und nicht einmal gerissen hatte. Doch, möglich war es trotzdem allemal! Ich würde Tim auf jeden Fall unterstützen, so gut ich nur konnte!

"Ich miste schnell die Pferde aus, einverstanden?"

Tim nickte. Dann drückte er mir das Gegenstück zu dem Babyfon in die Hand, das Gerät legte er neben die Holzkiste. "Ich glaube, du wärst von uns beiden die bessere Mama für die Kleinen. Du hattest die Idee mit der Milch und sie nicht schon aufgegeben wie ich. Ist das okay für dich?" Auf jeden Fall! Begeistert stimmte ich ihm zu. Tim feixte: "Mama Stegi, klingt gut!"

Dafür bekam er einen Boxer gegen seine Schulter, den er gespielt schwer verletzt entgegennahm, dann schlenderte ich los, um die Mistgabel und die Schubkarre zu holen.

Zeig mir was Leben ist! (#Stexpert)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن