23. Kapitel

112 6 1
                                    

Ein warmer Körper schmiegt sich an mich. Ich öffne Schwerfällig meine Augen und sehe in besorgte, blaue Augen die mich anstarren. Ich sage nichts sondern schmiege mich einfach nur an Yup und presse meinen Kopf in sein Fell. Ich schließe das Gewitter aus meinem Kopf und konzentriere mich einfach auf Yup. Meinen Anker in dieser schrecklichen Zeit.

Leises zwitschern weckt mich. Ein Vogel fliegt dicht über uns hinweg und schwebt dann in den roten Abendhimmel.

Ich seufze erleichtert und stehe auf. Mühsam Strecke ich meine Steifen Beine und reiße mein Maul zu einem weiten Gähnen auf.

"Alles okay? " Fragt mich ein besorgter Yup. Ich nicke nur und ziehe meine Pfoten aus dem schlammigen Boden.

"Ich hab dich verloren, ich dachte du wärst hinter mir aber dann warst du einfach weg, verschwunden. Ich hab mir solche Sorgen gemacht, ich dachte wenn dich ein Blitz trifft oder du im Wasser bist und dann ertrinkt-"

"Es ist alles gut" Unterbreche ich ihn liebevoll und schmiege mich an ihn. Ich sehe mich um. Der Fluss ist weit über die Ufer getreten und strömt schnell dahin. Überall ist Gras und das Wasser ist braun und selbst ich würde jetzt niemals darin schwimmen.

"Komm wir gehen den Fluss entlang irgendwann muss dieses Moor ja enden" sagt Yup müde davon nichts als Gras und Himmel um sich zu haben. Ich nicke zustimmend und wir machen uns auf den weg immer den Fluss entlang.

Mein Fell, das ehemalig weiß war, klebt vor Dreck an meinem Körper, ich bin voll gespritzt mit Schlamm und Dreckwasser. Angewiedert von dem fauligen Geruch verziehe ich das Gesicht und will mich schütteln, ich erstarre und kneife meine Augen zusammen um besser sehen zu können.

In der Ferne sehe ich einen grauen, breiten Streifen der sich quer über unseren Weg bahnt. Neugierig spitze ich meine Ohren und sehe erwartungsvoll zu Yup. Dieser ist ebenfalls neugierig und wir laufen los.

Ich starre das Ding an. Es ist ein Teil vom Boden und sieht wie aus Stein aus, ein wiederlicher Gestank geht davon aus und es hat in der mitte weiße streifen. Es dehnt sich von rechts nach links weit über den Horizont, vorsichtig gehe ich näher, mein Körper ist angespannt und jederzeit bereit zur Flucht. Kurz davor bleibe ich stehen und ducke mich Misstrauisch beäugen ich das Ding, das Gras am Rand ist braun und stinkt wiederlich.

Ich hebe eine Pfote und berühre kurz die Oberfläche, ich bin mir Yups besorgtem Blick durchaus bewusst und verkneife mir ein grinsen.
Die Oberfläche ist hart und warm. Ich verlagere vorsichtig mein Gewicht darauf, es scheint mich tragen zu können. Ich setzte vorsichtig Pfote vor Pfote und bleibe etwa bei der Mitte stehen, als ich mich nach Yup um drehe sehe ich direkt in seine leuchtenden blauen Augen, kurz lasse ich mich von ihnen einsaugen und versinke in ihnen, dann reiße ich mich wieder strebend los und blicke nach rechts und links. Meine Ohren spielen und ich sehe wie Yup ebenfalls wachsam den Kopf hebt. Es liegt etwas in der Luft was ich nicht erklären kann.

"Dahinten!" Ruft er entsetzt und deutet mit der Schnauze nach rechts. Ich kneife meine Augen zusammen und sehe etwas glitzern. Ein leises brummen dröhnt zu uns, ich wende mich um und renne los, der ungewohnte harte Boden reißt meine Ballen blutig auf als ich loswetzte aber ich beachte den pochenden Schmerz nicht.

So schnell ich kann renne ich vor diesem Wesen weg. Es kommt mit einer unfassbaren Geschwindigkeit auf uns zu, ich beschleunige noch mehr und werfe einen gesetzten Blick über die Schulter. Es hat uns bald eingeholt! Yup läuft dicht neben mir und drängt mich auf das Moor.

Ich hacke meine Krallen in den weichen Boden und Schleuder mich ruckartig mit jedem Satz nach vorne, so beschleunige ich aber ich weiß das dieses... Monster schneller ist als ich je etwas habe rennen sehen. Ich werfe einen Blick nah hinten und sehe das es jetzt fast auf unserer Höhe ist, aber es biegt nicht auf das Moor ab und folgt uns, sondern rast weiter und beachtet uns nicht.

Der albino WolfWhere stories live. Discover now