7. Kapitel

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Ich weiß, das ich stärker als Aika bin, aber ich kann Mo nicht einschätzen und zusammen sind sie garantiert stärkere Kämpfer als ich.

Ich greife sie nicht an, ich wehre mich nur gegen ihre reißenden Zähne und ihre kratzenden Klauen. Aber sie hören nicht auf, ihnen ist egal ob ich ihre Schläge erwiedere, ihre Augen sehen rot. Ich spüre ihre Zähne immer wieder in meinem Pelz, das Blut trängt den Frühlingsboden und ich merke wie das Leben in mir flüssig wird und an vielen Stellen meinen Körper verlässt.

Immer wieder greifen die beiden an, ich bin geschwächt aber ich versuch durchzuhalten, irgendwann werden sie sufhören... das hoffe ich zumindest.

Plötzlich schlägt mir Mo mit der Pfote hart auf den Kopf und ich falle zu Boden. Ich spüre alles, wie mein Körper aufkommt, wie das Blut in das Moos fließt, wie Mos Pfoten den Boden leicht vibrieren lassen, wie nah mir Aikas hechelnder Atem ist, wie sich meine Atmung verlangsamt, ich spüre wie sich meine Augen langsam schließen und ich weiß nicht ob es zum letzten Mal sein wird...

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Ein Stein drückt hart in meine Flanke, ich verschiebe meinen Körper etwas um dem Druck zu entgehen, Schmerz durch fährt mich und ich beiße die Zähne aufeinander um nicht auf zu heulen. Ich stehe vorsichtig und trotz der Schmerzen auf, der Boden ist dunkel von getrocknetem Blut und meine pochenden Muskeln protestieren mit Schmerzen bei jeder Bewegung. Ich lecke vorsichtig über einen Biss an meiner Vorderpfote und humple langsam los, ich kann nicht sagen ob es Tag oder Nacht ist, aber es ist still um mich.

Ich will in meinen Bau, ich bin unendlich müde, mein Maul ist ausgetrocknet und mein Magen schreit nach Nahrung, kurz mein Zustand kann nicht mehr schlechter sein. Ewig wander ich durch den Wald, ich sehe ab und zu ein Eichhörnchen, aber ich bin ansonsten alleine. Manchmal zwitschern ein paar Vögel, aber das ist dann auch das Einzige was man hierim einsamen Wald hört.

Ich lasse mich auf den Boden fallen, ich kann nicht mehr.

Ich weiß das ich noch nicht mal in die Nähe des Sees gekommen bin. Warum haben Aika und Mo das getan? Ich habe sie doch zu Leena gebracht! Warum sollte ich meine eigene Mutter umbringen? Ich liege flach auf der Seite, das Wetter ist angenehm warm und ich spüre das der Sommer bald kommen wird, ich kann ihn schon auf meiner Haut prickeln fühlen.

Ich öffne entschlossen wieder meine Augen, wenn sie glauben das ich aufgebe und sie mich los sind, dann haben sie einen Stein im Ballen, ich bin eine Kämpferin, ich schaffe das!

Gründlich säubere ich meine Wunden, die Schmerzen sind etwas erträglicher nachdem der Schmutz entfernt ist und sie in ruhe heilen können. Ich stehe vorsichtig auf, der Biss an meiner Kehle schmerzt und ich röchel etwas, ich bekomme durch die Schwellung nur schwer Luft.

Langsam setze ich Pfote vor Pfote, meine ganze Konzentration richtet sich darauf. Meine Kehle brennt zunehmend und meine Zunge klebt an meine Gaumen, meinem Körper geht es wirklich schlecht und ich sollte ihm eine lange Pause gönnen. Ich humpel langsam und mir scheint es so als würde ich noch ewig laufen müssen, aber ich beiße die Zähne aufeinander, ich werde durchhalten, ich habe mir den Respekt verdient und das werde ich beweisen.
"Ich schaffe das !" Ich weiß das es  sinnlos ist mit mir selbst zu reden, aber meine Stimme gibt mir irgendwie die Kraft weiter zu kämpfen, ich feuere mich selber an, doch irgendwann geht mir der Atem aus.

Ich sinke in eine Trance, immer Pfote vor Pfote, immer die selben Bewegungen. Ich blende die Schmerzen aus und denke an Avis, meinen Bruder, der zu mir zurück gekommen ist. Er braucht mich, ich hoffe es zumindest, den sonst fühle ich mich vollkommen nutzlos.

Eine Pfütze! Mit einem Sprung bin ich an dem schmutzigen Wasser und trinke bis nur noch schlammiger Boden übrig ist. Mein Bauch gluckert unzufrieden, er will Nahrung.

Der albino WolfWhere stories live. Discover now