2. Kapitel

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Ich schmiege mich eng an den Körper meiner Mutter und atme tief ihren milchigen Geruch ein.

"Sei tapfer meine Kleine und achte nicht auf die anderen Wölfe" murmelt Leena in mein Fell, ich sehe zu ihr auf und sehe die Liebe und Entschlossenheit in ihren Augen.
Aber Entschlossenheit für was?

Ich höre ein Quieken und drehe mich um, Kalinka, eine meiner Schwestern, sitzt bis zum Bauch im Schnee, ich lache laut und belustigt auf, als ich ihr entsetztes Gesicht sehe, sie traut sich erst jetzt nach draußen.

"Lauf nach links" Rufe ich ihr mit meiner hellen Stimme zu, nachdem ich nach einem Weg für sie gesucht habe. Zu meiner Verwunderung hört sie auf mich und springt in den von Wölfen fest getretenen Schnee.

Sie rennt so schnell es auf ihren kurzen Beinen geht zu uns und stößt mich spielerisch an, ich jaule laut und dramatisch auf und falle um, sofort spüre ich die kleinen Zähne von Kalinka in meinem Bein, rappel mich aber auf und greife sie an.
Wir kugeln übereinander und landen im Schnee ich schüttel mich und springe schnell auf Kalinka.

"Gewonnen" Rufe ich triumphierend lasse sie aber aufstehen, im Schnee zu liegen ist unangenehm und ich bin eine gute Gewinnerin. Sie schüttelt sich ebenfalls den Schnee aus dem Fell und sieht sich um.

"Wo sind wir überhaupt?" Fragt sie an Leena die uns amüsiert beobachtet hat, diese steht auf und trottet zu uns.

"Wir sind etwas außerhalb des Lagers aber ihr werdet es heute noch sehen wenn ihr vorgestellt werdet" Antwortet sie und läuft weiter zum Eingang der Höhle. Ich sehe das sie besorgt ist um meine restlichen Geschwister, sie taucht in den Tunnel ab und ihr hellbraunes Fell verschwindet in der Dunkelheit. 

Ratlos werfe ich Avis, meinem einzigen Bruder, der direkt nach mir raus gekommen ist, und Kalinka einen Blick zu aber diese wissen auch nicht was sie tun sollen. Wir sind draußen in der Welt, wie haben die Möglichkeit alles zu tun was wir wollen. Ich halte meine Schnauze in den Wind und mir wird ein Geruch zugeweht, den ich gut kenne.

Also beschließe ich nach Mo zu suchen, er ist unser Vater und einer der Jäger.

Also kann es sein, das er nicht da ist aber das ist mit jetzt egal, ich kann nicht still sitzen, ich muss meine Chance nutzen und das unmögliche möglich machen.

Ich stapfe zuversichtlich los und sehe das mir Avis und Kalinka folgen.
Wir gehen um die Felsen herum und haben den Blick auf eine riesige Kuhle im Boden, überall sind Höhlen gegraben und in der Mitte liegt ein riesiger zerfleischter Elch der den Schnee rot färbt.
Ich habe staunden die Luft angehalten und stoße sie jetzt in einem Schwall wieder aus.

"Los gehen wir" Flüster ich erfüchtig und neugierig und wir stapfen weiter, der Schnee ist von vielen Wölfen fest getreten und wir kommen schnell voran.
Wir begegnen  keinem anderen Wolf, es wundert mich aber irgendwie bin ich auch zufrieden so kann uns keiner davon abhalten etwas lustiges zu tun.

"Shakira mach mal langsamer, wir sind nicht so groß wie du. Ich kann nicht mehr" sagt Avis und bei den letzten Worten lässt er sich auf den Boden fallen und Kalinka schmiegt sich an ihn, enttäuscht sehe ich meine Geschwister an, ich würde am liebsten weiter laufen aber ich will sie auch nicht alleine lassen, dafür fühle ich mich zu verantwortungsvoll für meine kleineren und schwächeren Geschwister.
Ich kuschel mich sanft an die beiden
"Okay " Flüster ich leise. Ich spüre bald ihre ruhigen Atemzüge und werde selber schläfrig, ich strecke mich der Sonne entgegen und schließe die Augen.

Ein Schatten fällt auf mich, ich schrecke hoch und blinzel etwas benommen. Erschrocken sehe ich in ein entgeistertes, schwarzes Gesicht mit gelben Augen, der Wolf steht über uns gebeugt, seine Nase zuckt als er unseren Geruch aufnimmt. Ich zittere leicht aber unterdrücke es, jetzt ist nicht der Zeitpunkt um Schwäche zu zeigen.

"Hau ab" Knurre ich ihn an, doch er bewegt sich keinen Zentimeter. Ich weiß nicht genau, wie ich darauf reagieren soll, doch stelle ich mich schützend vor meine zwei noch schlafenden Geschwister. Er schiebt sich plötzlich an mir vorbei und schnüffelt an Kalnika, dann an Avis, ich knurre wieder und schlage mit der Pfote nach ihm doch er ignoriert mich und hebt Avis vorsichtig auf. Entsetzt sträubt sich mein Fell, der fremde und beißende Geruch des Wolfes benebelt meine Sinne, ich versuche klar zu denken, meinen Bruder zu beschützen, doch er ist schneller, stärker und vorallem viel größer.

Ich will ihm nach laufen, aber meine Beine sind taub von der Kälte und mein ganzer Körper prickelt schmerzhaft als ich mich zu schnell bewege.

Ich beobachte entsetzt wie er einen Blick auf mich wirft und dann davon jagt.
Der Blick jagt mir einen Schauer über den Rücken und mein Fell im Nacken stellt sich auf, es liegt Hass in ihm und auch eine Spur Angst, Angst vor mir.

Schnell laufe ich zu Kalinka und stupse sie an. Verwirrt zucke ich zurück, ihr Körper ist eiskalt und steif, dass ist sicher nicht gesund und kein gutes Zeichen.

Besorgt beuge ich mich über sie, ein etwas fremder Geruch schlägt mir entgegen, er ist scharf und ich habe Mühe nicht angewidert zurück zu weichen.

Ich lausche vorsichtig über ihrem Brustkorb... und ich höre keinen Herzschlag mehr.
Ich heule auf, ich weiß nicht was das bedeutet, aber ich merke das es nicht gut sein kann.

Ich setze mich neben Kalinka und versuche ihren Körper warm zu lecken.
Meine Zunge wird wund und blutig, als ich ihr an einer Stelle sogar Haare ausreiße höre ich damit auf, leise winsel ich und schmiege mich an sie, aber sie bewegt sich nicht trotzdem versuche ich verzweifelt sie zu wecken.

"Steh auf " fiepse ich und stupse sie an sie bewegt sich nicht. Ich schreie klagend auf, rufe nach Leena, sie kann mir helfen Kalinka auf zu wecken.
Ich höre kurz darauf die vertrauten Schritte, ich Blicke auf, Leena steht auf den Felsen die oberhalb von uns liegen und sucht mit ihren Augen nach uns ihre Nase zuckt hin und her auf der Suche nach unserer Spur. Ich wimmer erneut laut und ihre Augen wandern zu mir, als sie uns sieht bellt sie erschrocken auf und rennt zu uns, sie wirft einen Blick auf mich und kauert sich dann neben Kalinka.

"Was ist mit ihr Mama? Ich wollte sie wecken aber sie bewegt sich nicht" sage ich panisch aber Leena beachtet mich nicht, ihre Augen sind glasig und sie hebt Kalinka vorsichtig hoch, dann trabt sie in Richtung Lager.

"Mama!" Jaule ich ihr hinter her doch sie beachtet mich nicht, ich kann ihren scharfen Angstgeruch riechen. Ich rappel mich auf, ich verstehe die Welt nicht mehr, was ist denn mit Kalinka?

Was ist hier los?

Ich renne hinter Leena her und versuche sie einzuholen aber ich bin zu klein und meine Beine zu kurz. Ich bleibe stehen, ich bin alleine nichts außer Weiß um mich.

Ich zittere und die Kälte beißt sich in meinem kleinen Körper fest leise winsel ich, dann lasse ich mich auf den Boden fallen.

Es hat keinen Sinn mehr weiter zu gehen, ich schließe meine Augen und spüre wie die Kälte jede meiner Zellen lähmt, dann schlafe ich ein.

Der albino WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt