46 - Wie man in Reue schwimmt.

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Gewidmet: MissWolke und stylesti

✦ Keaton Henson - You


Mein Herz schlägt mir in der Brust. Fast so, als wolle es ausbrechen. Als suche es nach seinem Gegenpart. Nach dem Part, der seine Melodie erkennt. Der Part, der die gleiche Musik spielt wie meines. Es flattert in der Brust wie ein Kolibri. Schnell schlagend, auf und ab hüpfend. Ich schlucke. Mein Hals fühlt sich trocken an, als hätte ich wochenlang nichts getrunken. Vorsichtig versuche ich mich zu räuspern. Meine Augen habe ich wieder geschlossen, das Licht ist mir zu hell. Ich höre Schritte, die leiser werden als sie sich entfernen. Und ich höre leises Murmeln. Langsam öffne ich die Augen wieder und versuche, mich an das Licht zu gewöhnen. Ich liege in einem Krankenhausbett. Das Licht über meinem Bett ist an, aber der Stuhl neben mir ist leer. Nur eine Jacke wartet noch darauf, von ihrem Besitzer abgeholt zu werden.

Vorsichtig versuche ich, meine Zehen zu bewegen. Erst links und dann rechts. In meiner rechten Hand steckt eine Nadel, die zu einem Tropf führt. Die linke steckt in einem Gips und es schmerzt, als ich versuche, die Hände zu bewegen. Schließlich versuche ich, meinen Hals zu drehen. Mein Hals steckt in einer Halskrause. Ich versuche trotzdem, meinen Kopf von links nach rechts zu bewegen. Aber mir wird schwindlig und mir schießt ein Schmerz in den Kopf, dass mir schlecht wird. Mein Kopf tut so weh, als hätte jemand mit einem Vorschlaghammer darauf herumgeschlagen. Gerade als ich den Schwesternknopf suche, wird die Tür zu meinem Zimmer geöffnet. Einen kurzen Augenblick habe ich die verrückte Hoffnung, dass es Elias ist, der durch die Tür tritt. Aber es ist Basti. Seine Augen weiten sich, als er sieht, dass ich wach bin.

"Emma." Mit schnellen Schritten durchquert er das Zimmer, in dem ich alleine liege, und ist bei mir am Bett. Seine warme Hand nimmt meine und drückt sie. Zerquetscht sie. Als wolle er sichergehen, dass ich nicht wieder verschwinde.

"Basti." Meine Stimme ist nur ein Krächzen.

Seine Augen füllen sich mit Tränen und er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht.

"Wie fühlst du dich?"

Bilder des Unfalls blitzen vor meinen Augen auf.

"Elias?", flüstere ich nur.

Basti schlägt die Augen nieder und räuspert sich.

Mein Herz bricht.

"Basti, was ist mit Elias?" Hysterisch krächzend versuche ich, meine Hand aus seiner zu befreien, aber er lässt nicht los. Nein. Bitte. Bitte nicht. Bitte, bitte nicht.

Er räuspert sich erneut und sieht mich mit traurigen Augen an.

"Er liegt auf der Intensivstation. Sie haben ihn in ein künstliches Koma versetzt. Er hat einiges", er schluckt und seine Stimme bricht, "... einiges abbekommen und sie versuchen gerade alles, was sie können, um ihm zu helfen. Mehr weiß ich nicht. Es tut mir so leid, Emma." Verloren fährt er sich durch die Haare.

"Intensivstation?" Meine Stimme ist nur noch ein Flüstern. Und während draußen die Sterne funkeln bricht in dem kleinen Zimmer im Krankenhaus gerade meine Welt zusammen. Mir wird klar, dass nicht nur ich Angst um Elias habe, denn auch Bastis bester Freund schwebt in Lebensgefahr. Und er ist Lutz' Sohn.

"Ja. Es wird schon, Emma. Sie beobachten ihn Tag und Nacht. Aber er ist stark. Er ist ein Kämpfer. Er schafft das, Emma. Schon allein wegen dir."

Ich schließe die Augen. Ich schäme mich. So sehr. Die letzten Worte, die ich an ihn gerichtet habe, waren alles andere gut. Ich habe seine Liebe nicht verdient. Ich habe ihm das Herz gebrochen. So wie du ihn behandelt hast, hast du ihn nicht verdient. Und das ist das Letzte, das du zu ihm gesagt hast. Ihr habt euch gestritten. Und das nur wegen Malte.

Some of us are human | ✓Where stories live. Discover now