26 - Wie man Wellen zähmt.

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Gewidmet: Horsti2801 und Indirith

✦ Red Hot Chili Peppers - Under the bridge ✦


Der Kreis löst sich nach weiteren Runden Flaschendrehen auf und ich sitze plötzlich alleine auf dem Boden. Es ist Basti, der mir die Hand hinhält, wie ein Rettungsseil, das mich aus dem Meer der Verwirrung zieht. Seine Hand ist warm und weich,, ganz anders als Maltes schwitzige Hände. Die Grillen zirpen und die Partygeräusche um mich herum werden über den Rasen getragen. Es ist ein lauer Sommerabend. Es ist ein lauer Sommerabend und ich habe gerade Elias geküsst. Ich stehe mit Bastis Hilfe auf und sehe mich um. Unsere kleine Gruppe hat sich wieder unter die anderen Partygänger gemischt. Als wäre nichts passiert. Und es ist doch auch eigentlich nichts passiert, Emma. Was machst du für ein Drama draus? Es ist Elias, verdammt. Es ist doch nur Elias. Der Kuss hat nichts zu bedeuten, er passierte nur aufgrund des Spiels. Er hat für euch beide nichts zu bedeuten.


"Emma, willst du was trinken?" Basti sieht mich fragend an und ich ziehe die Schultern hoch. Als müsste ich mich vor fremden Blicken schützen, als wären meine Schultern Mauern einer Burg.

"Ja. Warte, ich komme mit." Ich folge ihm, wie er sich durch die tanzende Menge schlängelt. Er bewegt sich selbstsicher, als wäre das sein Reich und er der König. Die Leute begrüßen ihn und strahlen ihn an. Er ist beliebt. Sehr. Kein Wunder, er ist einer der Guten.

Wir bestellen unsere Getränke und als ich meinen Weißwein in den Händen halte, zieht Basti mich mit zu einer Bank unter einer Weide, die ihre ausladenden Äste über ein großes Stück Rasen verteilt. Er vertreibt das knutschende Pärchen, das sich darauf niedergelassen hat und klopft auf die leere Fläche neben sich. Ich richte kurz mein Kleid und setze mich auf die Bank. Aus den Lautsprechern schallt 'Under The Bridge' von den Red Hot Chili Peppers und kurz springt mein Herz. Damals. Basti, Elias und ich. Am Fluss. Und es war ein genauso warmer Sommerabend wie jetzt. Es war der Abend an dem ich mich dazu entschlossen hatte, nach Berlin zu ziehen. Es war unser letzter wirklich gemeinsamer Abend. Was wäre passiert, wenn du nie nach Berlin gezogen wärst? Was wäre mit Elias? Und was wäre mit Basti? Wären wir überhaupt noch Freunde?


"Wie ich sehe, bist du wieder in Gedanken." Basti legt mir seine Jacke um die Schultern. Ohne es zu merken, habe ich Gänsehaut bekommen. Seine Jacke ist warm und riecht nach ihm. Ich fühle mich sicher, die fremden Blicke können meiner Schulter nichts mehr anhaben.

"Oh. Danke für die Jacke", sage ich und schlüpfe in die Arme.

"Wo warst du grad, Emma?", Basti sieht mich neugierig an. Seine Blick liegt wach auf mir und ich mustere den Boden. Dass du Böden immer so interessant findest, Emma. Wirklich interessant.

"Ich habe mich gefragt, wie unser Leben verlaufen wäre, wenn ich nie nach Berlin gezogen wäre."

"Eine interessante Vorstellung." Basti nippt an seinem Bier. Wie kann man Bier nur so mögen?

"Ja. Ich weiß nicht, ob und was es verändert hätte." Ich drehe das Weinglas zwischen den Händen und starre auf meine Finger. Ich mag den Nagellack. Er passt perfekt zum Kleid. Aber ich hätte meine Hände eincremen müssen, wie immer.

"Du hättest weniger Herzen gebrochen." Basti klingt ernst und ich sehe ihn an. Sein Blick liegt auf dem Boden, doch als er merkt, dass ich ihn ansehe, hebt er seinen Blick. Im Dunkeln kann ich das Blau seiner Augen nur erahnen, aber ich weiß, dass, wären es Wellen, sie unbändig wirbeln würden.

Some of us are human | ✓Where stories live. Discover now