44 - Wie man in Schwarz eintaucht.

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Gewidmet: storyxtellerx4u und Iridescent13

✦ Dry the River - No Rest ✦

Findus streicht um meine Beine, als ich im Bad stehe und mir die Zähne putze. Ich bin müde und habe Kopfweh, als hätte jemand mit dem Hammer darauf herumgeschlagen. Er miaut und schmiegt seinen Kopf an mein nacktes Bein.

"Findus, das kitzelt!", sage ich und vergesse, dass ich gerade Zahnpasta im Mund habe. Super, Emma. Grazil und elegant. Wie eh und je. Ich versuche, das Unglück so gut es geht zu verhindern, und beuge mich über das Waschbecken. Mein Blick fällt auf den Boden, wo Findus sitzt und sich putzt. Er ist einfach so süß.
Ich stelle mich unter die Dusche und lasse mich vom heißen Wasser umhüllen. Durch den Wasserdampf beschlägt der Spiegel. Aber ich lasse mir viel Zeit, ich möchte den Zeitpunkt nach hinten verschieben, an dem ich aus dem Haus trete und zu Malte fahre.

Ich füttere Findus und esse meine Cornflakes. Papa ist im Dienst und wird erst heute Abend nach Hause kommen. Du könntest nach dem Besuch noch einkaufen, damit du euch etwas Schönes kochen kannst. Ich hole mein Lieblingskochbuch für einfache und schnelle Gerichte aus dem Schrank und blättere durch das Buch. Ich freue mich, wenn ich heute wieder zu Hause bin und mich mit einem Buch ins Bett kuscheln kann. Oder vielleicht bleibt Elias auch bei mir. Langsam gewöhne ich mich wieder daran, ohne ihn aufzustehen. Auch wenn er mir fehlt. Ich merke, wie mir ein bisschen Allein-Zeit gut tut. Und du musst nicht immer darauf achten, dass du elegant und grazil bist. Es ist ganz gut, dass Elias nicht rund um die Uhr bei dir ist. So bekommt er deine dauerhaft anwesende Tollpatschigkeit nicht mit. Ich rolle mit den Augen, als mir das Malheur mit der Zahnpasta wieder einfällt. Ich lege mir die Hand an die Stirn, als Zeichen des Schamgefühls, aber als ich sie wieder auf den Tisch legen möchte - neben die Schüssel - treffe ich den Löffel so ungeschickt, dass er laut scheppernd zu Boden fällt. Findus miaut empört und springt in die Luft.

"Entschuldigung, Findus." Traurig sehe ich ihm nach, wie er aus dem Zimmer läuft, als wäre eine Armee von Wespen hinter ihm her. Toll, Emma. Findus hat irgendwann noch ein Trauma wegen dir und deiner Tollpatschigkeit. Ich spüle die Schüssel ab und stelle sie wieder in den Schrank. Ich sehe auf die Uhr, die über der Küchentür hängt und zähle die Stunden, die mir noch bleiben, bis Elias kommt. Er hat es sich nicht nehmen lassen, mich ins Klinikum zu begleiten und Malte zu besuchen. Auch wenn ich noch nicht weiß, was ich davon halten soll. Und auch wenn ich noch nicht weiß, ob ich möchte, dass er dabei ist, während ich mit Malte spreche. Elias hat einen Hass gegen Malte, der mit Worten nicht zu beschreiben ist. Und ich habe Angst, dass Elias sich einmischt oder mich verteidigen möchte und dann selbst in die Schusslinie gerät. Ich möchte das nicht.

Mein Magen grummelt und ich kann kaum atmen. Es fühlt sich an, als läge eine Tonne Steine auf meiner Brust, die mich am Atmen hindern. Heute ist kein guter Tag. Heute ist absolut kein guter Tag. Irgendwas ist komisch. Ich habe heute ein komisches Gefühl im Bauch. An manchen Tagen wacht man auf und man weiß, dass es ein guter Tag wird. Und dann gibt es Tage, an denen man aufwacht und nach den ersten fünf Sekunden schon weiß, dass es kein guter Tag wird. Dass etwas passiert. Dass die Welt, wie man sie kennt, aus den Angeln gehoben wird. Ich muss mich hinsetzen. Also setze ich mich auf die Couch und ziehe die Knie an. Mein Kopf ist so schwer, dass ich ihn auf meine Knie ablege und kurz die Augen schließe. Ich höre ein leises Tapsen auf dem Boden und weiß, dass es Findus ist, der mich neugierig beäugt. Bestimmt sitzt er vor der Couch und beobachtet mich. Ich öffne vorsichtig ein Auge und muss grinsen. Findus zwinkert und sieht mich an.

"Miau", flüstere ich und mache das Auge wieder zu. Er springt neben mich auf die Couch und stupst mich mit seinem Kopf an.

"Schon gut, ich streichel dich ja schon." Meine Hand fährt über sein weiches Fell. Mein Gott, Emma. Wenn dich jemand reden hören würde, man würde sich Sorgen machen.

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