39 - Wie man einem Herzen lauscht.

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✦ Umberto Tozzi - Tu ✦


Elias lächelt im Schlaf und ich wüsste nur zu gerne, was er träumt. Seine Haare fallen im in die Stirn und ich streiche sie ihm sanft aus dem Gesicht, vorsichtig, um ihn nicht zu wecken. Langsam verlasse ich das Bett und gehe auf Zehenspitzen zur Tür. Leise, Emma. Lass' ihn schlafen. Ich werfe noch einen Blick zurück und öffne leise die Tür.


"Wohin gehst du?" Elias' Stimme ist noch schwer und rau vom Schlaf. Ich drehe mich um und muss lächeln. Er sieht absolut verschlafen aus. Und heiß. Innerlich rolle ich mit den Augen. Ja, auch heiß.

"Einen Cent für deine Gedanken, Em." Ein Grinsen stiehlt sich auf sein Gesicht.

Mein Lächeln wird zu einem Grinsen und ich schüttle den Kopf.

"Es ist so kalt ohne dich." Er macht einen Schmollmund und setzt seinen Welpenblick aus, dem ich nicht widerstehen kann. Bleib' stark, Emma. Aber ... warum eigentlich?

"Ich gehe duschen", sage ich leise. Meine Stimme zittert und ich weiß nicht, warum. Vielleicht, weil du dir ein bisschen wünschst, dass er mitkommt? Gut, dass du die Pille nimmst, kleine Emma. Für den Fall der Fälle.

Sofort wird aus seinem Schmollmund ein Grinsen. Und ich merke, wie ich ihm immer mehr verfalle. Alleine seine Augen verzaubern mich und ziehen mich in ihren Bann. Und wenn er lächelt, habe ich das Gefühl, als tanzten tausend Sonnen in meinem Herzen.

"Bis später, Elias. Schlaf noch ein bisschen. Du siehst aus, als könntest du noch ein paar Stunden Schlaf gebrauchen."

Er streckt mir die Zunge raus und wirft mit einem Kissen nach mir, aber da bin ich schon aus der Tür.


Das Wasser ist angenehm und macht mich wach. Du könntest Frühstück machen, Emma. Elias hat bestimmt Hunger, wenn er aufwacht - wenn er überhaupt wieder eingeschlafen ist.

Und zur Bestätigung öffnet sich die Tür der Duschkabine. Als ich mich umdrehe, steht er grinsend vor mir und ich weiß nicht, wohin ich sehen soll.

"Bist du etwa nervös?" Er überbrückt den wenigen Raum zwischen uns und steht so nah vor mir, dass wir die gleiche Luft atmen. Sein Blick verwandelt sich von frech zu intensiv und ich bekomme Gänsehaut, obwohl das Wasser warm ist. Vorsichtig streicht er mir das nasse Haar aus dem Gesicht und legt seine Hand an meine Wange. Sanft hebt er meinen Kopf, sodass ich ihm in die Augen schauen muss. Seine andere Hand legt sich an meine rechte Wange. Quälend langsam beugt er sich mit entgegen und ich kann es kaum erwarten, bis sich unsere Lippen treffen. Sein Kuss ist vorsichtig, fast scheu und ich habe das Gefühl, als würde mich seine Zuneigung überrollen. Meine Knie zittern und ich lehne mich an die Wand. Elias folgt mir und so stehen wir inmitten des Regens und ertrinken in unserem Kuss. Sein Herz. Ich möchte sein Herz hören. Als wir uns lösen, verschwende ich keine Sekunde und kuschle mich an seine Brust. Seinem Herzschlag zu lauschen, wie es gesund und kräftig in seiner Brust schlägt, gibt mir Kraft. Lebendig. Elias' Herzschlag ist wie meine Medizin, die mich am Leben hält; die mich daran erinnert, weiterzuatmen und nicht aufzugeben.

Elias legt seinen Kopf auf meinen und schlingt die Arme um mich. Und so stehen wir einfach unter dem rieselnden Wasser und schaffen uns unsere eigene kleine Luftblase. Als wären wir in unserer eigenen Schneekugel und niemand könnte unsere kleine Welt erschüttern, nicht mal ein kräftiges Schütteln der Kugel, um den Schnee fallen zu lassen. Und irgendwie berührt mich unsere Nähe und Verbundenheit so sehr, dass mir die Tränen in die Augen treten. Ich bin so froh, dass ich ihn habe. Er ist mein Anker, mein Fels, mein Sicherheitsnetz und mein Tau. Ich kann mich auf ihn verlassen und er fängt mich auf. Immer. Er hat so ein großes Herz aus Gold. Ich liebe ihn. Wow, ich hätte echt nie gedacht, dass ich das nochmal so meine, wie ich es sage. Aber ja, ich liebe Elias.

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