Wolfsmond - Wolf der Legende

Kapitel 56 ♚

~7 Milliarden Menschen, 14 Milliarden Gesichter~

Meine Hände fangen vor Aufregung zu zittern an, als ich den Brief in meine Finger gleiten lasse und mich damit wieder auf die nassen Bettlaken hocke.
Dieses Gefühl wo ich gerade habe ist überwältigend und ich weiß nicht mal so richtig wie ich mit der Tatsache umgehen soll, das ich den Brief immer bei mir hatte ohne es zu wissen.

Ich atme noch ein einziges mal tief ein und aus ehe ich den Brief langsam, wenn auch zögernd in der Angst was mich erwarten wird, auseinander falte und beginne zu lesen.

Sky,
du hast es geschafft, mein Engel.
Du bist bestimmt verwirrt über all die Dinge die in letzter Zeit geschehen sind. Kann ich völlig nachvollziehen aber die ganzen Ereignisse haben dich hoffentlich gestärkt, denn es ging nicht anders.

Wenn du diese Zeilen jetzt liest, kannst du Stolz auf dich sein, so wie ich es jetzt auf dich bin, obwohl ich es dir leider nicht zeigen kann. Wie ich dich nur jetzt vermisse.

Ich habe dich richtig eingeschätzt.
Fangen wir doch mal von vorne an,
als unsere Rasse an Wölfen von den Menschen fliehen mussten, musste ich eine Maßnahme ergreifen und alle dazu aufrufen sich zu trennen und alleine klar zu kommen, um so viele Wölfe wie nur möglich am Leben zu erhalten.
Es war eine sehr schwere Zeit.
Ich habe für jeden einzelnen Mondwolf Verantwortung getragen, denn nur ich hatte königliches Blut in mir, und damit auch du.
Nein Sky, ich war nicht normal, jeder hat auf mich gehört und nach mir gehandelt, weil ich ihr Alpha Tier war.

Doch an diesem Abend wollte ich gegen die Menschen kämpfen um meine Truppe zu schützen.
Denn wenn der Schnee fällt und der Wind weht, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt.
Jedoch wollte der Plan nicht aufgehen, denn das einzige was jeder wollte war allein mein Schutz, egal, ob sie ihr Leben somit aus Spiel setzten.
Sie haben sich alle geopfert um mich in Sicherheit zu bringen, während mich alle verteidigten haben, wurde ich ungewollt in einen Wald gebracht wo es sicher für mich alleine war.
Ich hatte es geschafft, der ganze Rest jedoch nicht, dachte ich anfangs zumindest.
Ich musste von nun an selber klar kommen aber ich bin mit der Seelischen Belastung einfach nicht klar gekommen, alle waren weg. Mein Lebensgrund, jeder einzelne Mondwolf ist gestorben.
Meine Familie. Alle.

Ich musste mich mit jungen Jahren behaupten und in dieser verfluchten Stadt Brooklin's weiterleben, denn da war ich sicher. Diese Stadt betritt niemand freiwillig, die Leute sind alle eigenartig, die Straßen sind gefüllt mit Menschen die in Angst leben und trotzdem nicht gehen, wer weiß wieso.
Irgendwann war der Zeitpunkt wo ich mit den Kräften am Ende war, ab da habe ich angefangen mein Tagebuch zu schreiben.
Ich hatte so Angst vor meiner Zukunft, wollte zurück in die Vergangenheit.

Da gab es aber noch was.
Es klingt jetzt bestimmt für dich überwältigend, aber ich war kein normaler Mondwolf.
Ich hatte durch mein Alpha Blut Fähigkeiten, die kein anderer hatte, ich konnte durch sogenannte Mondträume sehen, was in der Zukunft passieren wird, das jedoch unkontrolliert.
Die ersten kamen im Alter von 18 Jahren, ich wusste damals selber noch nichts und hatte mir das als Zufall zugesprochen, versucht alles irgendwie zu verdrängen, aber die erschreckenden Tatsachen das alles genau so passierte wie ich es gesehen hatte, hatten mir die Augen geöffnet.

Ich konnte nicht mehr mit geschlossenen Augen der Wahrheit ins Gesicht sehen.

Es passierte immer wieder, ich war völlig machtlos und verschreckt.
Aber ich musste damit leben, Kriegerinnen durften keine Schwäche zeigen und vor allem keine Rudelanführer.
Doch dann kam die Zeit wo ich selber Tagelang unter Druck stand und da wo mir die Mondträume am meisten geholfen hätten, sind sie nicht mehr gekommen.
Ich war am verzweifeln und wusste mir nicht mehr zu helfen.
Aber dann kam er, dein Vater.
Mein Seelenverwandter.
Mein Sinn weiterzumachen.
Er war anders und ich habe ihn lieben gelernt, du weißt wie es dann gekommen ist. Wir haben den größten Schatz bekommen, den man sich nur wünschen kann, dich Sky.