☑️ Kapitel 20♚

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~Besessen alles zu vergessen.~

„Jess! Hör sofort auf!", schreie ich entrüstend und schüttle mich einmal aus, sodass überall weiße Staubwolken in die Luft fliegen.
Ich huste und lache gleichzeitig.

Kurz darauf höre ich ihr lautes Lachen und sehe eine Jess, die sich schon beinahe auf den Boden kugelt.

"Ein Schneeman!", vernehme ich eine piepsige Stimme vom Boden schreien.

Sie hat mich mit Mehl beworfen. Leider fühle ich mich echt ein bisschen wie ein Schneemann. Na gut, ist ja nicht so als hätte ich weiße Haare.. theoretisch bin ich das ganze Jahr über ein Schneemann. Gruselig.

Meine eine Hand greift schnell nach Mehl und die andere nach die Milch, die rechts von mir auf der Kochinsel steht. Mit einem fiesen Grinsen schüttle ich die Milch über die immer noch lachende Jess aus und das Mehl folgt kurz darauf.

In wenige Sekunden ist der Raum von einem spitzen Schrei und meinem Lachen erfüllt.

Da Jess und Jason den ganzen langen Tag und die Nacht bei mir bleiben müssen, haben ich und Jess uns in die Küche verzogen um Essen zu machen.
Beim Essen machen ist es jedoch nicht geblieben. Jason hat sich nicht mehr blicken lassen und geistert irgendwo in meinem Haus herum und würde Jess mich nicht so ablenken, dann würde es mich glatt ärgern, dass er mein Haus genauer unter die Lupe nimmt.

Meine Gedanken werden von Jess gestört, die sich mit einem fiesen Lächeln direkt vor mich hinstellt. Ich beruhige mich allmählich vom Lachen und sehe sie an.
Diese jedoch nimmt wieder das Mehl in die Hand und feuert die komplette Packung blitzschnell in die Höhe.
Ich gehe schnell in Deckung, indem ich mir kreischend beide Hände vor das Gesicht halte. Doch wieder meinen Erwartungen schüttet sie das Mehl nicht über mich aus, sondern geht mit der Mehlpackung empor gerichtet an mir vorbei und raus aus der Küche.
Fragend bleibe ich stehen und blicke der zierlichen Gestalt hinterher.
Es vergehen einige Sekunden, bis ich plötzlich ein männliches Ausschnaufen und lautes gepolter höre.

Ich sprinte aus der Küche und direkt ins Wohnzimmer, wo die Geräusche herkamen. Mit einem Ruck bleibe ich stehen und betrachte mit einem Lächeln im Gesicht den mit Mehl bedeckten Jason und eine schreiende Jess, die von seinen Fingern durch gekitzelt wird.

Sie sehen dabei so glücklich aus.

Ungewollt treiben mich diese Bilder in die Vergangenheit;


Die Kraft des Mondwolfes dringt schmerzhaft in meinen Blutkreislauf.  Ich schreie laut. Das Piepen der Maschinen neben mir werden schneller und lauter.
Ich  fühle mich mit jeder Sekunde schwächer, indem ich diesen Schmerz aushalten muss. Mit weit geöffneten Augen und bleichen Gesicht liegt sie auf den Boden des Krankenhauses. Das Leben ist aus ihren Körper erloschen und wurde an mir übergeben. Doch ich halte meine Augen kurz geschlossen, um diesen Anblick nicht weiter ertragen zu müssen.
Meine Sicht ist nur noch ein verwischtes Bild und meine Hände sind verkrampft um das Tagebuch und dem Brief gewickelt, denn sie mir gegeben. Mit einem Schrei reiße ich den Schlangenartigen Schlauch, den mir die Ärzte dieses Krankenhauses in den Arm gesteckt haben raus, sowie die Sauerstoffmaske die um meinen Gesicht gebunden ist.

Frustriert stelle ich mich auf die Beine, um danach Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. Der Schmerz drückt mich zu Boden. Auch wenn er langsam nachlässt.
Trotzdem drücke ich mich mit meinen Beinen voran Richtung dem leblosen Körper. Ich schreie immer wieder ihren Namen und rüttle an ihren Schultern, in der Hoffnung, dass sie wieder aufwacht. Das muss sie doch!
Verzweifelt weine ich los.
Mit jeder Sekunde erlischt die Hoffnung. Meine Stimme, die nach dem Namen meiner Mutter flennt wird immer leiser.
Doch nicht nur das erlischt, sondern auch die Freude am Leben und die Liebe an allem und jedem.


Ich schüttel meinen Kopf um diese schrecklichen Bilder aus meinen Kopf zu bekommen. Doch diese haben sich in meinen Augen und Kopf festgesetzt. Diesen leblosen Körper. Diese geschlossenen Augenliedern. Alles nur wegen mir und dieser Krankheit.

Das Lachen von Jason und Jess höre ich nur noch im Hintergrund undeutlich. Meine ganze Konzentration gilt alleine nur diesen grausamen Bildern.
Mein Wolf krümmt sich in mir verzweifelt zusammen. Schmerz durchzuckt mich.
Ich schreie gequält auf und sacke in mich zusammen.
Das Lachen im Hintergrund hört schlagartig auf und während ich dabei bin, meinen Kopf zu halten und entrüstend diese Worte zu schreien: „Geht weg!"

Es bewegen sich zwei Gestalten in meine Richtung. Jess ihre Stimme blende ich vollkommen aus. Noch mehr körperlicher Schmerz ballt sich in meinem Bauch zusammen. Ich versuche, die plötzlich angekündigte Verwandlung aufzuhalten.
Gequält schreie ich abermals auf, weil ich so viel Kraft dafür benutzen musst

Ich bin schuld. Ich bin schuld. Ich bin schuld..

Mein Wolf jault laut in meinen inneren auf.
Er will raus und ich will mich tief in meinen inneren vergraben und am besten für immer und ewig. Am besten alles vergessen. Die ganze Energie, die mir bis vor kurzen das Tagebuch gegeben hat, ist erloschen.
Ich sehe nur diese grausamen Bilder in meinem Kopf und durchlebe diesen schrecklichen Teil meines Lebens immer wieder vor geistigem Auge.
Panisch versuche ich, meinen Wolf zurückzuhalten.

Ohne den zwei hinübergebeugten Gestalten auch nur Beachtung zu schenken, stehe ich schnell auf und renne nach draußen.
Ich muss sofort weg von hier.
Ich spüre zwei völlig geschockt und ratlose Blicke in meinen Rücken, doch ich laufe einfach weiter. Die Tatsache, dass Jess und Jason nun alleine in meinen Haus stehen ignoriere ich. Und es fällt mir leicht, denn der Schmerz meinen Wolf zurückzuhalten nimmt mir alle anderen Gedanken.

Meine nackten Füße vergraben sich bei jeden Schritt tiefer in die duchweichte Erde und sie werden langsam mit Schlamm und Dreck umhüllt.
In wenigen Sekunden bin ich schon völlig durchnässt vom starken Regen, doch ich laufe weiter und weiter. So schnell es geht.
Als ich tief genug im Wald bin und außer Sichtweite, lasse ich los und der Schmerz hört Augenblicklich auf.

In den Bruchteil einer Sekunde laufe ich nicht mehr mit zwei Menschenbeinen, sondern mit vier Wolfspfoten.

Ich laufe und laufe. Immer weiter und weiter.

Mein inneres schreit.
Mein Äußeres jault.







Wie findet ihr das Kapitel?
Ich hoffe es ist nicht zu dick aufgetragen:D

Votes und Kommis sind erwünscht ♥

M.

Wolfsmond - Wolf der LegendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt