☑️Kapitel 10♚

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~Unzerbrechlich, unverletzlich, mach mich unvergesslich, bin unermesslich stark.~

Ich schrecke, aus meinem Oberflächenschlaf, auf.
Mein Oberkörper richtet sich wie von selber auf und meine Augen schießen sofort alarmiert hin und her, nachdem ich sie, getrieben von meiner Angst schlagartig öffne.
Gerade noch war ich in den tiefen Abgrund hinabgefallen, einen plötzlich Abgrund der sich geöffnet hatte, genau in dem Moment, als Mutter für immer die Augen schloss und zu Boden hinab fiel, dazu war mir, als würde jemand über mich lachen, ein verspottendes Lachen, dass mir alle Körperhaare aufstellen ließ. Und als ich auf den Asphaltartigen Boden aufprallte, wie eine kleine Fliege gegen die Scheibe eines fahrenden Autos, war ich aufgeschreckt und brauchte ein paar Sekunden um mir bewusst zu werden, das ich in meinem Bett liege und keines Wegs irgendwo hinab fiel, genauso wenig das meine Mutter gerade ihre Augen schloss oder das Jason's Lachen mich verspottete.

Ich blinzle ein paar mal, nur ein Traum.
Ein lausiger Traum.

Schweißnass drücke ich meine Handfläche auf meine Stirn, um sie kurz danach wieder wegzunehmen, ich bin viel zu erhitzt um mich selber abkühlen zu können.
Mein Kopf brummt unentwegt, während ich versuche mir noch einmal klar werden zu lassen, das dies wirklich nur ein Traum war. Meine schnelle Atmung drückt mir an die Lunge und mein Herzklopfen pulsiert viel zu laut in meine empfindlichen Ohren.

"Es war nur ein Traum", flüstere ich mir beruhigend zu, auch wenn mich meine gebrochene Stimme eher beunruhigt.
Räuspernd rutsche ich vollends nach vorne, rücke mein Kopfkissen zur Seite und setze mich dort angelehnt an die Wand. Stöhnend lasse ich meinen Kopf gegen die Wand fallen, so oft, bis die dumpfen Aufschlaggeräusche mein Herzschlag zu beruhigen gebracht haben.

Und kaum kann sich mein Verstand von dem grausamen Traum erholen, und schon schwanken meine Gedanken über, zu einem Thema das mir persönlich alles andere als gefällt.
Jason. Er hatte mich in meiner vollen Gestalt erblickt und hatte nun die Möglichkeit, mir das Leben zur Hölle zu machen. Obwohl ein großer Teil meines Gewissens mich hoch lobt, dass ich es nicht geschafft hatte Jason zum schweigen zu bringen, schüttelt der andere Teil panisch den Kopf. Nun war ich verzwickt, in einer Falle der ich so schnell nicht mehr entkommen kann.

Mit weichen Knien schaffe ich es schließlich, meinen Körper zu zwingen, sich zu erheben. Mit schmerzenden Gliedmaßen, begebe ich mich sogleich in das Badezimmer um mich dort Schulfertig zu machen, bevor ich auch nur beschließen kann, dieses sausen zu lassen. Ich brauche bedauerlicherweise den Unterricht, egal, wie sehr sich mein Verstand dagegen wehrt in die Schule zu marschieren.

Fertig angezogen, gehe ich mit langsamen Schritten Richtung Haustüre, bleibe aber doch noch stehen und betrachte mich im Spiegel.

Müde Augen sehen mir entgegen, sie leuchten mir so grell entgegen, dass ich meinen Blick selbst schon fast nicht mehr standhalten kann.
Seit wann habe ich diesen Ausdruck darin verloren?
Manchmal denke ich dahin zurück, wo ich normal aussah. Mit braunen Haar und blauen Augen, die jeder zweite Mensch hatte. Ich mag mich, mit dem weißen Haar und den Leuchten des Wolfes, der in meinen Augen schimmert, auch wenn etwas in mir, manchmal das Gefühl hat, ich hätte mein altes ich verloren.

Ich lächle aufmunternd, das Mädchen mir gegenüber tut es ebenfalls. Und das erste mal in meinen Leben kommt sie mir fremd vor.





Genervt stecke ich meinen Kopf halb in meinen geöffneten Spinnt. Ich hatte ganz vergessen, wie viele Menschen über mich reden.
Tummelnd finden sie sich jeden Morgen in ihren Freundesgruppen zusammen, starren durch die Gegend, und bereden wie ich doch sei, wie ich mich benehme, und wie heiß doch der neue Schüler Jason ist.
Bei jedem Satz, dessen Inhalt etwas damit zu tun hat, hätte ich ihnen am liebsten los geheult.

Wolfsmond - Wolf der LegendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt