☑️ Kapitel 14♚

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~Ich wollte nie etwas haben dessen Verlust ich nicht verkraften könnte, und was habe ich bekommen? Genau das.~

Als ich mich umdrehe erfassen meine Augen ein vertrautest Gesicht, dass mich einen kurzen Moment danach glücklich anlächelt.
Meine Hand lasse ich erschrocken zu meinem Brustkorb wandern, hinter dem mein Herz schnell schlägt.

"Jess, erschreck mich doch nicht so", fauche ich sie sogleich an und taxiere sie mit einem genervten Blick. Wobei ich denke, das meine Augen verraten, das ich erleichtert bin, dass es nur sie ist.

Jess dagegen findet es lustig.
Lachend guckt sie mich an und klingt dabei so witzig, dass ich nicht länger ernst sein kann und schließlich auch lächeln muss.

"Entschuldigung. Also, ich gehen heute auf eine Party und wollte nur fragen ob du mit möchtest?"

Stirnrunzelnd überlege ich mir, wie ich ihr am besten absagen kann, ohne nicht allzu gemein zu klingen.

„Ehm.. also eigentlich-", beginne ich mit entschuldigender Stimme.
Jess unterbricht mich, weil sie meine Stimmlage sofort richtig deutet.

„Bitte bitte. Wir können jederzeit wieder fahren, wenn du keine Lust mehr hast. Es wird bestimmt super lustig!", sagt sie und wackelt anzüglich mit den Augenbrauen, in der Hoffnung, mich überzeugen zu können.

Kurz lasse ich mir durch den Kopf gehen, was dabei alles schief gehen könnte.
Eigentlich alles.
Ich setze zu einer Ausrede an. In meinem Kopf kommen schon einige Ideen zustande wie ich Jess gut abwimmeln könnte, doch als ich meine Augen hebe und direkt in Hoffnungsvolle große Augen blicke, muss ich mich geschlagen geben.
Ich seufze und bereue meine Antwort noch bevor ich sie ausgesprochen habe.
„Na gut."



Gerade als ich daheim ankomme fängt es an zu regnen.
Ich höre sie an den Fenstern klopfen, wie kleine Finger.
Der Himmel hat sich erheblich verdunkelt und meine Laune sinkt in den Keller. Von Minute zu Minute bereue ich es mehr, dass ich ihr zugesagt habe.

Seufzend betrete ich schließlich das Bad und nehme mir erst einmal eine warme Dusche.
Danach mache ich mich fertig, in Form von einem dezenten Make-up und
letztendlich ziehe ich ein schwarzes Kleid an.

Als ich mich gerade mit schief gelegten Kopf im braunen Wandspiegel betrachte, muss ich daran denken, wann ich das letzte mal feiern war. Ich spüre wie meine Gedanken bereits abdriften in der dunklen Vergangenheit, doch dann klingelt es an der Tür.

Ich schrecke zusammen.

Fast schon habe ich vergessen, wie sich meine Klingel eigentlich anhört.
Es tut in den Ohren weh.

Mit einem versuchten Lächeln und ein aufgeregtem Kribbeln im Bauch, öffne ich die Türe und ein strahlendes Gesicht blickt mir sogleich entgegen. Meine Laune wird auf Anhieb besser.

"Bereit to the Party, Sky?" lacht mir Jess entgegen und schmeißt ihre Arme in die Luft. Ich muss über ihre Wortwahl prompt lachen, weil es einfach garnicht zusammenpasst.
Kurz darauf bejahe ich und versuche meine Schultern etwas zu entspannen, die verkrampft hochgezogen sind.
Reiß dich zusammen. Es ist nur eine Party.

Zusammen steigen wir in das Taxi und während der Fahrt erzählt mir Jess, wie es früher in ihrem Leben war. Was sie vor dem Umzug für Freunde hatte und sie erzählt mir so viel über irgendwelche Leute, die ich nicht kenne, dass ich mich unbewusst noch mehr entspanne.
Jess hat ein Händchen für Ablenkung.
Irgendwann unterhalten wir uns über ihr Kleid.
Es ist dunkelblau und ziemlich eng um ihrer Hüfte und Beine, aber man kann nicht abstreiten, das sie das tragen kann. Ich erwische mich dabei, wie ich an meinen schwarzen Lappen hinab blicke das sich Kleid nennt.
Vielleicht hätte ich mir mehr Mühe geben sollen.

Wolfsmond - Wolf der LegendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt