☑️Kapitel 3 ♚

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~Erinnerungen stoppen, Zukunft vergessen. Wenn das nur So einfach wäre.~


Als ich zuhause ankomme ist es schon fast 5 Uhr Morgens. Der Weg zu meinem Haus war schwer und mühsam, mein zierlicher Menschenkörper ist schwach und beinahe untragbar, mein Bein pocht unkontrolliert und die Narbe zieht sich mit acht Stichen über meine Baucheseite entlang. Der Schock hält in meinem ganzen Körper an und bringt mich dazu, immer weiter und weiter zu humpeln ohne eine Pause einschlagen zu müssen. Jede Sekunde blicke ich mich völlig paranoid um, hoffend, dass diese Person mir nicht auflauert oder sonst irgendetwas in der Art sieht.

Schließlich komme ich schweratmend vor meiner Haustüre zum stehen und greife zitternd unter die Fußmatte, nach meinem Hausschlüssel. Ich habe noch genau noch 2 Stunden um zu schlafen, bevor ich mich langsam auf dem Weg zur Schule machen sollte. Erschöpft schlage ich sogleich den Weg Richtung Badezimmer ein, meine Seite sticht unangenehm und bringt mich immerzu zum keuchen, es müsste nicht lange dauern bis mein Wolf anfängt zu reagieren und mein Körper sich regeneriert.
Im Bad brauche ich nicht einmal in den Spiegel zu sehen um zu bemerken wie aschfahl und verschwitzt mein Gesicht wohl aussieht, ohne nach oben zu blicken umschließen meine Hände sogleich den Wasserhahn und öffnen die Leitung, unter dem strömenden Wasser halte ich meine Hände in Schalen darunter, um mir das kalte Wasser ins Gesicht zu klatschen.

Einige Minuten schleppe ich mich träge ins nächste Zimmer, um mich aus meiner Kleidung zu quälen, ich zucke dabei in jeder Bewegung zusammen, aber als ich mich endlich Bettfertig gemacht habe, lasse ich meinen Körper auf die Matratze fallen und ziehe sogleich die kühle Bettdecke über meinem erhitzten Körper.

Ich brauche nicht viel Schlaf, mein Wolf ist der verschärfte Schutzkomplex meines Körpers und meinem wohlwollen. Jegliche Verletzungen, sowie meine Sinne, werden beinahe dreimal so viel geschützt und gefördert, und sind dadurch um einiges ausgeprägter, als bei normalen Menschen.

Als ich mich langsam zum beruhigen beginne, entspannt sich mein Körper allmählich, meine Gedanken jedoch fangen an sich zu regen und hinter ihren dunklen verstecken hervorzuschießen, sie schweifen über zu dem, was heute passiert ist. Wenn das wirklich ein Mensch war, hätte ich ein Problem. Und was für ein Riesen Problem. Doch leider kann es nur einer gewessen sein, Tiere können ja kaum eine Wunde nähen, geschweige denn wäre meiner Gestalt näher gekommen. Doch das werde ich ja späterstens in der Schule oder in den Nachrichten erfahren. Denn dem Mondwolf zu sehen in sogar anzufassen, und lebendig davon zu kommen, ist ein Wunder! Das würde wohl niemand für sich behalten können. Doch zu meinem verwundern bin ich noch hier, jeder andere Mensch hätte mich doch mitgenommen und sich mit mir hochkatapultiert, doch stattdessen hat dieser jemand mich gerettet und liegen lassen.
Ich könnte mich jetzt selbst Ohrfeigen, wieso hatte ich das nur soweit kommen lassen? Ich hätte viel mehr aufpassen sollen, doch woher konnte ich auch wissen, dass ein Mensch es wagt nach so langer Zeit und trotz den ganzen Wahrungen, den Wald zu betreten?

Mit einem unwohlen Gefühl in der Magengegend schließe ich meine Augen und falle, dank meines erschöpften Körpers, in einen unruhigen Schlaf.





"Hier ist mein altes Tagebuch. Wenn du mich vermisst, dann lies darin, einige Seiten sind noch unbeschrieben, die kannst du ausfüllen, mein Engel. Und vergesse nie, dass ich immer bei dir sein werde, selbst wenn es sich für dich nicht so anfühlen mag. Ich bin hier, hier in deinem Herzen. Du kannst mich in jeder Zeile dieses Buches finden, ja?", flüstert Mutter mit außergewöhnlich ruhiger Stimme, doch ich sehe diese unbarmherzigen Tränen in ihren matten Augen schimmern. Sie übergibt mir das Buch, mit meiner zierlichen Hand nehme ich es sogleich im Empfang und presse den Gegenstand fest an meiner Brust.

Mein Blick ist ebenfalls verschwommen, sodass ich schon fast nichts mehr sehen kann, mit meinen Handrücken versuche ich, meine Tränen wegzuwischen, es schießen jedoch sogleich neue in meine Augen, unnachgiebig. Ich fange an, alles um mich herum auszublenden. Das Krankenbett indem ich gerade liege, das piepen der Maschinen zu meiner linken, die mich noch am Leben erhalten, die vielen Spritzen und schlangenartigen Schläuchen die in meinen Arm stecken.

Wolfsmond - Wolf der LegendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt