Kapitel 55 ♔

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~Ich will nicht zusehen wie alles zerbricht, wenn du glaubst du kannst sie ändern, dann verändern sie dich~

Es wird mir relativ schnell bewusst was Ryan mit dem Wort 'Tagebuch' meint. Ja, es sind noch viele Fragen offen die er mir anscheinend nicht beantworten wird aber die größte Antwort kann nur in ihrem Tagebuch sein. In dieser einen Sache glaube ich Ryan, denn wieso auch nicht? Er weiß von meinen Geheimnis und Alice, also meine Mutter, kennt er ohne Zweifel auch.

Ich lasse es mir nicht zwei mal sagen und springe auf, schenke Ryan trotz den ganzen selbstsüchtigen Getue ein dankbares Lächeln.
Er pfeift einmal kurz sodass ich mich abermals zu ihn umdrehe und aus Reflex den Gegenstand auffange den er mir zugeworfen hat. Den Türschlüssel.

Noch einmal kurz lächelnd drehe ich mich erneut um und sperre die Türe auf. So schnell wie ich noch nie in Menschenform gerannt bin, laufe ich das Treppenhaus hinunter und finde mich sogleich in der frischen Luft wieder, es hat angefangen in strömen zu Regnen.
Doch darüber denke ich garnicht nach, ich bin viel zu aufgeregt und perplex so schnell wie möglich zum Tagebuch zu gelangen und um Jason somit irgendwie eine Erklärung einzubringen. Den endlich habe ich eine heiße Spur die alles verändern könnte.. und ich bin bereit dafür, endlich.

Meine Gedanken hängen kurz bei Jason fest, denn ich jetzt lieber bei mir hätte und wieso er so schnell weg musste, aber diese Gedanken verfliegen relativ schnell als ich realisiere das Jason weg ist.
Mit dem Auto.

Ich laufe weiter raus und gleichzeitig verlasse ich das Deck wo mich vor den Regen geschützt hat. Dieser prasselt jetzt auf mich herab, ich streiche mir eine mittlerweile nasse Haarsträhne aus dem Gesicht während ich mich nach einem bestimmten Auto umsehe. Vielleicht hat er an mich gedacht und ist nicht weggefahren?

Meine Hoffnung schwindet jedoch immer mehr und mehr als ich kein Auto weit und breit sehe.
Ich seufze und reibe mir die Arme als ich die Kälte spüre die durch die Nässe des kalten Regens meine Haut die Gänsehaut beschert.
Mit jeder Sekunde mehr wünsche ich mir Jason's starken warmen Arme um mich, die mich wärmen. Mein Wolf winselt leise.

Verdammt ich brauche ihn, das wird mir immer mehr klar. Er fehlt mir, anfangs wusste ich nicht wie ich auf die ganze Mate Sache reagieren sollte aber jetzt wünsche ich mir nicht sehnlicheres als ihn. Aber er ist weg und ich muss ihn alles erklären.. selbst wenn ich jetzt noch nicht weiß wie.

Ich krame hektisch mein Handy aus meiner Hosentasche und gehe meine Kontaktliste durch, die allerdings nicht sehr lang ist. Nein, so garnicht.
Nur Jess Nummer.

Frustriert kämpfe ich mit meinen inneren, soll ich sie anrufen? Das macht doch alles noch schlimmer als es schon so ist. Sie wird bestimmt glücklich darüber sein das ich anrufe, und ich frag dann stattdessen nach ihren Halbbruder der mich bitte am Arsch von Brooklin holen darf. Nein, keine so gute Idee.

Mein Handy steck ich wieder weg. Ich hebe meinen Blick und sehe mich etwas um, kein Wald oder Schutz weit und breit um mit Wolfsform meinen Weg zu laufen.
"Fuck!", meine Hand findet den Weg zu meiner Stirn um mir die nassen Haarsträhnen erneut aus dem Gesicht zu wischen.
Vielleicht Ryan? Nein.. ich bin schon genug auf ihn gehockt, vermeiden wir mal das, was im schlimmsten Falle passieren könnte.
Das mein Wolf ihn abschlachtet.

Mist, mir ist so kalt.
So langsam genervt krame ich in meiner Tasche erneut mein Handy und tippe ergebend auf Jess ihren Kontakt um sie anzurufen.
Mailbox. Ich versuche es noch mal immer und immer wieder, aber niemand geht an ihr Handy.
Ein komisches Bauchgefühl lässt mich kurz verwirrt drein Blicken.. hoffentlich ist nichts passiert.

Tief durchatmend stecke ich mein Handy wieder weg und kämpfe mit mir selber was ich jetzt machen soll. Ich muss nach hause. Aber wie?

Kurz entschlossen reibe ich mir noch mal die Augen um klarer durch den ganzen Regen zu sehen und fange an zu laufen.
Der matschige Boden der durch den Regen ziemlich aufgeweicht ist, lassen meine schönen Schuhe mit jedem Schritt mehr in den Dreck verschwinden.
Ich laufe aber immer weiter und weiter, obwohl ich nicht mehr kann.
Wie in Trance, ohne Stopp. Bereits als ich den ungemütlichen Teil Brooklin's verlasse spüre ich wie sich meine langen, schnellen Fußschritte mechanisieren.
Komische Blicke werden mir immer wieder zugeworfen, als ich durch die Straßen renne die scheinbar mit jedem Meter voller werden.
Meine Lunge brennt so wie noch nie, als ich nach 10 min ohne Pause in den Wald renne, der zwischen mir und meinen Haus noch im Weg steht. Als ich tief genug drin bin, laufe ich schneller und drücke mich mit einem Bein bei einem umgefallen Baumstamm ab sodass ich in die Höhe springe. Währenddessen drehe ich mich Seitwärts und verwandle mich in der Luft. Heiße dieses tolle Gefühl von Macht willkommen. Erst jetzt merke ich so richtig wie mir das gefehlt hat.

So außer puste wie noch nie komme ich an meiner Haustüre an und greife schnell ohne Pause unter der Fußmatte am Boden um meinen Hausschlüssel herauszuholen. Mit diesem schließe ich die Türe, mit einem Schwindelgefühl die durch die ganze Luft die ich schnell, stoßweise ein und ausatme ausgelöst wird, auf.
Meine Schuhe hinterlassen eine Dreck Spur als ich die jede zweite Treppe nehme um so schnell wie möglich hochzukommen.
Mein einziges Ziel ist dieses Tagebuch.

Ich stoße die Tür zu meinen Zimmer auf und lasse meinen Blick gleich durch den Raum gleiten.
Und da liegt es.
Auf meinen Nachttisch.
Jetzt wo ich dem schwarzen kleinen Büchlein so nahe bin, beruhige ich mich etwas und umfasse mein weißes Haar mit meinen Händen um es auszudrücken während ich mich langsam in Bewegung setzte, ohne meinen Blick von dem Gegenstand abzuwenden.
Das plätschern des Wasser das aus meinen Haar herunter tropft und mit dumpfen Geräusch am Boden aufkommt, ruft Gänsehaut sowie ein Zittergefühl hervor.
Ich setze mich auf mein Bett.
Zwinge meine Atmung ruhiger zu werden.
An die Schweinerei die ich jetzt in meinen Bett sowie im ganzen Haus hinterlassen habe, denke ich garnicht.

Dann kommt endlich der Moment, wo ich das vertraute Tagebuch meiner Mutter in die Hand nehme und auf meinen Schoß lege und mit meinen Zeigefingern drüber wische.

Langsam öffne ich es und die ersten Einträge fliegen mir ins Augen. Ich blätter schnell weiter, jede einzelne Seite, aber ich werde immer langsamer als mir ein Gedanke immer klarer und klarer wird.

Ich kenne dieses ganze Ding hier in-und auswendig.
Ich habe jeden Eintrag hunderte male gelesen und studiert.. und was steht darin, was ich nicht schon weiß?

Richtig. Nichts.

"Da.. da muss doch was sein?", ich kann es nicht glauben, dass ich dieses Erkenntnis erst jetzt sehe. Ich bin durch halb Brooklin gerannt, nur um Ryan glauben zu schenken, was das Buch angeht? Ich war so geblendet davon hier her zu kommen, so glücklich das Ryan mir was von meiner Mutter ausrichten konnte, dass ich garnicht den Hintergrund gesehen habe.

Wut braut sich in mir aus. Ich klappe das Buch mit Schwung zu, meine Hand eilt einen Reflex meines Wolfes nach als ich ausschlage und das Tagebuch wegstoße. Nie war ich so grob, hab dieses Ding behandelt als wär es heilig aber jetzt gehen die Nerven mit mir durch.

Ein dumpfer Schlag ertönt als das Buch gegen die Wand prallt, ich knurre frustriert auf und fahre mir aufgeregt durch mein nasses Haar. Was ist jetzt mit Jason? Was soll ich ihn sagen?

Als ich jedoch aufstehe um das Zimmer zu verlassen bleibt mein Blick beim Tagebuch hängen das auf dem Boden liegt.
Der hintere Deckel hat sich gelöst und ein zusammengefaltetes zerknirschtes Blatt hängt halb heraus.
Ich gehe schnell hin und greife nach diesem.

Und tatsächlich befand sich in dem versteckten Fach im hinteren Umschlag, ein Brief den ich täglich bei mir hatte aber nie merkte.
Einen Brief von meiner Mutter.



Hey,
Haha das ist alles so unlogisch was ich zusammenschreibe aber egal, hoffentlich hat es euch irgendwie trotzdem gefallen😸
M.❤️

Wolfsmond - Wolf der LegendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt