☑️Kapitel 8♚

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~Trotz dem Gefühl, das dein Ende sich nähert, schlägt es tapfer - dein emsiges Herz.~

Als ich weit genug von der Klippe weg bin, atme ich einmal tief ein und aus und versuche, dieses plötzliche Gefühl von Unbeschwertheit so tief in mich einzusaugen, wie es nur geht, es mitzunehmen, das ich später noch etwas davon haben werde.
Ich weiß aber, das dieses Gefühl nicht mitzunehmen ist.

Vorfreudig gebe ich leise jaul- Geräusche von mir.
Ich fange an, meine Pfoten erst langsam, dann immer schneller zu bewegen, der plötzliche Windzug zerrt mein schneeweißes Fell nach hinten und es fühlt sich so an, als wolle er nicht, das ich springe. Doch ich bin keineswegs daran interessiert anzuhalten. Es fühlt sich dafür viel zu gut an.

Doch gerade als ich zum Absprung ansetze, reagiert mein Körper nicht mehr, völlige Fassungslosigkeit übernimmt mein Gesicht, als ich diese Stimme hören, beinahe vom Wind in meine Richtung getragen:
"Stopp!", ein Schauder überfließt meinen ganzen Körper und meine gesamten Wolfsweißen Haare stellen sich augenblicklich auf. Gänsehaut.

Diese Stimme, sie ist mir so unbekannt, doch trotzdem bringt mich der Klang dazu aufzuhorchen und wie verrückt zu spielen.
Ich hatte noch nie in meinem Leben, so eine melodische Stimme gehört, die mir so derart durch Fell und Knochen geht. Voller Neugierde und Faszination bringt sie mich dazu, stehen zu bleiben. Der Duft von vorher, im Klassenraum, umgibt mich wieder, eine Mischung vom Wald und etwas mir unbekannten.

Immer ist er hier und versucht sich in meine Sinne zu schleichen.
Als ich mich mit aller Mühe zwinge, endlich von meiner verträumten Starre aufzuwachen, realisiere ich erst, was gerade passiert. Ein Mensch, ein Mensch.

Ich spüre, wie sich meine Augen vergrößern, und kaum verebbt dieser Schock, und schon umschließt mich ein weitaus schlimmeres Gefühl: Panik. Und sie geht mir in kurzer Zeit bis in jede Hautpartie.

Langsam drehe ich mich um, zögernd, in den Gedanken, doch jederzeit den Rückzug, in den Fluten, einzuschlagen.

Erst erblicke ich nur einen ungenauen Umriss, doch dann schreitet die schwarze Gestalt vorsichtig ins Licht,  wodurch sich mein Wolf nach vorne drückt, doch ich halte ihm mit verbissenen Gesichtsausdruck zurück.
Ihr müsst wissen, dass ich und mein Wolf zwei verschiedene Persönlichkeiten sind, doch eben in einem Körper, mein Wolf kann zwar nicht reden, er kann sich jedoch selbst verständigen. In Menschenform habe ich selber die meiste Kontrolle über meinen Körper, genauso ist es wie in Wolfsgestalt, dort hat mein Wolf etwas mehr Kontrolle. Doch ihr dürft es nicht so sehen, dass wir völlig unterschiedlich sind - wir sind in irgendeiner Weise eine Person, eine Einheit, verschmolzen.

Die aufkommende Panik, die sich mit rasanter Geschwindigkeit in mir ausbreitet, unterdrückend, halte ich meinem Bilck stur zur Gestalt gehalten dessen Form langsam erkennbar wird.

Grüne Augen blitzen mir neugierig entgegen.
Jason.

Wie Hypnotisiert starre ich einfach zurück in seine Augen, sie liegen fasziniert auf meinen Wolf und während ich beginne mein Herzklopfen immer deutlicher zu hören, schreitet er furchtlos nach vorne.

Ich kann meinen Blick nicht abwenden, wie sehr ich es auch versuche, doch mein Wolf hat dieses Mal die Oberhand und beginnt ihn ebenfalls neugierig zu inspizieren. Völlig verwirrt spüre ich nicht einmal annähernd ein Gefühl von Mordlust, wie es eigentlich sein müsste. Mein Wolf war noch nie recht gut auf Menschen anzusprechen, und während ich immer versucht hatte, ihn zurück zu halten, war mein Wolf stärker und hatte die Menschen ausnahmslos in Stücke zerrissen.

Wolfsmond - Wolf der LegendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt