☑️ Kapitel 27♔

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~Egal wo du bist, wenn du in den Himmel schaust, schauen wir in den selben.~

~Sonntag

"Man Jess! Jetzt hör auf so dumm zu grinsen", gifte ich sie gereizt an. Seitdem ich in der Küche stehe und den Tisch für das Frühstück decke, werde ich von Jess ihren Augen verfolgt. Zu allem Überfluss auch noch mit einem Lächeln im Gesicht, dass mir fast schon Angst macht.

"Jason und du ihr wärt so süß zusammen", schwärmt ihre helle Stimme darauf los. Bei den letzten Worten faltet sie die Hände aneinander und reißt sie dramatisch in die Höhe, woraufhin ich mir ein genervtes aufseufzen nicht verkneifen kann.

Jason ist immer noch oben im Bad und macht, was auch immer er macht. Interessiert mich schließlich nicht.

Und Jess hat unten am Esstisch bereits auf mich gewartet. Sie ist ebenfalls erst aufgestanden. Der Sturm draußen hat über die Nacht gute Arbeit geleistet, denn hinter den sicheren Mauern dieses Gebäudes ist alles nass und aufgewirbelt. Was für ein Glück, dass es sich beruhigt hat. Nun hängen graue, träge Wolken am Himmel, die leider keinen schönen Tag versprechen.

Mit einem Quietschen schiebe ich meinen Stuhl nach hinten und lasse mich mit einem seufzen darauf fallen. Bevor ich jedoch schon irgendetwas anrühren kann, spricht Jess schon wieder verträumt weiter.

"Oh oh oh! Ihr müsst das erste Kind auf jeden fall Kadee nennen und das zweite Linn. Oh Gott, das perfekte Traumpaar! Ihr müsst auf jeden Fall d-", durch ein Lachen meinerseits wird sie unterbrochen. Ihre verträumten Augen wechseln auf gespielt beleidigt und ihre Arme verschränkt sie trotzig. Jess hat über Nacht den Gedanken bekommen, dass Jason und ich das perfekte Paar wären.

So ein Blödsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört, ehrlich.
Das einzige was zwischen uns läuft ist sein Ziel, mein Geheimnis aufzudecken. Und das gefällt mir garnicht.
Auch wenn meine Gedanken alles andere als lustig sind, kann ich nichts anderes als laut loszulachen, bei der Vorstellung, dass Jason und ich Kinder bekommen.

Wolfskinder um genauer zu sein.

"Was gibts so lustiges zu lachen, Skychen?", ertönt seine Stimme kurz darauf hinter mir und ich verstumme augenblicklich.
Ich rege mich jetzt bewusst nicht über das Wort ‚Skychen' auf.

Die ganzen Witze, die Jess vorher gesagt hat sind jetzt gerade nicht mal annähernd lustig, wenn er in der Nähe ist.

Für Jess anscheinend schon, denn als mir mein Lachen im Hals stecken bleibt, höre ich erst glucksen und komische unterdrückende Lachgeräusche ihrerseits und nach kurzer Zeit kann sie sich nicht mehr halten.

"Nichts" zische ich Jason genervt an. Gerade noch hat mein Körper so viel Glückshormone ausgeschüttet und jetzt wurde alles nur durch einen Satz zu Nichte gemacht.

Ich beobachte, wie Jason's Blick weicher wird, als er Jess dabei zusieht, wie sie lacht. Das nennt man Geschwisterliebe. Ich hätte auch gerne Geschwister gehabt und es wäre sogar etwas gewesen, das auch passiert wäre, wenn ich nicht krank geworden wäre.
Ich bedauere es sehr und frage mich wie so oft, wie mein Leben verlaufen würde, wenn es anders gekommen wäre.
Ich schüttle unmerklich den Kopf über mich selber. Es ist so und ich muss es akzeptieren.

Jasons Hand platziert sich auf Jess's Schulter bis sie sich allmählich wieder beruhigt. Er küsst ihr sanft auf den Scheitel und mustert sie aus Augen, die etwas besorgt dreinblicken. Doch darüber mache ich mir keine Gedanken. Meine Augen kleben nämlich ganz wo anders.
Sind seine Lippen weich?

Was? Okay. Schnell Themenwechsel.

Ich blinzle ein paar mal um wieder in die Wirklichkeit zu kommen. Bloß nie wieder an so etwas denken, Sky. Bloß nie wider.

Als ich meinen Blick nach vorne richte, hat Jason sich auf dem Stuhl neben Jess und gegenüber von mir gehockt. Jess ihr Grinsen auf dem Gesicht ist abermals breit geworden und so geht das dann auch beim kompletten Frühstück weiter. Das versuche ich jedoch so gut es geht zu ignorieren.

Genau wie ich Jason ignoriere.

Er beachtet mich erst garnicht. Genau da kommen wir wieder auf die Theorie, dass Jason häftige Stimmungsschwankungen hat.

Nach langen schweigen, ziehen sich Jess Augenbrauen kraus. Genau in diesem Moment blicke ich sie an.
"Wann kommen deine Eltern denn nach Hause?"

Nun dreht Jason ebenfalls seinen Kopf in meine Richtung, bekomme ich vom Augenwinkel mit.

Völlig überrumpelt von dieser Frage, verschlucke ich mich erst einmal an meinem Tee, an dem ich gerade noch genippt hatte. In der Zeit, in der ich Huste und ein wenig zu lang so tue als ob, versuche ich so gut es geht mir eine Ausrede einfallen zu lassen.
Doch das ist garnicht so einfach, wenn man die halbe Nacht wach war. Meine Gehirnideen-Abteilung hat sich deswegen heute frei genommen..

Mein Hustenschwall hat mittlerweile aufgehört und die Aufmerksam zweier Personen liegen auf mir.

"Also.. sie sind auf.. auf Geschäftsreise."
Meine Stimme erhöht sich leicht mit jedem Wort, wofür ich mich selber verfluchen könnte.
Meine Stimme klang nicht im geringsten normal, obwohl diese Ausrede eine ziemlich gute Idee war. Nur war leider die Umsetzung das Problem.

Etwas ungläubiges liegt in beider paar Augen, dass ich versuche weg zu lächeln. Jess ist mal wieder die Schlauere in der Runde und isst einfach weiter. Ich hätte ihr sowieso nicht die Wahrheit gesagt und ich glaube das weiß sie auch.

Bestimmte grüne Augen hängen jedoch etwas länger an mir, weswegen ich nicht anders kann als ruckartig aufzustehen, sodass mein Stuhl schon fast durch zu viel Schwung nach hinten kippt.

Versucht ruhig nehme ich meinen Teller und will in die Küche flüchten, doch eine Stimme hält mich davon ab. Jason war ebenfalls aufgesprungen und ein herausforderndes Funkeln ist in seine Augen getreten.

"Los, sag schon wo deine Eltern sind. Du könntest dir ja schlecht selber dieses Haus leisten und das nebenbei schon mit 18 Jahren, obwohl du noch nicht einmal genug selber Geld verdienen kannst. Jeder sieht das du lügst, also raus mit der Sprache, Skychen."

Ohne das ich es merke, bin ich ein paar Schritte nach vorne getreten.
Ob das ein Impuls von meinem Wolf oder ganz alleine von mir ist, kann ich schlecht sagen.
Und ehe ich mich versehe, ist der Raum in wenigen Sekunden von einem lauten Klatschen erfüllt.



Heii, ich hoffe euch hat das Kapi gefallen, würde mich freuen!

Na? Was hat sie gemacht. Ich glaube es ist nicht schwer das zu erraten.

M.

Wolfsmond - Wolf der LegendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt