46- Trauriges Weihnachten

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Meine Augen füllen sich mit Tränen, ich laufe auf sie zu und drücke meine Stirn gegen ihre "Ich danke dir. Ich vermisse Mum so sehr."
"Für meine Schwester tu ich alles."

Immer noch gerührt laufe ich mit May und Lena zur großen Halle.
Wir wollen sie gerade betreten als ich sehe wie Cayden Macmillan einem Mädchen einen Kuss auf die Lippen drückt.
Sogleich tanzt jene Erinnerung wie eine lodernde Flamme vor mir.


Flashback


"Es hat sich einfach nicht mehr gut an gefühlt, ich wollte dir nichts vormachen."

Ich drehe mich um bevor Cayden meine Tränen sehen kann. Dann renne ich los, schneller als je zu vor. Mein Herz scheint zu zerbrechen und bei jedem Schritt bohren sich die Scherben tiefer in meine Brust.

Nein.

Nein.

Ich möchte das nicht.

Nein.

Es soll nicht so enden.

Nein.

Ich renne immer schneller. Das Schloss liegt längst hinter mir. Ich stoße laute Schluchzer aus, jetzt wo mich niemand mehr hören kann. "Nein", schreie ich doch der Oktoberwind weht meine Schreie weg. Nun bin ich einfach nur noch ein stummes, weinendes Mädchen welches in den Verbotenen Wald rennt.
Durch ein aufkommendes Seitenstechen, fällt mir das Atmen schwerer doch ich renne weiter.
Der kalte Wind durchströmt meinen Körper, meine Tränen scheint er einzufrieren. "Warum?", hauche ich, doch der Wind gibt mir keine Antwort.
Ich setze mich auf einen Baumstumpf, schlinge meine Arme zum Schutz um mich.
Der Wind umkreist mich, lässt meine Haare in alle Richtungen wehen.
Jeder Schluchzer, jede einzelne Träne tun weh. Alles tut weh. Ich verstehe die Welt nicht mehr, fühle mich wie vor den Kopf gestoßen.

So fühlt es sich also an?

So fühlt sich ein gebrochenes Herz an?

Warum, ich möchte das nicht. Ich will nicht das es vorbei ist. Warum?
Das kann nicht wahr sein, das passiert alles nicht. Energisch vergrabe ich meine Nägel in meiner Haut. Wach auf, wach auf verdammt, schreie ich innerlich. Doch stattdessen hämmern sich seine Worte gewaltsam in mein Gedächtnis.

"Ich habe viel nachgedacht."
"Es fehlt etwas zwischen uns."
"Ich denke nicht das es was langfristiges wird."
"Es hat sich einfach nicht mehr gut angefühlt."

Diese Sätze wiederholen sich wie eine Schallplatte. Immer und immer wieder.
Bei jedem Mal tun sie mehr weh.
"Nimm es mir nicht übel", das hat er gesagt.

"ICH SOLLS DIR NICHT ÜBEL NEHMEN?! DU ARSCHLOCH, DU VERDAMMTES ARSCHLOCH", brülle ich voller Leibeskraft. Leider ist es nicht Er der meinen Zorn zu spüren bekommt sondern ein alter Baumstamm.
Ich setze mich wieder auf den Stumpf und schluchze in meine Hand.
Ich sitze lange so da, bis sich jemand an mich schmiegt. In diesem Moment fange ich noch mehr an zu Schluchzen.
"Atme, atme einfach", höre ich die Stimme meines Zwillings.

Okay. Atmen.

Einfach Atmen.

Atmen.

Atmen und dann ist es vorbei?

Atmen.

"Das hilft nicht", weine ich in ihre Schulter. "Es ist in Ordnung...Merlin endlich habe ich dich gefunden."
Meine Schwester nimmt meine Hand.
"Willst du darüber reden?", fragt sie mit sanfter Stimme, doch ich schüttle den Kopf und verstecke meinen Kopf in ihrer Halsbeuge.
Nach kurzer Zeit versuche ich mich daran es ihr zu erzählen, die Worte liegen mir auf der Zunge doch kaum sage ich "Er sagte er hätte na-ach geda-acht...", verschlucken neue Schluchzer meine Worte. Diese Worte vor einer anderen Person auszusprechen, tut beinahe genauso sehr weh wie sie gesagt zu bekommen.
"Du musst es nicht sagen, lass dir Zeit."
Ich nicke, versinke mein Gesicht in meinen Händen und rede mir den Kummer von der Seele.
Wir sitzen lange da, reden und ich trauere.

"Wie hast du mich eigentlich gefunden?", frage ich nach einer Weile.
"Ich spürte einen unbeschreiblichen Schmerz in der Brust, bis ich merkte dass es nicht meiner war."

Flashback Ende

Ich presse meine Lippen aufeinander und kralle meine Fingernägel in die Handflächen. May scheint das zu bemerken "Kira was ist?", fragt Draco der zu uns gestoßen ist. Zu gerne würde ich es ihm sagen, zu gerne würde ich meinem Bruder von meinem Schmerz erzählen. Doch er wusste nichts von Cayden, schon gar nicht hätte er dies gut geheißen. Wenn er es jetzt erfahren würde, wäre keinem von uns beiden geholfen. "Zwillings Moment, verstehst du nicht. Wir kommen gleich wieder", sagt May keck und lässt unseren verwirrten Bruder stehen. Sie zieht mich an einen ruhigen Ort.

"Okay. Du bist über ihn hinweg, du bist stark und du hast erst recht keinen Rückfall", redet May auf mich ein. Ich schniefe und kneife meine Augen zusammen, diese Bilder flattern immer noch vor meinen Liedern.

Es macht mir nichts aus. Ich bin über ihn hinweg. Er ist mir egal. Ich bin stark, habe keinen Rückfall, versuche ich mir einzureden.

"Du lässt dir von diesem Blutsverräter nicht Weihnachten vermiesen! Scheiß auf Macmillan, diese Zeit ist vorbei", May sieht mich eindringlich an.
"Ich geb dir eine Minute", ich lächle sie dankbar an. Dann drehe ich mich um, lege meine Hände übers Gesicht und kreische in meine Handflächen.
Dann laufen wir eilig zurück zur großen Halle.

Die restliche Zeit trage ich ein unehrliches Lächeln. Natürlich ging das nicht so einfach an mir vorbei, sondern es klemmte sich an mir fest wie eine lästige Zecke. Dieses Weihnachten wurde ich in einen Sog voller Schmerz, Nachdenklichkeit und Trauer gezogen. Ich konnte es weder verhindern noch hatte ich das verdient. Es war nicht fair. Das war es absolut nicht.

So wurde dieses Weihnachten zu dem traurigsten Weihnachten meines Lebens.

Little Miss Malfoy [ Draco Malfoy ] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt