21. Zimmer 344

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"Wo bleibt er nur?", fragte ich Mila hibbelig und starrte konzentriert auf die Wohnungstür. Doch nichts tat sich... Zumindest nichts was nach Ben aussah.

"Wo bleibt den dein 'Freund'?", fragte Luca, mit einer sarkastischen Betonung auf dem 'Freund', was mir gar nicht gefiel!

"Wo ist den Dani? Luca ist seine Aufgabe!", schrie ich Mila zu.

Die Musik wurde immer lauter und die Wohnung füllte sich mit buntem Rauch.
Es war so voll, dass man sich kaum noch bewegen konnte.

"Ich hab ihn vorhin auf der Terrasse gesehen!", schrie Mila zurück und hielt Luca auf, mir zu folgen.

Ich bahnte mir einen Weg durch die Masse, zur Terrasse.
Ich quetschte mich aus der Tür und sah mich um.
Dani saß mit einer Bierflasche in der Ecke und beobachtete die Straße.

"Das Mädchen von gegenüber, hat Anzeige gegen dich erstattet, wegen harten Stalking.", schmunzelte ich und setzte mich neben ihn.

Er reagierte nicht.

"Was ist denn los?", fragte ich und wurde ernst.

"Nichts...", antwortete er, ohne mir einen Blick zu widmen.

"Glaub ich dir nicht!", bemerkte ich und nahm mir ein Bier, aus der Kiste an der Wand.

"Was soll denn sein?", wollte er wissen und sah mich an.

"Genau dieser Blick! Das tust du schon den ganzen Tag!", beschwerte ich mich lachend.

Er sah schnell wieder weg.

"Dani."

"Was?", fragte er leise.

"Ben ist nicht aufgetaucht.", murmelte ich und starrte auf meine offene Bierflasche.

"Er verpasst was!", flüsterte er mir zu und legte seinen Arm um mich.

"Wieso kommt er nicht? Hab ich ihn bedrängt?", wollte ich von ihm wissen.

"Redet man über so was nicht mit seiner besten Freundin?", schmunzelte er.

"Du bist doch ein Junge, du musst das doch wissen.
Außerdem vertraue ich dir mehr...", erwiderte ich und legte meinen Kopf auf seine Schulter.

"Also... Erwartest du jetzt ne Antwort?", fragte er irritiert.

Ich nickte und sah auf die dunkel Stadt.

"OK... Also, wie gesagt, er verpasst was und er hat dich nicht verdient und so was...", begann er sich zum Affen zu machen.

Ich ließ ihn weiter reden, ich wollte einfach nichts dazu sagen... Außerdem fand ich es süß wie er sich Mühe gab.

"Jetzt aber mal im Ernst! Er... Er hat dich wirklich nicht verdient. Du bist viel zu gut für ihn. Du bist lustig, immer gut drauf, selbstbewusst und... Wunderschön.", begann er ernst zu werden.

Ich setzte mich auf und sah ihn an.
Entweder war es der Alkohol oder mein Herz, dass ihn gerade unbedingt küssen wollte.
Er strich mir über die Wange und sah mir tief in die Augen. Ich sah ihn einfach nur unentschlossen an.
Doch ich musste nicht entscheiden.
Er kam vorsichtig immer näher und sah mir zuckersüß in die Augen.
Es trennten uns nur noch wenige Millimeter, als mein Handy klingelte.

Dani sah nach unten und setzte sich wieder auf.

"Ähm... Tut mir leid...", flüsterte ich und zog mein Handy aus meiner Hosentasche.

Dani beobachtete weiter die Stadt.
Ich sah auf den Bildschirm.
Ben! Also der kann jetzt was erleben!

"Ben! Du...", begann ich energisch.

"Entschuldigung, mit wem spreche ich?", fragte eine helle Frauenstimme.

Dieser Arsch! Mich versetzten für eine billige Schlampe?! Nicht mit mir!

"Mit wem spreche ich?", fragte ich sauer zurück.

"Hier ist das Saint Andreas Krankenhaus. Spreche ich mit Grace?", antwortete die Frau.

Mein Herz blieb stehen und ich bekam keine Luft. Ich nickte.
Bis ich merkte, dass sie das nicht sehen konnte.

"Ja.", stotterte ich.

"Ben Meyer, liegt bei uns und hat nach ihnen gefragt.", erklärte sie.

"Was ist passiert?", fragte ich ängstlich.

"Am besten kommen sie vorbei.", antwortete sie.

"Ich bin sofort da.", murmelte ich und legte auf.

Ich sprang auf und atmete tief ein.

"Was ist los?", fragte Dani erschrocken.

"Ben liegt im Krankenhaus.", murmelte ich.

"Was?", fragte er schockiert.

"Ich muss zu ihm!", sagte ich mit tränenden Augen.

"Ich fahre dich.", stellte er klar und zog mich aus der Wohnung.

Ich hörte die Musik nicht mehr, als wäre ich taub.
Meine Beine waren ebenfalls taub und über meine Wangen liefen Tränen.

Dani setzte mich auf sein Motorrad:"Welches Krankenhaus?"

"Saint Andreas.", flüsterte ich.

Dani startete den Motor und raste los.
Ich hielt mich krampfhaft an ihm fest.
Die Tränen flogen im Wind davon.

Ich hoffte so sehr, dass es ihm gut geht. Was war bloß passiert? Meine Gedanken quälten mich, mit dem was passiert sein könnte.

Dani hielt vor dem Krankenhaus und schloss sein Motorrad ab.
Wir rannten zur Rezeption.

"Ben Meyer.", forderte Dani die Dame, an der Rezeption auf.

Sie sah im System nach und sah uns mitleidig an: "Zimmer 344, Intensivstation."

Ich begann schwer zu atmen und drückte hektisch auf den Fahrstuhl Knopf.

"Ganz ruhig! Ihm geht es sicher gut!", versuchte er mich zu beruhigen

"Er liegt auf der Intensivstation, sicher geht es ihm nicht gut!", schrie ich und stieg in den Fahrstuhl.

Wir stiegen im dritten Stock aus und rannten zu Zimmer 344.

Vor der Tür blieb ich ruckartig stehen und atmete tief ein.
Ich strich über die Klinke und öffnete in einem Ruck die Tür.

Vor mir befand sich ein großer weißer Raum, mit einem verkabelten Bett in der Mitte.

Eine Krankenschwester kam reingestürmt:"Stopp, sie dürfen hier nicht einfach rein!"

"Sie ist seine Freundin.", antwortete Dani und verließ mit ihr den Raum.

Auf dem Bett lag jemand. Ebenfalls an Geräte angeschlossen und mit Wunden im Gesicht und Schläuchen in der Nase. Seine Augen waren geschlossen.
Es war Ben...
Ich kniete mich neben sein Bett und nahm weinend seinen Hand.
Als sich seine Hand plötzlich bewegte.

Ich sah erschrocken hoch. Seine Augen hatten sich träge geöffnet.

"Ben!", atmete ich auf.

"Grace...ich...", strengte er sich an zu reden.

"Psst! Schon gut, du musst nicht sagen! Alles ist gut!", lächelte ich und strich ihm über den Kopf.

"Ich...", versuchte er es erneut.

"Nicht reden.", flüsterte ich, stand auf und küsste ihn.

Die Anzeige seines Herzschlags, auf dem Monitor neben seinem Bett, veränderte sich.
Doch da er noch atmete, dachte ich mal, dass ich der Grund war.
Ich schmunzelte und strich ihm über die Wange.









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