10. Der Kampf ums Überleben

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"Als nächstes können sie die Tische reinigen!", wies sie uns weiter an.

Es ekelte mich nur schon der Gedanke, an die ganzen Kaugummis, an.

Sie drückte uns Spachteln und irgendeinen Farbentferner in die Hand.
Höflicher Weise nahm Ben den Fabentferner, damit ich mich den widerlichen Kaugummis widmen konnte!
Was ein Gentelmann?!

Ich hockte mich unter den Tisch und betrachtete angeekelt die farbigen Kaugummis.
Langsam bewegte ich meine Hand, mit dem Spachtel auf ein Kaugummi zu. Ich schob den Spachtel unter das Kaugummi und ließ es in den Mülleimer fallen.

"Ihhh!", schrie ich auf.

"Stell dich nicht so an!", erwiderte Ben amüsiert.

"Dann machst du das jetzt!", forderte ich ihn auf und drückte ihm den Spartel in die Hand.

Ich schnappte mir den Farbentferner und beobachtete ihn gespannt.
Er hockte auf dem Boden und guckte die Kaugummis an, als würden sie von alleine hinunter fallen.

"Mit Gummis kennst du dich doch aus! Was stellst du dich denn so an?", flüsterte ich ihm grinsend zu.

Er schmunzelte und schob das erste Kaugummi vom Tisch.

"Nicht reden, arbeiten!", wurde uns zugerufen.

"Ist ja gut.", murmelte er und kümmerte sich um das nächste Kaugummi.

Ich nahm den Lappen und wischte die Kritzeleien vom Tisch.

Nach fünf weiteren unerträglichen Aufgaben, konnte wir diesen blitz blanken Raum endlich verlassen.

"Du weißt nicht zufällig, wann hier der nächste Zug fährt?", fragte ich vorsichtig, als wir den Gang entlang gingen.

"Musst du nicht wissen, ich kann dich fahren.", bot er schlicht an.

"Auf keinen Fall! Dann weißt du doch wo ich wohne.", protestierte ich schmunzelnd.

"Gut, dann nicht.", änderte er seine Meinung.

"Was? Warte! Ok, dann weißt du eben wo ich wohne. Ich will nicht laufen.", bettelte ich leise.

"Das Zauberwort?", fragte er und baute sich vor mir auf.

"Was?", lachte ich auf.

"Das Zauberwort!"

"Bitte.", murmelte ich.

"Bitte, geehrter Führer.", verlangte er weiter.

"Ich werd dich sicherlich nicht, geehrter Führer nenne.", erwiderte ich.

"Viel Spaß beim gehen.", rief er mir zu und drehte sich um.

"Ok ok!", rief ich ihm hinterher.

"Ich höre.", erwartete er und grinste mich amüsiert an.

"Bitte, geehrter Führer.", murmelte ich.

"Auf die Knie!", verlangte er weiter.

"Also jetzt hast du sie nicht mehr alle!", boxte ich ihn.

"Nur'n Scherz! Los gehts.", grinste er und führte mich zu seinem Motorrad.

Was ein Arsch! Wenn er auch Humor hatte...

Ich schwang mich, samt Helm, hinter ihn.

"Halt dich fest!", rief er und ließ den Motor aufheulen.

Ruckartig griff ich nach seinen Schultern, als er die Reifen durch drehten ließ.
Er hatte starke muskulöse Schultern... Aber sie waren von Ben, also waren sie automatisch genauso widerlich wie er.

Er raste als würde er uns umbringen wollen, aber das tat er glücklicher Weise nicht. Denn ich will ganz sicher nicht mit ihm sterben.

Wusste er überhaupt wo ich wohne? Wenn ja, musste er ein irrer Stalker sein.
Er hatte gar nicht gefragt wo ich wohne... Vielleicht hat er ja vor mich zu entführen und mich als Haustier zu halten.
Langsam bekam ich Angst. Ich wusste doch das mit ihm irgendwas nicht stimmt!
Er war irre, vollkommen irre!
Sollte ich um Hilfe rufen? Würde mich überhaupt jemand hören?
Wahrscheinlich nicht...
Ok, ganz ruhig Grace! Such einen anderen Ausweg.
Abspringen! Was, Nein! Bei der Geschwindigkeit sterbe ich.
Obwohl durch ihn sterben oder durch einen 'Unfall', war war mir lieber?
Eigentlich wollte ich noch gar nicht sterben!

Doch dann hielt er an. Direkt vor Luca's Wohnung.
Ich sprang ab. Vor Todesangst, war mir ganz schwindelig.
Runter mit dem Helm!

Ben guckte mich irritiert an:"Alles ok?"

"Woher weißt du wo ich wohne?", fragte ich ihn nervös.

Er war doch ein Stalker, wusste ich es doch!

"Ich hatte dich hier doch fast umgefahren.", erklärte er.

Ach ja! Er ist doch kein Stalker...
Was war nur los mit mir?

"Ach so! Deine Dose!", erinnerte er sich und kramte meine Graffitidose aus seiner Tasche.

"Danke.", murmelte ich und steckte die Dose verwirrt ein.

"Wir könnten ja mal zusammen sprayen gehen.", schlug er lächelnd vor, startete den Motor und fuhr einfach davon.

Wie bitte?! Hatte ich mich gerade verhört?

"Was ist nur los mit mir?", seufzte ich und trottete die Treppe zur Wohnung hoch.

Irgendwas stimmt doch nicht! Ich bin doch sonst nicht so verwirrt! Sonst habe ich alles unter Kontrolle und jetzt? Er hat mich vergiftet! In der Kreide oder dem Schwamm war Gift!
Oder ich habe zu viel Farbentferner eingeatmet! Das war sicherlich nicht gesund...
Ich sollte mich untersuchen lassen!

Luca stürmte auf mich zu, als ich die Wohnung betrat.

"Wo warst du, verdammt noch mal? So geht das nicht weiter! Du musst mir sagen wenn du später kommst!", schrie er wütend auf mich ein.

Doch ich ging wie betäubt an ihm vorbei, stieg die Leiter hinauf und ließ mich in mein Bett fallen.
Was ist denn nur passiert? Wieso fühle ich mich so anders?
Ich starrte an die weiße Decke.

"Was ist denn mit der los?", hörte ich Luca fragen.

"Kein Wunder wenn du sie so anschreist.", erwiderte Micha.

Ich fühlte mich so komisch, als müsste ich mich gleich übergeben. Aber ich fühlte mich nicht schlecht oder krank.
Eher glücklich und hibbelig.

Ich klappte meinen Laptop auf und suchte nach einer Vergiftung oder Krankheit mit diesen Symptomen.
Dr.Google weiß doch wirklich alles!
Doch ich fand nur irgendein komischen Zeug mit 'verliebt sein'.

"Die haben sie ja nicht mehr alle!", murmelte ich, klappte den Laptop wieder zu und ließ mich seuftzend zurück fallen.

Was hat er nur mit mir gemacht?

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