2. Die Chaos-WG

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Nach 3 Stunden Fahrt verließen wir endlich die Autobahn und ich konnte die Freiheit schon spüren.
Ich ließ mein Fenster herunter, streckte meine Hand aus dem Fenster und ließ sie im Wind gleiten.

"Grace! Mach sofort das Fenster wieder zu, du erkältest dich doch!", rief meine Mum empört.

Doch langsam sollte sie wissen, dass ich sie kein Stück verstehen wollte. Also drehte ich die Musik, auf meinen Ohren, auf die volle Lautstärke. Meine Mum verdrehte die Augen und drehte sich wieder um.
Eins hatte sie immerhin verstanden, dass es gar nichts brachte mir etwas zu verbieten.

Langsam tauchten die ersten großen Gebäude auf. Die Läden reihten sich Kilometer weit, an dem Bürgersteig auf. Ich konnte es gar nicht abwarten hier shoppen zu gehen.

Doch erstmal brauchte ich eine Clique!
Auf meiner letzten Schule bestand meine Clique aus, einem Streber, der meine Hausaufgaben machte - natürlich aus freiem Willen - zwei Mädchen, die mich gut aussehen ließen und meine Tüten trugen, man könnte sie auch Assistentinnen nennen.

Doch ich bevorzuge den Begriff "beste Freundinnen".
Dann gab es noch einen Jungen, der mir bei den Streichen half und mich anderen Jungs vorstellte.

Hach, ich vermisste sie jetzt schon!

Viele würden mich auch eine typische Bitch nennen, ich kann nur nicht verstehen, was daran schlimm sein sollen?!
Immerhin bekomme ich, was ich will und habe Spaß dabei! Was soll daran schlecht sein?

Meine Eltern parkten am Bürgersteig und drehten sich zu mir um. Ich schmunzelte und stieg aus.
Ich war mir bewusst, dass sie sicher wieder irgendein Drama abziehen wollten, aber darauf hatte ich nun wirklich keinen Bock!

Ich riss den Kofferraum auf und warf mir meine Taschen über die Schulter.
Ich wollte über die Straße zum Wohnhaus von Luca gehen, als mir da so ein Arsch mit seinem Skateboard,  in den Weg fuhr.

Meine Tasche flog mir aus der Hand und der Arsch fuhr einfach weiter.

"Hey, gehts noch?!", schrie ich ihm hinterher und hob meine Tasche wieder auf.

"Grace! Schatz! Geht es dir gut?", rief meine Mum besorgt.

"Alles klar!", antwortet ich und klingelte an der Tür.
Mum und Dad holten meine Taschen aus dem Auto, während Luca mir die Tür öffnete.

"Hey, Kleine!", begrüßte er mich und wuschelte mir durch die Haare.
"Nicht mehr ganz so klein!", protestierte ich und umarmte ihn.

Er winkte Mum und Dad zu und nahm mir meine Tasche ab. Ich folgte ihm die Treppe hinauf.
"Nur dass das klar ist: Du benimmst dich!", flüsterte er mir ermahnend zu, als Mum und Dad hinter sich die Tür schlossen.

"Habe ich mich denn je nicht benommen?", wollte ich grinsend wissen.

Er verdrehte die Augen und schloss seine Wohnungstür auf. Ich sah mich um. Es war wirklich riesig und somit echt Party tauglich! Ich schmiss meine Tasche an die Wand und ging durch die Wohnung.
Aus dem Wohnzimmer kamen zwei Typen auf uns zu.

"Grace, das sind Nick und Micha.", stellte er uns vor.

Nick hatte schwarze kurze Haare und eine pummelige Figur.
Micha hatte braune hochgestylte Haare und eine ziemlich schmale, sportliche Figur.
Beide sahen nicht sonderlich gut aus, aber akzeptabel.

Sie hielten mir ihre Hand hin und ich nahm sie grinsend an.

"Nick ist Kfz-Mechaniker und Micha studiert mit mir.", erklärte er und stellte meine Taschen ab.
Jetzt kamen auch Mum und Dad in der Wohnung an.

"Ich bin mir sicher, dass Grace sich hier wohl fühlen wird.", bemerkte Dad und sah sich um.
Ich nickte schmunzelnd. Sicherlich werde ich mich hier wohl fühlen, denn bestimmt werden hier ganz viele Parties steigen!

Mum und Dad setzten sich still zu Nick und Micha aufs Sofa. Während Luca mir mein Zimmer zeigte.
Er führte mich eine Leiter hoch.

Oben befand sich ein riesiges Dach Zimmer, mit vielen Fenstern und einer Dachterrasse.

"Es ist perfekt!", gab ich zu und ließ mich auf ein graues Sofa fallen, welches direkt im Raum stand.

"Super! Ich bin dann wieder unten", murmelte er und stieg die Leiter wieder herunter.

Es war wirklich nicht schlecht! Ein Grund die Schule zu schwänzen, wenn auch nur einer von vielen!
Ich stellte meine Taschen ab und ging ebenfalls wieder hinunter zu Mum und Dad.

Die besprachen gerade irgendein unnötiges Zeug mit Luca, wegen der Schule und allem.
Ich lehnte mich an die Wand und wartete bis sie fertig waren.

Mum sah mich traurig lächelnd an und legte ihre Hände auf meine Schultern.
"Geht klar, Mum", murmelte ich und lächelte sie aufmunternd an.
Dad nahm mich in den Arm und ging dann Richtung Tür.

Sie hatten es wirklich drauf so zu tun, als wären sie traurig, dass ich nun weg war.
Nur gut das ich wusste, dass sie die Champagner Flasche zuhause schon in den Kühlschrank gestellt hatten.
Denn dort war sie nicht mehr, ich hatte nämlich viel mehr Gründe zu feiern, als sie.

Inzwischen lag die Champagner Flasche in meiner Tasche.
Ich schmunzelte, als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel und holte diese aus meiner Tasche.

"Wo ist der Kühlschrank?", fragte ich verschmitzt.

Luca lachte: " Ich rate euch auf eure Sachen aufzupassen!"

"Das tue ich auch!", zwinkerte ich ihnen zu.

Micha nahm mir lachend die Flasche ab und stellte sie in den Kühlschrank. Ich bedankte mich und stieg wieder die Leiter hinauf in mein neues Zimmer.

"Grace, das hätte ich fast vergessen! Wir müssen erstmal Regeln aufstellen und über die Schule reden...", begann Luca mir hinterher zu rufen.

Doch da hatte ich schon meine Kopfhörer aufgesetzt!

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