40- Unerwarteter Rückhalt

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"Bring sie weg", bittet meine Mutter meinen Bruder. Draco nickt und bugsiert uns nach oben.
Untergebracht in unserem Schlafzimmer, lässt er uns wieder allein.
Kaum sind wir hier angelangt hört man es unten Krachen.

"Kira?", kommt es leise von May. Ich drehe meinen Kopf in ihre Richtung und erblicke meine Schwester, die Arme fest um die Knie geklammert sich vor und zurück wippend.
Ich krabble vorsichtig auf sie zu und schließe in meine Arme. In ihrer Nähe fühle ich mich gleich viel wohler. Sie ist mein Zwilling, meine bessere Hälfte. Nirgends würde ich mich wohler fühlen als bei ihr zu sein. Selbst wenn ich es nicht zugeben wöllte, ich brauche sie. Ich brauche sie so sehr. So sehr braucht auch sie mich.
Ich lege mein Kinn auf ihrem hellblonden Kopf ab, als sie unter mir leise anfängt zu Schluchzen.

"Ich hatte solche Angst", sagt sie nach dem sie sich einigermaßen wieder beruhigt hatte und mir eine halbe Ewigkeit stumm Tränen über die Wangen liefen. Die ganzen Vorkommnisse des Tages kamen auf einmal hoch.
Sie setzt sich auf um mir in die Augen sehen zu können.
"Ich hatte solche Angst, dich zu verlieren", mit traurigen Ausdruck in den Augen wischt sie sich die Tränen weg.
Auch wenn ich unmöglich wissen konnte, was sie gerade meinte, nahm ich den Blick von ihr und starrte auf meine Hände.
Kurze Zeit war es still, bis ich einmal schniefte und schließlich sage: "Voldemort möchte mich töten. Ich hatte so Angst das nun alles vorbei sein könnte."
Ich hebe meinen Blick und zu meinem Erstaunen finde ich kein Entsetzen, keine Fassungslosigkeit in den Augen von May.
Stattdessen kullern ihr neue Tränen über die Wangen. "Du wusstest es?", fragt sie mich ganz leise. "Ja natürlich wusste ich es", sage ich als sei es selbstverständlich.
"Ich wusste es auch. Ich hätte es nicht übers Herz gebracht es dir zu sagen, wie hätte ich es denn tun sollen?", sie sieht mir in die Augen und spricht mir dabei genau aus der Seele.
"Ging mir genauso", murmle ich und zwinge mich zu einem leichten Lächeln.

May rutscht neben mich und legt ihren Kopf auf meiner Schulter ab.
Sie holte etwas aus ihrer Tasche hervor und es offenbarte sich als ein gezeichnetes Bild von uns beiden.
"Erinnerst du dich noch daran?"
Diese Geschichte könnte ich niemals vergessen. Es entstand in den Weihnachtsferien unseres ersten Schuljahres. Zu der Zeit verstanden wir uns nicht. Der Künstler zeichnete uns genauso wie wir in jenem Moment waren. Bockig und genervt. Dazu noch mit leuchtenden Augen. May muss das Bild schon lange Zeit mit sich herumtragen. Es sieht ziemlich heruntergekommen aus. "Ich mag dieses Bild irgendwie", gestehe ich. May nickt "Immer wenn ich dieses Bild anschaue muss ich lachen und danach geht es mir wieder besser-", sie steckt das Bild wieder zurück "doch heute scheint es nicht zu helfen."

"Ich möchte nie wieder alleine sein", murmelt sie nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten
"Das bist du schon lange nicht mehr", meine ich sanft. Sie nickt "Ja schon, aber seitdem Zeitpunkt als ich erfuhr das Voldemort mir dich wegnehmen will-"
Sie braucht gar nicht zu Ende sprechen, ich weiß was sie meint. Und ich verstehe sie. Seit dem sie entführt wurde bis zu unserem ersten Schultag fühlte sie sich allein, so wie ich.
Sie fühlte sich allein und unwohl als wir uns nicht verstanden, so wie ich.
Dann fühlte sie sich bis jetzt wohl und unheimlich glücklich als wir uns wieder hatten, so wie ich. Und seit Voldemort mich töten möchte, hat sie wieder die Angst mich zu verlieren, genauso wie ich.
"Du wirst nie wieder alleine sein, wir sind zu zweit. Ich werde immer bei dir bleiben auch wenn ich sterbe."
Lächelnd lege ich meinen Kopf schief, sodass er auf Mays Kopf ruht.
"Sag so was nicht, du wirst nicht sterben. Wir werden das, wie du sagtest, zusammen überstehen", sagt sie beruhigend, mit einem mahnenden Klang in der Stimme.

Eine Weile sagen wir nichts, als die Stille durch einen lauten Knall unterbrochen wird. Wir fahren beide erschrocken zusammen und rücken automatisch enger aneinander.
Ich höre meinen Vater laut schreien, kann aber nicht verstehen was er sagt.
Durch einen kräftigen Windstoß kracht die große Lampe an unserer Decke mit einem krachenden Geräusch auf den Boden. Es wird stockdunkel.
Man hört nur noch den Wind durch das kaputte Fenster rauschen. Und mein Herz, das in meiner Brust aufgeregt pocht und immer schneller wird.
Es geschieht lange Zeit nichts, bis die Tür aufgestoßen wird und mit einem grellen Licht durchflutet wird.

• • •

Um uns herum hat sich alles wieder beruhigt. Jetzt sitzen meine Eltern, Draco und wir um den Esstisch herum. Während mein Vater ungeduldig mit seinen Fingern auf der Tischplatte herum
klopft.
"Ihr seid mir eine Erklärung schuldig", sagt er schließlich.
Er sieht uns abwechselnd an und sein enttäuschter, wütender Blick bewirkt genau das was er möchte, ohne etwas sagen zu müssen.
Meine Schwester und ich lassen eingeschüchtert unsere Schultern hängen.
"Es tut uns leid." "Wir haben nicht nachgedacht."
Wir sehen uns an und fangen an wild durcheinander zu reden.
Mein Vater wird mit jeder Sekunde wütender und schlägt mit der flachen Hand auf die Tischplatte, sodass das Geschirr darauf nur so klirrt.
"Ruhe", ruft er und wir verstummen.
Ich blicke auf meine Fingernägel während ich meiner Schwester das Reden überlasse. Doch das alles scheint meinen Vater nicht zu interessieren, irgendwann unterbricht er sie.
"Habe ich mich etwa nicht klar genug ausgedrückt, als ich sagte ihr habt das Haus nicht zu verlassen?!"
"Ich..." "Wir..." doch unsere Worte verstummen unter dem Blick unseres Vaters. Es ist sowieso zwecklos. Er hört nicht zu, noch weniger interessiert es ihn.
In den nächsten Minuten wirft er uns vor wie sehr wir ihn enttäuscht hätten. Und wir sollen uns schämen, was wir tun, wir schämen uns. Und wir wissen selbst, das er uns aus gutem Grund hier her verschanzt hat und wir alles ruiniert haben. "Am liebsten würde ich euch nicht mehr nach Hogwarts lassen", sagt er und mir bleibt der Mund offen stehen.
"Vater bitte tu das nicht", bettle ich.
"Es ist offensichtlich dass meine Töchter nicht im Stande sind auf sich selbst aufzupassen."
"Aber Vater Hogwarts gehört zu uns, du kannst uns das nicht wegnehmen. Außerdem sagtest du, du würdest May noch eine Chance geben. Erst wenn sie nicht in Slytherin landen würde, dann würdest du uns auf eine andere Schule schicken", erinnere ich ihn.
Nach dem er uns noch lange Zeit geschumpfen hatte, beließ er es dabei aber auch nur weil meine Mutter anwesend war.

In nächster Zeit, besuchte uns Vater jeden einzelnen Tag. Wir verließen das Haus auch nicht mehr. Auch wenn es mich brennend interessiert, gibt er mir keine Auskunft darüber wie er die Todesser vertreiben konnte.
Er erwähnte seine Überlegung über den Schulwechsel nicht mehr. So ergriff ich nach einigen Tagen meine Chance.

"Vater, könntest du uns vielleicht unsere Einverständniserklärung für Hogsmeade unterschreiben?", frage ich vorsichtig.
"Nein", lautet seine knappe Antwort.
Ich ziehe verwirrt meine Augenbrauen zusammen "Und wieso nicht?"
Er dreht sich zu mir um und wirft mir einen eisigen Blick zu. "Eure Mutter und ich haben entschieden, dass ihr auf Grund der Umstände und euer dummes leichtsinniges Handeln, nicht nach Hogsmeade gehen werdet."

Ich balle meine Hände zu Fäusten und spüre wie ich wütend werde. "Das ist ungerecht!"
Er zieht seine Augenbrauen hoch und strahlt pure Belustigung aus "Ach ist es das?"
"Du kannst uns das nicht einfach verwehren. Voldemort wird mich so oder so töten-" Seine Hand trifft hart meine Wange und mein Kopf wird zur Seite gewirbelt.
Ich taumle zurück, doch er läuft mit großen Schritten auf mich zu und zieht mich am Saum meines Shirts nach oben.
"Das du es wagst seinen Namen laut aus zusprechen", sagt er und für einen kurzen Moment erkenne ich meinen Vater nicht mehr wieder, nur ein Todesser der mich mit vollen Hass in den Augen anstarrt
Er scheint zu merken, wie er gerade mit seiner Tochter geredet hat und er lässt mich los.
"Für dein freches und respektloses Verhalten hättest wesentlich mehr als eine blutige Ohrfeige verdient. Das ist dir hoffentlich bewusst."
Ich schaffe wieder Abstand zwischen uns beiden. Ich weiß das es töricht war, seinen Namen in Gegenwart meines Vaters auszusprechen. Aber was erwartet er vor mir, wenn mich dieser Mann töten will.
"Nun trete mir aus den Augen, bevor du noch zu einer Schande unserer Familie wirst", auch wenn ich diese Worte versuche zu ignorieren bohren sie ein Loch in mein Herz.

Wieder vergehen einige Tage bis unsere Eltern uns endlich wieder nach Hause lassen.
Zuhause erwartet mich bereits ein großer Stabel Briefe von meinen Freunden.
Selbst von Cayden, wenn auch ohne Absender, damit man sie niemand zurück verfolgen kann.

Auch wenn ich fast die ganzen Sommerferien über weg war und sich die Briefe häufen.
Von Leia, meiner besten Freundin, war kein einziger dabei.

× × ×

Dam Dam Damm...

Tun wir einfach Mal so als wäre das Bild oben nicht von We heart it, sondern von dem Künstler der Kira und May gezeichnet hat.

Little Miss Malfoy [ Draco Malfoy ] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt