„Wie war deine letzte Klausur?" fragte ich, stand von meinem Bett auf und nahm ihr die Tasche von der Schulter.

„Ich bin fix und fertig." antwortete sie und ließ sich samt Schuhe auf ihr Bett fallen.

„Wendern hast du es hinter dir. Ich habe für mein Projekt doch nur 3 Monate statt 6 zeit. Zwar haben wir 3 Wochen keine Schule, damit wir unsere Präsentation vorbereiten können, aber trotzdem ist es nun viel schrecklicher. Ich stehe so unter Zeitdruck."

Ich lief im Zimmer auf und ab und fuhr mir mit den Fingern durch die Haare.

„Ach Ever mach dir doch nicht so einen stress. Damian und du kriegt das schon gebacken." munterte sie mich auf.

Ich ließ mich auf mein Bett plumpsen und schüttelte den Kopf. Es wurde ganz still im Raum. Man hörte nur einige Studenten von draußen, doch sonst gab niemand ein Geräusch von sich.

„Ich muss es schaffen Tea." flüsterte ich nach einer Weile.

„Ich auch Ever, ich auch." erwiderte sie und schien genauso gedankenverloren wie ich zu sein. Ich hätte sie gerne gefragt, was ihre Geschichte war. Sie war kein gewöhnliches Mädchen das wusste ich, doch mir schien es kein passender Zeitpunkt zu sein um mit ihr auf ein ernstes Thema zuzusteuern. Der Bildschirm meines Handys leuchtete auf.

Blake: Kommst du vorbei? Ich habe Langeweile und Nick ist nicht da.

Ich setzte mich auf und suchte nach meinen Schuhen.

„Ich gehe nochmal raus." sagte ich und bemerkte, dass Tea ihre Augen geschlossen hatte. Sie atmete gleichmäßig und ruhig, als ich ihr die Decke über ihren Körper legte. Ich beneidete sie, dass sie so friedlich schlafen konnte ohne Angst vor einen Albtraum zu haben.

Blake erhielt von mir noch eine Antwort, dass ich in 20 Minuten da sei, ehe ich mir einen rosa Pullover überzog und mich nach schminkte. Ich sah aus wie ich mich fühlte. Schrecklich. Nichtsdestotrotz, machte ich mich mit meinem dicken Wintermantel auf den Weg zu Blake.

*

Das Wohngebäude der Jungs war ekelerregend. Allein wenn man die Tür öffnete, roch man den Duft, der eine Mischung aus Bier und Schweiß war. Beides widerlich. Treppe für Treppe wurde es lauter. Im ersten Stock, bemerkte ich, dass der Lärm aus Damian's Zimmer kam. Die Tür stand weit offen und Leute gingen raus und rein. Laute Musik war aufgedreht und im Flur wimmelte es von Jungs, die rauchten oder ein alkoholisches Getränk in der Hand hatten. Na toll und da musste ich jetzt vorbei. In schnellen Schritten versuchte ich, den Flur ohne weitere Schwierigkeiten zu überqueren. Es hätte mir klar sein sollen, dass es nicht so einfach funktionieren würde. Gerade als ich an der Tür vorbeilief, stütze sich ein Junge von der Wand ab und kam auf mich zu. Er legte eine Hand um meine Schulter, worauf sich mein gesamter Körper anspannte. Der große blonde Junge zog mich rein in die Wohnung, die nicht mehr so einladend auf mich wirkte wie sonst. Er lallte irgendwas vor sich hin, was ich nicht ganz verstand. Seine Bierfahne wehte mir entgegen und ließ mich erschaudern. Ich versuchte mich von ihm zu lösen, doch sein Arm war zu schwer. Es war stickig und überfüllt in der Wohnung. Laute Musik betäubte meine Ohren, so dass ich mir die Hände davor hielt. In der Wohnung waren so gut wie nur Jungs. Ich sah insgesamt ein Mädchen, die jedoch viel älter als ich wirkte.

„Seht mal was ich gefunden habe zur so späten Stunde. Ein Mädchen!" jaulte der Junge während er zum Wohnzimmer lief. Ich versuchte mich von seinem Griff zu lösen, doch er hielt mich weiter an sich gedrückt. Gott stank der.

„Lass mich los!" fauchte ich ihn an und probierte ihn wegzuschubsen.

„Komm schon kleines, zick nicht so rum, hier sind sowieso schon so wenige Mädchen." schmollte er und lief schneller. Ich trat einigen Leuten auf die Füße, doch sie schienen es nicht zu bemerken.

DefenselessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt