„Wir werden nie rechtzeitig fertig werden. Ich dachte wir haben ein halbes Jahr Zeit und könnten uns entspannt darauf vorbereiten, aber jetzt ist irgendwie alles so hektisch."

Ich stellte mich auf und winkte Jack zum Abschied, der mit Dean wohl ebenfalls sein Projekt zu besprechen schien. Er lächelte mich an, ehe er sich wieder auf das Blatt konzentrierte das vor ihm lag. Die Gänge waren wie jedesmal überfüllt, da allein circa 100 Stundeten nur aus dem Englischkurs stammten. Damian schlenderte neben mir her und sah aus als ob er über irgendwas grübeln würde.

„Lass uns einfach alles ausführlich planen. Mit was wir beginnen und wie viel Zeit beispielsweise das Modell beanspruchen wird." sagte Damian und hielt mir die Tür auf.

„Danke." murmelte ich und kramte die Handschuhe aus meiner Tasche heraus. Obwohl es Anfang November war, war es schon eiskalt. Dieser Herbst würde wohl nicht lange andauern und mir grauste es vor dem Winter. Im Winter fror ich noch mehr wie sonst eh schon. Es war immer dunkel und traurig. Diese Jahreszeit hatte wirklich nichts positives an sich, außer das es Lebkuchen gab.

„Soll ich dich bis zum Wohnheim fahren?" fragte mich Damian, während wir den Kiesweg entlang liefen.

„Nein ich kann zu Fuß gehen, danke." lehnte ich ab.

Er zeigte mit dem Daumen zum Parkplatz und nickte mit seinem Kopf in die Richtung, in die auch sein Finger zeigte.

„Komm schon ich fahr dich." sagte er lächelnd. Ich gab nach und folgte ihm zu seinem Mattschwarzen Porsche. Er hielt mir die Beifahrertür auf und streckte mir erneuert seine Hand aus. Kurz sah ich mich um, ob uns jemand sehen könnte, ehe ich seine freundliche Geste annahm und meine Hand in seine legte. Ich setzte mich auf das Leder und hörte wie Damian die Tür zumachte und in der nächsten Sekunde sich die Fahrertür öffnete. Damian schaltete den Motor an doch fuhr nicht los. Das Auto erwärmte sich und ich hielt die Hände an das Gitter, in der die Wärme rausströmte.

„Ist dir immer so kalt?" fragte er und sah auf meine Hände.

„Leider ja. Egal wie dick ich mich anziehe, es hilft nichts."

„Gib mir deine Hände." sagte er und streckte mir sein Handinneres entgegen.

Zögernd ließ ich meine beiden Hände auf seine nieder und blickte ihm in die Augen. Er legte seine andere Hand oben drüber. Innerhalb von Sekunden erwärmten sich meine Hände auf eine ganz andere Art und Weise. Noch nie hatte mich so eine Wärme erfasst.

„Besser?" unterbrach Damian die Stille und sah mich fragend an.

Ich nickte stumm und drehte mich von ihm weg. Es startete den Motor und fuhr los. Noch immer fühlte ich den Druck seiner großen Hände. Damian's Berührungen sorgten dafür, dass mein Körper sich veränderte. Mein Herz raste jedesmal, mein Magen kribbelte und meine Augen konnte nicht aufhören auf seine Lippen zu starren. Es war verrückt und langsam machte ich mir ernsthafte sorgen. Ich hatte am Samstag bereits beschlossen, dass es nicht sein durfte. Es durfte einfach nicht noch weiter kommen wie es sowieso schon war.

Damian stoppte den Wagen und hielt kurz inne. Er öffnete den Mund um zum Satz anzusetzten, doch er schloss ihn wieder.

„Bis morgen Ever." verabschiedete er sich und sah aus dem Fenster.

Ich wollte unbedingt wissen, was er sagen wollte, doch beschloss nicht weiter nachzuhaken. Er wandte den Blick noch immer nicht vom Fenster ab. Ich holte kurz tief Luft und öffnete die Tür.

„Wir sehen uns Damian." erwiderte ich und stieg aus.

*

Es war bereits spät geworden. Tea kam gerade zur Tür rein und jetzt bemerkte ich erst wie fertig sie aussah. Ihre haut war blasser, ihr Haar strohiger und ihre Augen müder.

DefenselessWhere stories live. Discover now