1. Kapitel

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Ein Welpe zu sein ist wirklich enstpannt, man kann sich voller warmer Milch saufen, sich an das weiche Fell seiner Mutter schmiegen und schlafen so viel und so lange man will.

Ich genieße dieses Leben schon seit einiger Zeit.
In einer Höhle die voller Dunkelheit ist und angefüllt mit dem warmen Duft meiner Mutter, wohne ich schon mein Leben lang.

Ich, mit meinen drei Schwestern und meinem Bruder, ich weiß nicht, wie meine Mutter das mit uns aushält weil wir wirklich laute und schlecht gelaunte Welpen sind, aber ich habe immer das Gefühl das sie jede meiner Fellspitzen liebt.

Sie ist ein unglaublich geduldiger Wolf und schimpft nur selten mit uns, wenn wir anfangen wilde Spiele zu spielen, wie zum Beispiel das wir Maulwürfe sind und eifrig Löcher in den Boden scharren, oder schon einmal unsere Zähne in Fleisch senken wollen, das zu unserem Pech aber eines unserer Geschwister ist.

Ich drehe mich zur Seite und drücke mit den Pfoten den Bauch einer Schwester etwas weiter weg, unnachgiebig rutscht diese jedoch wieder zurück und ich knurre leise.

Dieses Knurren hat so gar nichts beeidruckendes, so, wie ich es schon oft bei meiner Mutter gehört habe, es ist hell und ähnelt eher einem Röcheln.
Doch ich gebe nicht auf. Wieder schiebe ich meine Schwester weg und lasse meine Pfoten liegen, sie will wieder zu mir rutschen doch ich verhindere es angestrengt und mit angespannten Muskeln.

Ich rutsche zu meiner Mutter, die weit ausgestreckt etwa die Hälfte der Höhle einnimmt, ihr Brustkorb hebt und senkt sich und sie scheint zu schlafen.

Mir ist das egal, ich habe Hunger!
Ich schlage meine kleinen Zähne in ihre Zitze und beginne zu saugen.

Ein Schwall von warmer, süßlicher Milch schießt in mein Mäulchen und ich schließe erleichtert meine Augen.

In letzter Zeit ist ihre Milch etwas weniger geworden und sie hat immer mehr von der Welt außerhalb dieser Höhle, unseres Baues erzählt.

Sie erzählte von riesigen Bäumen, mein Vater brachte uns zum Beweis einen Ast mit, der größer als ich war, sie erzählte von einem Bach, ihre Beine waren nass und hatten einen fremden Geruch wenn sie uns erzählte dass sie in eben jenem Bach war...und dem Schnee von dem erzählt sie zu dieser Jahreszeit besonders viel.

Der Schnee fasziniert mich am meisten.

Weißliche, eiskalte Klumpen klebten immer im Fell meiner Eltern und all der Besucher die uns ihre Zeit schenkten.

Ich betrachtete immer mit Freude und Erstaunen, wie sich der Schnee in Wasser verwandelte und langsam in der Erde versickerte, meine Geschwister rümpften die Schnauzen, sie hassten es wenn der Schnee ihnen ins Gesicht fiel, wenn unsere Mutter draußen war und wir danach trinken wollten.

Sie hassten die Kälte ihrer Pfoten und die Feuchtigkeit ihres Felles, doch ich lauschte gespannt den wilden Geschichten von Wölfen die sich im Schnee verliefen und anhand ihrer eigenen Pfotenspuren (Ich war sehr beeindruckt) wieder zu ihrem Rudel fanden.

Meine Mutter sagt uns immer wieder, das wir etwas besonderes sind weil wir im Winter geboren worden sind, einer eiskalten und tödlichen Jahreszeit.

Ich bin sehr stolz darauf auf diese Weise besonders zu sein und noch den harten Winter vor dem Frühling erlebt zu haben.

Mit einem unzufriedenen Fiepsen gebe ich auf, mehr Milch aus der leeren Zitze saugen zu wollen und schmiege mich an meine Mutter.

Diese blinzelt mich verschlafen an und leckt einmal mit ihrer rauen Zunge über mein Ohr.

"Na ihr" mein Vater kommt durch den Tunnel gelaufen, er strömt Kälte aus und ich weiche etwas zurück.

Ein Schmunzeln liegt auf seinem Gesicht, er begrüßt meine Mutter indem er seine Schnauze an ihrer reibt und stupst mir dann gegen meine.

"Ich habe gute Neuigkeiten" platzt er heraus uns sieht mit strahlenden Augen in die Runde.

Neugierig kommen wir etwas näher, immer noch etwas unsicher auf unseren tapsigen kurzen Beinen.

"Der Alpha hat entschieden, dass..." Er macht eine Kunstpause.

Alle zappeln aufgeregt und belagern ihn, ich rede so schnell ich kann auf ihn ein, er soll mir sagen was der Alpha will.

"Ihr in den nächsten Tagen aus dem Bau dürft und ihr eingeteilt werdet! ", verkündet er mit stolzem Glühen in den AUgen, wir kreischen erfreut auf, wir dürfen den Bau verlassen, jetzt sofort!

Ich mache mich gleich auf den Weg und tapse etwas schwankend auf den riesigen Ausgang zu.

Doch Zähne graben sich sanft in meinen Nacken und ziehen mich zurück.

"Morgen" vertröstet mich meine Mutter mit leuchtenden Augen, ich nicke eifrig und voller Unternehmungslust.

Ich kann ja solange meine Aufgabe üben!

In dem Rudel von Ahron, er ist unser Alpha, wird jeder Welpe eingeteilt, je nach Körperbau und Stärken, dann wird er trainiert und darf seine ihm zugeteilte Aufgabe erfüllen, wie Jagen oder die Knochen nach dem Fressen entfernen... je nach Einteilung ist man natürlich höher im Rang und bekommt mehr und besseres Fleisch, hat mehr privilegien.

Ich werde in meiner Aufgabe die Beste sein und alle werden mich neidisch ansehen und mit mir befreundet sein wollen.

Ich gebe mich diesen Träumereien hin, schmiege mich etwas enger an meine Geschwister und schlafe ein.

Ich bemerke erst wie verdreht ich liege, als meine Wirbelsäule zu Pochen beginnt. Stöhnend rappel ich mich auf, unzufrieden sehe ich mich um.

Es ist eindeutig zu klein hier drinnen, wir fünf Welpen sind in letzter Zeit zu viel gewachsen.

Der Rest meiner Geschwister ist schon lange wach und tummelt sich ungeduldig um meine Mutter, alle sind aufgeregt und zittern schon freudig.

"Ich warte draußen", sagt meine Mutter Leena, als sie sieht das ich auch wach bin und erhebt sich. Mit großen Augen sehe ich ihr nach.

Ich soll alleine da raus gehen?

Ohne ihren Schutz?

Dort könnte sonst noch etwas darauf warten mich zu zerfleischen, ich bin doch nur ein kleiner, wehrloser Welpe!

Auch der Rest meiner Geschwister scheint etwas verwirrt und eingeschüchtert, als wir so alleine in der Höhle stehen.

Ich beiße meine Zähne zusammen und setzte eine Pfote vor die andere.
Mit pochendem Herzen folge ich meiner Mutter, die schon vorgegangen ist und die ich nicht emhr sehen kann, durch den Tunnel zum strahlenden Weiß der Welt außerhalb.

Ich höre ein paar Pfotenschritte hinter mir und fühle mich ermutigt.

Als ich am Eingang des Baues stehe kneife ich meine Augen zusammen und muss heftig blinzeln.

Eine strahlend weiße Landschaft erstreckt sich vor mir, ich kann den von Pfoten plattgetretenen Schnee sehen, die riesigen Bäume und ein eiskalter Lufthauch durchdringt mein Fell.

Zitternd spähe ich nach Leena und kann sie auf einem kleinen Hügel nicht weit entfernt sehen.

Ich renne erleichtert auf sie zu, mein Fell verschmilzt mit dem Schnee und ich bin gut getarnt, sodass sie mich erst kurz bevor ich sie erreiche sieht.

Ihre Augen weiten sich erschrocken als sie mir in die Augen sieht und mir wird etwas mulmig.

Habe ich etwas falsch gemacht?

Doch dann breitet sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus und sie ihr Blick ist voller Liebe.

Der albino WolfWhere stories live. Discover now