Make a decision!

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Annabella's POV:

Keine Ahnung wie lange ich schon in meinem Zimmer saß und verzweifelt versuchte Calum zu erreichen. Er ging nicht an sein Telefon. Ebenso wenig wie Sarah, Zayn, Louis oder sonst jemand. Das alles hätte niemals passieren dürfen und ich wusste, dass ich allein für all das verantwortlich war. Hätte ich mich an die Regeln gehalten, dann würde ich hier nicht sitzen, mit Tränen in den Augen und die Minuten bis zur Pressekonferenz zählend. Nein, ich würde im Garten sein, zusammen mit Calum und einfach lächeln, egal wie ich mich fühlte. Hätte ich mich an diese einfache Regel gehalten und wäre still geblieben, wäre das alles nicht passiert.

Es waren noch zwanzig Minuten, in denen ich mir überlegen musste, was ich sagen sollte. Zwanzig Minuten in denen ich mich entscheiden musste zwischen meiner Familie und Zayn. Es gab genau zwei Möglichkeiten diese Pressekonferenz zu entscheiden. Zwei Möglichkeiten und ich hasste mich für alle beiden. Im Grunde war es nicht wichtig wie ich mich entschied, denn ich wusste, einen von Ihnen würde ich auf jeden Fall verlieren. Vermutlich wusste ich bereits tief im Inneren wie ich mich entscheiden würde, wollte es aber einfach nicht wahrhaben.

Ich wischte mir eine der Tränen auf dem Gesicht und lief zum Fenster. mein Blick fiel auf die Blumen, auf denen sich Schmetterlinge tummelten und ihre Farbenfrohheit mit der der Blumen vereinten. "Kleine Raupe auf dem Baum, was morgen sein wird, weißt du wohl kaum", flüsterte ich vor mich hin und ich wusste, wenn ich mich für dieses Leben hier entschied, entschied ich mich dafür, diesen Satz zu vergessen. Dann entschied ich mich für ein Leben, bei dem jeder Tag gleich sein würde, emotionslos und förmlich. Sollte ich mich hierfür entscheiden, musste ich all das Glück, die Gefühle und die letzten Wochen vergessen, für immer. Ich durfte nicht eine Sekunde zurück blicken.

Doch wenn ich mich dafür entschied meinem Vater ein letztes Mal zu widersprechen, hätte ich Freiheit und Glück. All die letzten Wochen, die kurze Zeit, könnte zu einer Ewigkeit werden. Jeder Tag könnte so unglaublich schön sein und lustig. Endlich könnte ich frei sein und ich hätte Zayn. Ich hätte den Mann an meiner Seite, der mir gezeigt hat, was es bedeutet richtig am Leben zu sein und sich frei zu fühlen.

Ein Klopfen an der Zimmertür ließ mich aufschrecken. "Herein", räusperte ich meine Stimme und sie wurde deutlicher. Einer der Sicherheitsmänner meines Vaters kam herein und nickte mir zu. "Wir müssen los. Die Pressekonferenz fängt in fünf Minuten an." Ich wusste was ich zu tun hatte und ging mit ihm.

Entschlossen ging ich auf die beiden hölzernen Türen zu, öffnete sie und betrat mit emotionslosem Gesicht den Konferenzraum. Es waren um die dreißig Reporter da. Kameras, Blitzlicht und im Hintergrund erkannte ich das Gesicht meines Vaters. Dieses enttäuschte Gesicht, dass darauf wartete, dass ich alles wieder in Ordnung brachte. Er nickte mir zu und damit nahm ich Platz.

Die Reporter riefen erst wild durcheinander, doch ich hob meine Hand und gab ihnen das Zeichen still zu sein. "Danke", begann ich ohne eine Miene zu verziehen. "Es gab in letzter Zeit viele Gerüchte, die sagten, dass mein Vater mich nicht mehr unter Kontrolle hätte und damit auch die Kontrolle über unser Land verlor. Es stand die Frage im Raum, ob er überhaupt in der Lage sei, dieses Land weiterhin zu führen." Ich machte eine kurze Pause und räusperte mich. "Sie alle wollen Antworten von mir und die werde ich Ihnen jetzt geben."

Das war das Stichwort. Nun war der Zeitpunkt gekommen, in dem ich mich entscheiden musste. Wobei, ehrlich gesagt hatte ich mich bereits entschieden. Alles was ich jetzt noch zu tun hatte, war diese Entscheidung publik zu machen und mit ihren Folgen klar zu kommen. Ich atmete noch einmal tief durch, blickte kurz zu meinem Vater und dann direkt in eine der laufenden Kameras. "Alles die Dinge, die in den letzten Wochen vorgefallen bin, dafür bin ich allein verantwortlich, nicht mein Vater und ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen. Ich habe mich falsch verhalten, nicht vorbildlich und bereue all das. Es gibt einfach Dinge, die ich in meinem Alter noch nicht weiß, wie die Tatsache, dass ich mich in gewissen Situationen zusammen reißen sollte. Wie gesagt, das alles tut mir schrecklich leid, hat jedoch nichts mit dem Führungsverhalten meines Vaters zu tun. Ich werde versuchen mich in Zukunft zu bessern und hoffe, dass mir mein unangebrachtes und unreifes Verhalten verziehen wird. Danke."

Das war alles. Damit stand ich auf, lief nach hinten und ignorierte die aufspringenden Reporter, die mir Fragen hinterher warfen. Ich ignorierte die Tränen, die drohten in meine Augen zu steigen, ebenso dieses unerträgliche Gefühl in meinem Körper. Dieses Gefühl, dass ich gerade all das verloren hatte, wofür ich die letzten Wochen gekämpft hatte. Doch ich hatte mich entschieden, für die Familie. Und mit dieser Entscheidung musste ich jetzt klar kommen. Wie ich das tat, war mein Problem und vollkommen unwichtig. Wichtig war, dass es nun kein zurück mehr gab. Ich hatte mich dafür entschieden dieses Leben zu leben, mit diesem fortan lieben Lächeln auf den Lippen, vollkommen egal in welcher Stimmung ich gerade war. Ich hatte mich dafür entschieden, meinen Vater nicht jede Sekunde seines Lebens zu enttäuschen und versuchen ihn nur ein einziges Mal stolz zu machen. Auch wenn das bedeutete, dass ich die letzten Wochen vergessen musste. Alles hatte seinen Preis und meinen musste ich jetzt bezahlen.

In meinem Zimmer angekommen zog ich die Bluse und die enge Hose aus, schlüpfte in ein großes weißes Shirt und lief zum Spiegel, um das Make-up zu entfernen. Ich nahm ein feuchtes Tuch in die Hand und begann mein Gesicht zu reinigen. Erst meine Augen, Lippen, dann den Rest des Gesicht und als ich fertig war sah ich hoch. Die braunen Augen waren voll mit Tränen, die Mundwinkel waren nach unten gebogen und die Haut war blass. Das Glänzen in den Augen war weg, der Blick war ausdruckslos. Alles was ich für dieses Mädchen im Spiegel empfand war Hass und Verachtung.

Während die Tränen begannen über die Wangen zu rennen konnte ich es nicht länger verbergen. Dieses Mädchen, dass ich dort im Spiegel sah, war nicht ich. Es war eine Marionette, ausdruckslos und das tuend, was man von ihr verlangte. Von diesem Tag an, sollte sich das die nächsten vier Jahre nicht mehr ändern. So lange ging die Amtszeit eines Präsidenten und so lange würde ich immer weiterhin nur eines sein, die Tochter des Präsidenten. Mit der Frage in meinen Gedanken, ob ich nun jedesmal wenn ich in den Spiegel blicken würde, Hass empfinden sollte, wand ich meinen Blick von dem Mädchen ab. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und legte mich in mein Bett.

Im Grunde hatte ich gar nicht das Recht zu weinen oder Selbstmitleid zu empfinden. Diese Entscheidung die ich getroffen hatte, hatte ich aus freien Stücken getroffen und nun musste ich damit leben. Ich wusste von Anfang an, was die Konsequenzen sein würden und ich wusste von Anfang an, dass es kein zurück gab. Immerhin war all das hier, alles was in den letzten Wochen passiert war, allein meine Schuld. Ich hatte mich nicht an die Regeln gehalten und musste den Preis dafür bezahlen. Nur wusste ich nicht was schlimmer war. Die Tatsache, dass ich mich für diese Entscheidung hasste, oder dass ich mir tatsächlich einredete, dass ich keine andere Wahl gehabt hätte und das auch noch glaubte.


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Tut mir wahnsinnig leid, dass schon wieder so lange kein Update kam, aber neben der Arbeit ist es schwer zu schreiben. Hoffe aber trotzdem sehr, dass euch das Kapitel gefallen hat und würde mich wie immer sehr über eure Meinung darüber freuen! Widmung an "Vanessa_Wolff2000" :) Ich liebe euch!♥ Bis dahin, xx

*Jule*

President's Daughter || z.m.Where stories live. Discover now