kapitel fünfundfünfzig - kit

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Ich habe weder den Nerv noch die Geduld, mich mit dem österreichischen Nahverkehrssystem auseinander zu setzen, weshalb ich ein Taxi vom Flughafen in die Stadt nehme.

Zum Glück kenne ich Freyas Adresse – als wir ihren Wohnsitz in Brighton angemeldet haben, hat sie mir ihre Dokumente per E-Mail geschickt und ich war vorausschauend genug, sie nicht in den Papierkorb zu befördern.

Es schneit ein klein wenig, als ich gegen neunzehn Uhr dreißig aus dem Taxi vor ihrem nicht wenig eleganten Kindheitshaus aussteige und auf dem Klingelschild nach ihrem Nachnamen suche. Direkt neben dem kleinen TOP 35 steht in ordentlicher Schrift »Wiener« vermerkt und ich presse meinen Daumen in das eiskalte Metall des Klingelknopfes.

Auf der anderen Seite rauscht und knackt es, dann dringt eine deutsche Frage heraus.

»Hi«, sage ich sofort, ohne zu wissen, was die Person am anderen Ende der Fernsprechanlage von mir zu wissen verlangt hat. »Ich suche nach Freya.«

»Freya ist nicht hier«, antwortet die Stimme knapp und in einem von österreichischen Akzent gefärbten Englisch – das entgegen aller Annahmen ganz anders klingt, als ein von einem deutschen Akzent geprägtes Englisch.

»Oh«, antworte ich. »Wo ist sie?«

Als Antwort ertönt nur ein Buzzgeräusch und die elegante Eichentür vor mir springt auf. Mit leichtem Unbehagen greife ich nach dem ebenso eiskalten Metallknauf und drücke die Tür auf, nur um mich in einem kleinen Foyer wiederzufinden, von dem eine Treppe zur Seite und die andere durch den Innenhof abgeht. Aus purem Instinkt entscheide ich mich für die Treppe durch den Innenhof und passiere eine blattlose Pappel, deren Äste gespenstisch in den nachtdunklen Himmel ragen.

Die zweite Tür in das anliegende Gebäude ist unverschlossen und ich bemerke, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, weil die Türen hier bei 28 beginnen. Die nächsten drei Stockwerke eile ich im Laufschritttempo empor, bis ich schließlich zu der Tür mit der Nummer 35 gelange.

Ich möchte gerade erneut klingeln, als die Tür sich von innen öffnet und dort eine Frau erscheint, der Freya fast wie aus dem Gesicht geschnitten wirkt. Sie ist genauso klein wie Freya, aber ihr Haar ist ein paar Töne dunkler.

»Ja?«, fragt sie, wieder auf Deutsch.

»Ich bin Kit«, sage ich in meinem reinsten Englisch, das so posh klingt, dass ich mein Gesicht verziehen möchte. »Ein Freund von Freya aus England. Ich wollte mit ihr sprechen.«

»Sie ist nicht hier«, sagt die Frau, die mit allergrößter Wahrscheinlichkeit ihre Mutter ist. »Sie ist vor ein paar Stunden mit ihrer Patentante nach Tirol aufgebrochen.«

Ich schlage mir mit der Hand vor den Kopf. »Oh, Gott. Ich bin so dumm. Das hat sie erwähnt. Jedes Neujahr fährt sie mit Tante Helene in eine Berghütte. Und ich suche hier in Wien nach ihr.«

Kleine StreunerWhere stories live. Discover now