kapitel neununddreißig - freya

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Ich komme zehn Minuten zu spät durch die durchsichtige Glastüre gebrochen. Durch das Fensterglas kann ich meine Streaminggruppe bereits dabei erkennen, wie sie um den Tisch zusammengedrängt stehen, und gemeinsam auf dem Handybildschirm den Chat begrüßen. Sie schauen alle auf, als ich durch die Tür komme, und ich erkenne nur auf Ferdinands Gesicht so etwas wie höfliche Anteilnahme an meinem etwas verspäteten Erscheinen.

Briony starrt mich an, als wäre ich ein Axtmörder, der ihre Familie auf dem Gewissen hat, während Lola gelangweilt auf ihrem Kaugummi herumkaut und Daisy mir ein knappes Nicken zukommen lässt.

Ich habe schon verstanden, wie die generelle Stimmung sich verhält, in letzter Zeit entwickle ich mich immer weiter in Richtung Persona non grata. Nicht nur habe ich die drei letzten Streams verpasst, einmal habe ich sogar zugesagt und in letzter Minute doch fernbleiben müssen, weil Boor eine Art Roll-Call für das Camp angesetzt hat, den ich natürlich nicht verpassen konnte.

Denn die Termine für das Camp verdichten sich immer weiter: In drei Tagen ist es endlich so weit und wir treten den Flug nach North Carolina an. Es ist mir wirklich unmöglich geworden, meine überbordende Begeisterung ob dieses Umstands im Zaum zu halten. Kira freut sich auch, das habe ich schon bemerkt, denn sie hat bereits begonnen, Vorbereitungen für eine Art YouTube-Tagebuch anzustellen, das sie während der Zeit im Christmas-Camp nebenher führen möchte.

Kit hingegen scheint mir vielmehr etwas besorgt ob der gesamten Angelegenheit zu sein, denn selbst nachdem ich ihm die frohe Botschaft überbracht habe, scheint sich sein Enthusiasmus grob im Rahmen aller Durchschnittlichkeit zu halten. Zu behaupten, ich hätte mit Gilbert abseits unserer zwei Streams gesprochen, die er sich selbst nun wieder aufbürden kann, wäre ebenfalls übertrieben.

Er ist allerdings der Einzige (neben mir natürlich), der sich dessen bewusst ist, was das einwöchige Mitwirken bei Christmas-Camp für meine Followerzahlen leisten kann.

Gestern Abend nach einem Stream, den Kit, er und ich gemeinsam bestritten haben, hat er mich noch kurz im Flur zurückgehalten, um mit mir rasch über den Plan für die nächsten paar Tage zu gehen, und mir somit eine Aufwärtstrajektorie vorzuschreiben, die laut seinen Überlegungen sicherlich bis zum vorletzten Tag in Christmas-Camp dazu führen wird, dass ich mein Ziel erreiche.

Ich bin dankbar ob des Umstandes, dass er selbst in dieser für uns alle turbulenten Zeit noch an meine Karriere zu denken vermag – sogar so weit, dass er sich selbst offenbar umfangreich private Gedanken darüber macht, welchen Weg ich für die Erfüllung meines Ziels natürlicherweise fortan beschreiten soll.

Kit hat mich in dem Belang ein wenig im Stich gelassen; auch, wenn er mir nun wieder mehr auf meine Nachrichten antwortet, geht er mir dennoch ganz offensichtlich aus dem Weg und ich habe wirklich überhaupt keine Vorstellung darüber, inwieweit ich ihn gekränkt haben könnte.

Kleine StreunerWhere stories live. Discover now