kapitel elf - freya

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Weil ich das Fenster offengelassen habe, als ich am Abend zuvor ins Bett gegangen bin, höre ich nun jede einzelne Konversation, die sich unten auf der Straße vor meinem Fenster abspielt.

Die ersten paar Male habe ich es in meinem Dämmerschlaf noch ungemein amüsant gefunden, worüber englische Pensionisten beim Gassigehen ihrer diversen Fußhupen miteinander sprechen, doch spätestens nach der siebte Iteration von »Oh, guten Morgen, Margaret, wie geht's dir?« – »Ach, geht so. Mir sitzt's ziemlich den Knochen.« wird das Spiel irgendwann einmal langweilig und gegen neun Uhr stehe ich schließlich auf und werfe das Fenster in den Rahmen.

Dann setze ich mich auf die Kante meines Bettes und rufe Instagram auf – und meine schlimmste Befürchtung bewahrheitet sich; Kit hat mich auf der Plattform gefunden und ist mir prompt gefolgt.

Ich rufe rasch mein eigenes Profil auf. Im Augenblick habe ich genau 342 Follower – die meisten davon alte Schulfreunde und die ein oder andere Person, für die ich an der Universität widerstrebend meinen Accountnamen herausgerückt habe, als sie nicht aufgehört hat, mir auf die Nerven zu gehen.

Noch ehe ich den Gedanken richtig rationalisiert habe, softblocke ich Kit – was seinen Follow rückgängig macht, aber aus seiner Sicht nur so aussieht, als läge ein Bug vor, oder als wäre er mir gar nicht wirklich gefolgt.

Ich kann nicht riskieren, dass irgendein fanatischer Fan, der als Morgenritual durch Kits Following-Liste geht, sieht, dass er gestern Abend einer vollkommenen unbedeutenden Person gefolgt ist, nach deren Profil es so aussieht, als wäre sie nichts weiter als eine offensichtlich etwas unstete Rechtswissenschaftsstudentin in Wien, wenn man nach den sieben Stilbrüchen urteilt, die sich in der Timeline meiner Fotobeiträge wiederfinden.

Meine Hardliner-Position gegenüber Kit und Gilbert hat sich seit gestern Abend nur intensiviert: In der Zwischenzeit bin ich mir vollkommen sicher, dass ich die zwei wohl auf Abstand halten muss – und damit in einer Art Kopplungsgeschäft vermutlich auch Kira – weil ich nicht riskieren kann, dass auch nur ein Quäntchen ihres unermesslichen Erfolgs und ihres Ruhms auf mich übergeht.

Im Augenblick, mit dem geradezu erbärmlichen Betrag Restgeld auf dem Konto, dem sündhaft teuren Zimmer in der relativen Mitte von Brighton, das mein Erspartes verschlingt und den knapp vierhundert Followern auf Twitch mag das vielleicht nicht gerade wie eine großartige Idee scheinen – aber ich weiß, dass ich es später ungemein bereuen werde, diese Abkürzung in die Relevanz hinein genommen zu haben.

Meinen Erfolg wird man den Rest meiner Karriere nur dem Umstand zuschreiben, dass ich Kit und Gilbert im richtigen Moment getroffen habe – wird mir vielleicht sogar noch eiskalte Berechnung anhängen, um das frauenfeindliches Klischee eines intriganten Weibsbild zu perpetuieren – und jeglicher innovativer Aufwand, jegliche noch so knochenzerberstende Bemühung von meiner Seite, mich als eigenständige Content-Erschafferin zu profilieren, wird auf taube Ohren und blinde Augen fallen.

Kleine StreunerWhere stories live. Discover now