kapitel zwölf - kit

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Ich lehne an der großen Ankündigungssäule vor dem Eternity in an Hour, spiele gedankenverloren mit meinem Handy herum und behalte die Straße im Blick, während ich darauf warte, dass Freya sich aus der Masse der gesichtslosen Menge hervortut und vor mir erscheint.

Es ist vier Minuten vor halb sechs und ich stehe seit ungefähr zehn Minuten an genau dieser Stelle. Ich war in meinem Leben noch nie zu früh, erst recht keine Viertelstunde. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass Freyas überraschende Zusage mich vor einem Nachmittag fürchterlicher Programmierarbeit bewahrt hat, weshalb ich entschieden habe, die drei Stunden bis zu unserer Verabredung nicht darauf zu verwenden, schon mal damit anzufangen, sondern stattdessen so ziemlich alles andere auf meiner biblisch langen Aufgabenliste priorisiert habe. Seit sie gestern Abend in meiner Küche aufgeräumt hat, habe ich eine neue Art der Hochachtung vor Ordnung entwickelt und ich habe deshalb zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen – prokrastinieren und saubermachen – und habe den langen Gang entrümpelt, der zum Hintergarten führt.

Im Nachhinein ist es mir unendlich peinlich, dass sie diese Unordnung in meiner Wohnung gesehen hat, sich sogar bemüßigt gefühlt hat, diese ein wenig einzudämmen – und ich habe mir selbst geschworen, es nicht mehr so weit kommen zu lassen. Ungefähr nach der Hälfte meiner fast blindwütigen Aufräumarbeiten wurde ich ungefähr zehn Minuten lang von einer abrupten, unproduktiven Sperre überfallen, die vor allem aus der Gemütslage entsprungen ist, dass ich mich gefragt habe, ob ich gerade wirklich im Begriff bin, meinen gesamten Lebensstil umzukrempeln, nur, weil ein Mädchen mir imponiert hat.

Nachdem ich fünf Minuten missmutig auf einem alten Karton saß, in dem der Kirby-Reiskocher verpackt gewesen ist, der nach dem dritten Einsatz in Rauchschwaden und einer Duftwolke schmelzenden Plastiks vergangen ist, habe ich mich selbst tapfer aus meinem Arbeitstief herausrationalisiert, indem ein findigerer Kit mir von oben eine Rettungsleiter auf den Grund meines Brunnenschachts geworfen hat: Das hier hat nicht mit Freyas Person zu tun, ich bin sogar vollkommen unbehelligt von ihrer einschüchternden Gesamtheit – sondern, dass ich das für mich tue. Freya hat sich offensichtlich nicht wohlgefühlt in meiner verschmutzten Wohnung, weshalb sie die Wartezeit damit überbrückt hat, aufzuräumen. Und wenn ich möchte, dass sie sich in Zukunft öfter bei mir aufhält – um zu streamen, natürlich, zu streamen dann muss es in meiner Wohnung auch adäquat aussehen.

Danach hat sich meine Motivation sogar noch potenziert – und nach weniger als Stunde war der Altpapiercontainer hinter dem Pub in der Nebenstraße, den ich immer illegalerweise mitbenutze, voller zusammengefalteter und zerrissener Kartons, die Plastikfolie steckte zusammengeknüllt in einem riesigen Sack neben meiner Tür – und der Korridor in den Hintergarten stellte endlich kein Sicherheitsrisiko im Brandfall mehr dar.

Dann hatte ich noch eine knappe halbe Stunde übrig, mit der ich nicht mehr wusste, was ich noch anfangen sollte – alle anderen Aufräumaufgaben waren viel zu gigantisch, um sie in diese misslichen Überbleibsel meines Zeitmanagements hineinzupressen – weshalb ich einfach entschied, bereits loszugehen, um mit einem guten Zeitpuffer in die Lanes zum vereinbarten Treffpunkt zu gelangen.

Kleine StreunerWhere stories live. Discover now