kapitel achtunddreißig - kit

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Aufgrund des vorabendlichen Exzesses mit Gilbert hämmert der Klöppel meiner vergangenen Sünden noch immer munter auf meinen Schädelknochen herum, als ich am Morgen gegen neun Uhr dreißig aus dem Schlaf geklingelt werde.

Stöhnend falle ich aus dem Bett, greife nach einem Sweatshirt, das über meinen Bürosessel hängt und eile durch den kalten Flur zur Tür, um da Paket entgegenzunehmen, auf das ich seit fast einer Woche warte und mich bereits einige Stunden in der Helpline von Amazon gekostet hat.

Mein Handy, das auf dem Küchentisch liegt, ist vollkommen leer – natürlich habe ich vergessen, es aufzuladen, als ich gestern gegen null Uhr dreißig zurückgekommen bin – weshalb ich nicht gleich am Display ablesen kann, ob Jude Boor mich zurückgerufen hat.

Als ich schließlich vor der Tür angelange, und diese aufreiße, sehe ich nicht – wie erhofft und erwartet den Amazon-Lieferanten mich miesepetrig anstarren – sondern, und ich habe fast das Gefühl, als hätte ich einen Schlag in meine Magengrube kassiert, Freya.

Sie trägt eine Strickmütze unter der ihr feines, blondes Haar hervorquillt, einen viel zu großen Wintermantel, der mir erscheint, als habe sie ihn von Kira gestohlen und hält – der Umstand lässt mir vor plastischem Schrecken beinahe die Haare zu Berge stehen – einen kleinen Container mit irgendetwas Gebackenen in der Hand.

Keira Knightley in Love Actually und Freya Wiener aus meinem realen Leben verschwimmen einen Augenblick wie Vexierbilder ineinander, und obgleich ich weiß, dass ich sie dümmlich anstarre und kein Wort herausbringe, gelingt es mir dennoch nicht, diesem Umstand der vollkommenen Geistlosigkeit ein jähes Ende zu setzen.

»Baklava?«, fragt sie und hält mir die Box unter die Nase.

Zum Glück keine Banoffee-Pie, denke ich bei mir selbst. Zum Glück trägt sie keine marineblaue Baskenmütze.

Die gesamte Woche lang bin ich aus dem Weg gegangen – genauer gesagt, seit dem äußerst neuralgischen Augenblick, in dem Kira mir mehr oder weniger das Geständnis abgerungen hat, dass ich – ebenso wie Gilbert – unglücklicherweise begonnen habe, den Boden unter ihren Füßen zu verehren.

Sie hat mir ein paar Mal geschrieben, ich habe sporadisch geantwortet und mir jedes Mal grässliche Vorwürfe darüber gemacht, so brüsk auf ihre Kontaktversuche eingegangen zu sein.

Nun, da Gilbert und ich mehr oder weniger das Ende unseres wahnsinnigen Unterfangens eingeleitet haben, scheint es mir auch so, als würde mein Gewissen es mir endlich zubilligen, in ihrer Gegenwart verweilen zu dürfen, ohne das vertraute Stechen meiner unermesslichen Schuld in meiner Magengegend zu spüren.

Kleine StreunerWhere stories live. Discover now