kapitel zwanzig - gilbert

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Mir geht der Ausdruck auf Kits Gesicht nicht mehr aus dem Kopf, mit dem er vollkommen konsterniert und kurzzeitig blicklos in den Garten starrt, während niemand Geringeres als Freya neben ihm unwirsch ihre Schuhe von ihren Füßen tritt, und sich genervt die Haare aus dem Gesicht streicht.

Weil er vorhin so gnädig war, mich mit einer umfassenden Evaluierung meiner Psyche und einer Aufschlüsselung all meiner Unsicherheiten zu beschenken, werde ich den Gefallen nun erwidern.

Meiner bescheidenen Einschätzung nach ist Kit noch schlimmer dran als ich, was sein Liebesleben anbelangt.

Während ich in den letzten zwei Jahren, die wir uns nun schon über Sammy kennen, mindestens jedes dritte Monat die Gegenwart und Person von wenigstens einer Frau in den Sphäre unseres zweiköpfigen Gesprächszirkels gebracht habe, trägt Kit weitaus weniger bei als das ein oder andere Missgeschick seiner Fehleinschätzung.

Kit ist geradezu schon pathologisch unfähig, seine Gefühle zu erkennen. In meinen Augen ist das die unglücklichste Fügung seines Lebens. Entweder er überschätzt sie schonungslos, sodass er sich irgendwann halb verheiratet wägt, wenn er in Wahrheit lediglich eine unterschwellige ästhetische Anziehung verspürt, oder er spielt – wie am Fall Freya so makellos zu erkennen – den Ausmaß seiner Gefühle so dermaßen herunter, dass man das Gefühl hat, er habe das Gedankenspiel bis zum Ende durchexerziert und sei zu einem wenig zufriedenstellenden Schluss gekommen.

Aber das stimmt nicht. Kit trägt offensichtliche Scheuklappen, und es fällt ihm ungemein schwer, auf den Grund seiner eigenen Gefühle zu blicken – etwas, das ich gewissermaßen nachvollziehen kann.

Wir sind uns sehr ähnlich in dem Belang; während wir zweifelsohne anerkennen, dass die Welt, die uns umgibt, von Gefühlen, von Sentimenten und Emotionen zusammengehalten wird, und wir uns daher diesen stellen sollten, ist dafür in unserem Inneren wenig Platz.

Unser Inneres unterliegt dezidiert den Regeln ihrer eigenen Logik; ein eigenwilliges, halbseidenes Geflecht, das der Außenwelt kaum zu kommunizieren ist.

Ich sehe es oft wie eine Insel, eine abgeschiedene, verborgene, geheime Oase der Erträglichkeit. Wenn die fremden Gefühle von außen einmarschieren wollen, die Phasengrenze durchdringen möchten, um in uns Samen einer fremden Überzeugung einzupflanzen, gelingt es uns, uns darauf zurückzuziehen.

In meinem Fall hat diese Disposition dazu geführt, dass ich ein hochlogisches Verständnis meiner Gefühle und Verhaltensmuster entwickelt habe – nicht zuletzt, weil ich im Nebenfach Psychologie gerade aus diesem gewissen Grundverständnis eine Art Verständnis meiner selbst herausstudiert habe – und deshalb alles, das Kit mir vorhin entgegnet hat, gewissermaßen schon selbst in mir festgestellt habe.

Vielleicht hätte ich mir selbst gegenüber weniger Harschheit angebracht; aber im Grunde ist solch eine glasklare Analyse genau das, in dem Kit ein gewisses Talent zusteht: Die Gefühle anderer zu erkennen und zu sortieren.

Kleine StreunerOù les histoires vivent. Découvrez maintenant