↠ seventy-nine ↞

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If you love somebody 

Better tell them while they're here 'cause ...

They just may run away from you

~ On Top Of The World, Imagine Dragons

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Pov. Louis

So gefasst wie möglich, bog ich um die nächste Ecke und gelang auf einen schmalen Waldweg. Die Bäume um mich herum trugen ihre Blätter wieder und die Sonne, die sanft durch das Blätterdach schien, würde mir normalerweise unzählige Glücksgefühle bescheren. Nach dem Winter genoss ich die Sonne immer vielmehr und liebte es, in der Natur zu sein. Doch jetzt fühlte ich keines dieser wundervollen Gefühle. Ich fühlte Wut. Wut, Trauer und Schmerz. Diese drei Gefühle bohrten sich wie ein glühender Dolch mitten in mein Herz. Es tat weh. So sehr.

Immer wieder streifte mich ein Ast, als ich den Waldweg entlang stolperte. War ich anfangs noch langsam und gefasst gelaufen, glich mein Laufen mittlerweile mehr einer ziellosen Flucht. Mein einziges Ziel bestand gerade darin, möglichst viel Abstand zu Harry zu gewinnen. Und während mein Körper sich immer weiter von meinem Lockenkopf entfernte, kreisten meine Gedanken nur so um ihn. Immer wieder tauchten dieselben Fragen in meinen Gedanken auf. Warum hatte Harry das getan? Wer waren diese Leute gewesen und warum konnte Harry mich nicht einmal als einen Freund bezeichnen? War ich Harry peinlich?

Als ich für einen kurzen Moment innehielt und zittrig einatmete, merkte ich, wie ein neues Gefühl in mir auftauchte, das die Wut ablöste. Enttäuschung.

Die Erkenntnis war einfach. Ich war enttäuscht. Enttäuscht von Harry, dass es ihm scheinbar doch mehr ausmachte mich als einen Freund zu bezeichnen und enttäuscht auf mich selber. Enttäuscht, weil ich mir das Ganze mehr zu Herzen nahm, als ich es eigentlich sollte. Schließlich hatte Harry mir von Anfang an gesagt, dass er das mit uns geheim halten wollte. Und ich hatte gesagt, es sei kein Problem. Ich käme damit klar. Pustekuchen.

Die bittere Wahrheit war, dass ich damit nicht klarkam. Überhaupt nicht. Ich hielt es noch nicht einmal aus, dass er uns vor zwei fremden Leuten als flüchtige Bekannte vorstellte. Dabei sollte es mir egal sein. Was scherte es mich, ob zwei Fremde uns als Pärchen, Bekannte oder Fremde sahen? Ich wusste, Harry liebte mich. Daran sollte ich nicht zweifeln.

Und doch tat ich es. Die kleine Stimme in meinem Kopf hörte nicht auf, mir einbläuen zu wollen, dass es früher oder später so gekommen wäre. Dass Harry sich für mich schämte und mich deshalb nicht an seiner Seite haben wollte. Weil ich eben kein Platz in seiner reichen, schicken Welt hatte. Weil ich aus einer ganz anderen Welt kam. Aus einer einfachen, unglamourösen Welt, die nicht viel zu bieten hatte. All das war nicht gut genug. Ich war nicht gut genug. Ich war eben nur ich. Scheiß innere Stimme!

„Fuck!", fluchte ich. Frustriert fuhr ich mir durch die Haare und stoppte meine panische Flucht. Meine Brust senkte und hob sich unkontrolliert, weil ich so schnell gelaufen war und ich merkte, wie mein Herz vergeblich versuchte, meinen Körper mit genügend Sauerstoff zu versorgen. Kleine schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen und angestrengt presste ich meine Handballen auf meine Augen. "B-bitte ... bitte n-nicht jetzt", presste ich von Angst erfüllt hervor. Ich ging in die Knie und plumpste direkt auf den Po, da ich mich nicht lange in der Hocke halten konnte. Die Kälte des Waldbodens fraß sich durch meine Hose, doch ich ignorierte es. Ich zog die Beine an meinen Körper und umarmte mich selbst. Meine Brust schmerzte. Ob von Harry oder meiner Krankheit konnte ich gerade nicht sagen. Ich konnte gerade sowieso nicht klar denken. Ein Schluchzen verließ meine Lippen und meine Sicht verschwamm.

Different Worlds || LarryWhere stories live. Discover now