↠ seventy-one ↞

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I've seen that look in your eyes

...

Cut me deep, the secrets and lies

~ Madness, Ruelle

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Pov. Louis

"Eine Weinschorle bitte noch", rief ich in Zayns Richtung, während ich den älteren Mann vor mir abkassierte. "Ja, gebe ich dir gleich", antwortete Zayn und reichte mir die Apfelschorle, die der Ehefrau des Mannes gehörte. "Danke dir."

Ich setzte ein freundliches Lächeln auf und gab die beiden Getränke weiter, sobald Zayn auch mit der Weinschorle fertig war. Das ältere Ehepaar bedankte sich kurz angebunden und verschwand dann schnell wieder in den Sitzungssaal. Kaum hatten sie uns den Rücken zugedreht, erstarb auch mein Lächeln. "Ich hätte dir ja fast abgekauft, dass dein Lächeln echt ist." Zayn grinste.

"Idiot." Spaßeshalber rempelte ich Zayn mit der Schulter an, ehe ich die Arme verschränkte und mich mit dem Rücken an die Theke lehnte. Zayn lachte verschmitzt, weshalb ich augenverdrehend schnaubte: "Ach sei doch leise, du bist doch auch nicht besser. Außerdem war mein Lächeln gar nicht so schlecht. Immerhin haben die beiden nichts davon gemerkt."

"Ja, aber nur, weil sie nicht wirklich auf dich geachtet haben. Jedem, der dich aufmerksam beobachtet hätte oder dich auch nur ein wenig kennt, dem wäre sofort aufgefallen, dass es nur geheuchelt war." Ich wollte gerade zum Protest ansetzen, als auf einmal eine tiefe, kratzige Stimme das Wort ergriff. "Ihr Freund hat gar nicht so Unrecht ..." Erschrocken, weil ich nicht gesehen hatte, dass jemand hinter mir stand, drehte ich mich herum. Ein Mann um die fünfzig stand auf der anderen Seite der Theke. Er trug einen teuer aussehenden, dunklen Anzug und hielt ein leeres Weinglas in der Hand. "Sie sollten etwas an Ihrer Mimik üben, wenn keiner herausfinden soll, was Sie wirklich denken .... Auch, wenn es sich um so zwei alte Schreckschrauben handelt." Es lag ein spaßender Unterton in seiner Stimme und vermutlich sollte es den Anschein erwecken, als wolle er mit uns scherzen, doch irgendetwas an dem Mann ließ mich stocken.

Seine ganze Ausstrahlung passte nicht zusammen. Er versuchte locker und lustig herüberzukommen, und gleichzeitig wirkte er unfassbar konzentriert und aufmerksam. Sein Blick lag wachsam auf mir, was mir ein ungutes Gefühl verpasste. Es war nicht so ein aufmerksamer Blick, wie bei einem wichtigen Menschen, bei dem man sich sicher und geborgen fühlte. Vielmehr war es ein fester Blick, der einem eine unangenehme Gänsehaut über den Körper jagte. Ein Blick, bei dem man sich auf einmal ganz klein fühlte. So, als würde die Person vor einem jede kleine Regung aufnehmen und analysieren, um sie dann für seine Zwecke zu benutzen.

Doch anscheinend war ich der Einzige, der dieses Gefühl bekam, denn Zayn lachte leicht, als er den Kommentar des Mannes hörte. Mein bester Freund stand entspannt neben mir und plauderte mit dem Dunkelhaarigen, während ich den fremden Mann nur anstarren konnte. Ich wusste nicht, woher es kam, aber irgendetwas an ihm war mir nicht geheuer. War es das Lächeln? Es wirkte freundlich, aber irgendwie so ... perfekt?

Die schmalen Lippen verzogen sich zu einem charmanten, leichten Grinsen, was sogar auf der einen Seite ein Grübchen hervorbrachte. Es wirkte absolut schmeichelhaft und vermutlich konnte der Dunkelhaarige so ziemlich schnell alle Menschen um seinen Finger wickeln.

Generell musste das ganze Auftreten des Mannes auf die meisten Menschen unheimlich attraktiv und charmant wirken. Er war groß, vornehm gekleidet und trug einen leichten Bart. Seine dunklen Haare waren sorgfältig gestylt, und die tiefe Stimme klang angenehm. Zumindest würde sie angenehm klingen, wenn nicht alles an diesem Mann in mir dieses merkwürdige Gefühl hervorrufen würde.

Different Worlds || LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt