Mein Vater hatte Tränen in den Augen, als Daphne und ich auf ihn zu kamen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich den Mann, der normalerweise ausschließlich lockere Hawaiihemden trug, mal in einem Anzug sehen würde. Aber jetzt stand er hier und hatte sich sogar rasiert und die Haare zurückgekämmt.

„Du siehst bezaubernd aus", sagte er und platzierte einen Kuss auf meine Wange. „Meinst du, ich tue das Richtige?" fragte ich leise und er strich mir eine imaginäre Haarsträhne hinters Ohr. „Du liebst ihn, oder?" Mein Vater lächelte liebevoll, während ich nickte. Er hatte ja keine Ahnung, wie sehr ich das tat.

„Dann ist es das Richtige. Ich hätte deine Mutter damals auch geheiratet, wenn sie nicht so plötzlich verschwunden wäre", meinte er und kurz blitzte Bedauern in seinen grünen Augen auf. Es war erstaunlich, wie ähnlich wir uns sahen und wie schnell wir eine so enge Beziehung hatten aufbauen können.

„Sollen wir?" fragte er und hielt mir den Arm hin. Ich hakte mich bei ihm ein und drehte mich zur großen Tür. Daphne war bereits hinein gegangen und hatte sich auf ihren Platz in der ersten Reihe gesetzt.

„Das musst du übernehmen, schließlich bin ich ein langweiliger Nicht-Zauberer", scherzte mein Vater und ich schüttelte belustigt den Kopf. „Du bist vieles, aber ganz bestimmt nicht langweilig, Dad", lachte ich und hielt den Brautstrauß vor meinen Bauch.

Ich holte tief Luft und dann ließ ich die Tür mithilfe meiner Magie öffnen. Sofort fand mein Blick die Person, die am Ende des Ganges auf mich wartete. Er sah genauso nervös aus wie ich. Neben ihm stand Harry und hörte aufmerksam seinem Geflüster zu.

Dann startete die Musik und augenblicklich wurden die Gäste still. Sie drehten sich beinahe gleichzeitig zu uns um, während ich langsam am Arm meines Vaters den Mittelgang entlang schritt.

Meine Aufregung war verflogen und ich hatte nur noch Augen für meinen Verlobten. Ihm stand der Mund offen, als er mich sah und ich musste kichern. Ein warmes Gefühl breitete sich von meinem Magen über meinen gesamten Körper aus und das Lächeln, war unmöglich von meinen Lippen zu vertreiben.

Hätte mein Vater unsere Geschwindigkeit nicht dem Takt des Liedes angepasst, wäre ich schon lange auf meinen Verlobten zu gerannt. Wie hatte ich ihn in dieser kurzen Zeit, die wir uns jetzt nicht gesehen hatten, so sehr vermissen können? Das war unmöglich gesund. Vor allem, wenn man überlegte, wie lange wir nun schon ein Paar waren.

Endlich blieb mein Vater stehen und löste meine Hand von seinem Arm, um sie an den ehemaligen Gryffindor zu geben. Er half mir auf das Podest hinauf und seine Berührung schickte einen Stromschlag nach dem anderen durch meinen Körper.

„Ich hab dich vermisst", flüsterte er leise und sein Atem kitzelte an meinem Ohr. Als Antwort drückte ich seine Hand und strahlte.

Dann wandten wir uns an den Pastor, welcher uns trauen sollte. Statt ihm jedoch zuzuhören, schielte ich ständig zu der Person neben mir und auch er hatte nur Augen für mich. Irgendwann drehte er sich vollständig in meine Richtung und ohne zu zögern, tat ich das Gleiche. Ich legte meine Hände in seine und sah zu ihm hinauf, in diese wunderschönen grünen Augen.

„Wollen Sie, Neville Longbottom, die hier anwesende Lucinda Tilda Goldner zu Ihrer angetrauten Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren, in guten wie in schlechten Tagen, bis das der Tod Sie beide scheidet? So antworten Sie mit Ja, ich will."

Ich hatte den Nachnamen meines leiblichen Vaters angenommen, damit ich endlich mit meiner Vergangenheit abschließen konnte. Der Geburtsname meiner Mutter war leider nicht möglich gewesen. Aber jetzt würde ich den Namen ein letztes Mal ändern.

„Ja, ich will."

Diese Worte klangen wie Musik in meinen Ohren und trieben mir die Wärme in die Wangen. Mein Herz raste und ich musste mich wirklich konzentrieren, um die Worte des Pastors zu hören.

„Und nun frage ich Sie. Wollen Sie, Lucinda Tilda Goldner, den hier anwesenden Neville Longbottom, zu Ihrem angetrauten Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, in guten wie in schlechten Tagen, bis das der Tod Sie beide scheidet? So antworten Sie mit Ja, ich will."

Ich holte tief Luft, bevor ich seine Worte wiederholte. Neville und ich strahlten um die Wette und bekamen nur am Rande mit, wie der Pastor verkündete: „Und somit erkläre ich Sie zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut nun küssen."

Das ließ sich Neville nicht zweimal sagen. Er beugte sich vor und legte seine Lippen auf meine. Die Schmetterlinge in meinem Magen würden heute wohl gar nicht mehr zur Ruhe kommen.

Auch nicht, als er sich schließlich wieder von mir löste. Ich spürte noch immer dieses Kribbeln. Applaus setzte ein und wir drehten uns zu unseren Gästen.

Nevilles Großmutter saß in der ersten Reihe und tupfte sich mit einem geblümten Taschentuch die Freudentränen von den Wangen. Seine Eltern hatten leider nicht kommen können, obwohl nach Voldemorts Sturz langsam und stetig ihre Besserung eingesetzt hatte. Nicht zuletzt, weil ich ihnen mit meinen Fähigkeiten versucht hatte, den Lebenswillen zurückzugeben.

Neben Nevilles Großmutter saß Ginny. Sie hatte ein Baby auf dem Arm und zwischen ihr und Harry saß ihr erster Sohn.

Hinter den beiden hatten Hermine und Ron Platz genommen. Auch sie hatten kürzlich Nachwuchs bekommen. Das kleine Mädchen war in eine beige Decke eingehüllt und schlief friedlich auf dem Arm ihrer Mutter.

Als ich George entdeckte, wurde ich kurz wehmütig. Neben ihm stand ein leerer Stuhl und ich wusste, dass er ihn für Fred freigehalten hatte. Ihm fiel es zunehmend schwer, das Haus zu verlassen, weshalb ich es ihm noch höher anrechnete, dass er heute hier war.

Auf der anderen Seite des Mittelganges saß mein Vater in der ersten Reihe. Er hielt tapfer die Tränen zurück und strahlte von einem Ohr zum anderen. Neben ihm lag Daphne in Brandons Arm und tupfte sich ebenfalls mit einem Taschentuch die Tränen weg. Die Schwangerschaft ließ sie noch emotionaler werden, als sie sowieso schon war.

Blaise und Colin saßen in der zweiten Reihe und nickten mir lächelnd zu. Neben ihnen saßen Draco und seine Mutter. Lucius war nicht gekommen, aber darüber war ich nicht traurig. Unser Verhältnis war auch nach dem Krieg nicht besser geworden.

Ich war überrascht, sogar einige unserer alten Lehrer unter den Gästen zu entdecken. Sogar die derzeitige Schulleiterin hatte sich für diesen Tag frei genommen. Als meine Hand leicht gedrückt wurde, drehte ich mich zurück zu Neville.

„Ich liebe dich", hauchte er und legte seine Stirn an meine.

„Ich liebe dich auch", flüsterte ich zurück und dann lagen seine Lippen ein weiteres Mal auf meinen.

Lucinda - The Mask of a SlytherinOnde histórias criam vida. Descubra agora