Kapitel 23

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Es hatte bis tief in die Nacht gewittert. Hin und wieder riss mich ein Donner aus meinem leichten Schlaf und jedes Mal dauerte es ewig, bis ich wieder schlief. Ständig drifteten meine Gedanken zu dem Kuss.

Auch jetzt noch, wo ich am Slytherintisch in der Großen Halle saß und meinen Blick über den Tagespropheten vor mir wandern ließ. Irgendein Schüler musste ihn nach dem Frühstück hier liegen gelassen haben. Ich vermutete einen Quidditchspieler, da der Sportteil das Erste war, was ich sehen konnte.

Heute bin ich nicht die Erste in der Großen Halle gewesen, da ich vorher noch einen kleinen Spaziergang über die Ländereien von Hogwarts gemacht hatte. Ich brauchte ein bisschen frische Luft und hatte gehofft, meine Gedanken ordnen zu können.

Als ich dann die Große Halle betreten hatte, wusste ich wieder, warum ich sonst so früh ging. Lautes Stimmengewirr schlug mir entgegen und ich erntete einige missbilligende Blicke von meinen Hausgenossen.

Keiner schien besonders erpicht darauf zu sein, in meiner Nähe zu sitzen und mittlerweile hatte ich mich mit dem Gedanken, nur wenige Freunde zu haben, arrangiert. Ich hatte mich so weit es ging von allen weggesetzt und den Tagespropheten entdeckt.

Als ich die erste Seite der Zeitung aufschlug, stach mir die heutige Schlagzeile sofort ins Auge.

'Massenausbruch aus Askaban
Ministerium befürchtet, Black könnte
>> Magnet << für vormalige Todesser sein'

Im Artikel darunter stand, dass zehn Hochsicherheitsgefangene geflohen wären. Der Zaubereiminister machte Sirius Black dafür verantwortlich, da diesem vor zwei Jahren als erster die Flucht gelungen war. Abschließend warnte er davor, sich den flüchtigen Personen zu nähern, da sie sehr gefährlich seien.

Ich konnte mir ein leises, spöttisches Lachen nicht verkneifen auf diese absurde Vorstellung. Mir war klar, wer für den Ausbruch verantwortlich war und auch, wo sich die Flüchtigen aufhielten. Sollte ich im Sommer zurück ins Manor gehen, würde es mir wohl kaum möglich sein, ihnen nicht zu begegnen.

„Guten Morgen, jetzt erst hier?" Verwirrt und nur sehr missmutig hob ich den Blick und entdeckte Draco. Er schwang sein Bein über die Bank, um sich mir gegenüber zu setzen. „Morgen", nuschelte ich und lies den Blick zurück auf die Zeitung wandern.

„Was liest du da?" fragte er weiter, während er sich sein Frühstück zusammen suchte. Ich erwartete, dass Pansy jeden Moment auftauchte und ihn an einen anderen Platz zerrte, doch es geschah nichts. Draco schien wirklich, während des Frühstücks, bei mir sitzen zu dürfen.

Ich sollte mich mit ihm unterhalten und diese Abwechslung genießen, jedoch hielt das Bild des Zauberer-Gefängnisses unter dem Artikel meinen Blick gefangen. Ob Lucius an der Aktion beteiligt war?

„Lucinda?" Eine Hand schob sich in mein Blickfeld und schnippte zweimal. „Hm", machte ich und riss mich von dem Bild los. Kurz schüttelte ich den Kopf, um mit den Gedanken zurück ins hier und jetzt zu kommen.

„Was liest du da?" wiederholte Draco seine Frage und zog den Tagespropheten über den Tisch zu sich. Ich ließ ihm Zeit, den Artikel zu lesen, bevor ich mich näher zu ihm beugte und flüsternd fragte: „Hat dein Vater irgendwas damit zu tun?"

„Pscht", machte Draco und sein Blick schnellte über die Schüler um uns herum. Keiner schenkte uns irgendwelche Aufmerksamkeit. Nur ein schwarzhaariges Mädchen neben dem Kamin, behielt uns penibel im Auge.

Ich weiß nicht, ob Pansy eifersüchtig war oder einfach nur Angst hatte, dass ich Draco erzählte, wie gemein sie mir gegenüber war. Auf jeden Fall schien sie mich als Bedrohung für ihre Beziehung anzusehen.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWhere stories live. Discover now