Kapitel 35

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Es war in den letzten Tagen zur Gewohnheit geworden, dass ich im Wohnzimmer stand und aus dem Fenster hinunter auf die Winkelgasse starrte. Die Zwillinge waren unten in ihrem Laden und bedienten die Kunden, die unaufhörlich hinein strömten. Im Moment beobachtete ich, wie eine Gruppe Rotschöpfe sich durch die Tür drängten. Hinter ihnen entdeckte ich Harry und Hermine. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Jetzt würden die Zwillinge von meinem Rauswurf aus der DA erfahren. Ob ich dann immer noch hier wohnen durfte?

Mein Blick wanderte erneut über die Einkaufsmeile und ich erstarrte, als ich die beiden Todesser aus dem Tropfenden Kessel entdeckte. Ihre Blicke wanderten über die Umgebung und schienen jeden Passanten genau zu mustern. Sie suchten jemanden. Und dieser jemand war bestimmt ich. Immerhin hatte ich mit einem Tisch nach ihnen geschmissen. Auch wenn ich nicht getroffen hatte.

Und wenn Voldemort davon erfahren hatte, würde er sie sicherlich schicken, um mich zurück ins Manor zu holen. Ihm passte es bestimmt nicht, dass ich gegangen war. Er war es nicht gewohnt, dass sich ihm jemand widersetzte, jedenfalls keiner aus seinen eigenen Reihen. Wozu er mich leider zählte. Ob ich dazu gehören wollte oder nicht.

Der größere der beiden Todesser hob seinen Blick und für einem Moment hatte ich das Gefühl, dass er mich genau ansah. Ich glitt hinter den Vorhang und versuchte, ruhig weiter zu atmen. Ein kleiner Teil in mir hoffte, dass ich mir den Blickkontakt nur eingebildet hatte und er mich nicht sehen konnte. Trotzdem beschloss ich, dass diese Wohnung nicht mehr sicher war. Ich musste auch an Fred und George denken. Wäre ich alleine, würde ich das anders sehen, aber ich wollte die beiden mit meiner Anwesenheit nicht in Gefahr bringen.

Mit schnellen Schritten war ich bei meinem Koffer, welcher immer noch weitestgehend gepackt neben dem Sofa stand. Ich hatte ihn nicht ausgeräumt, sondern mir nur die nötigsten Dinge, die ich für den Tag brauchte, herausgenommen. Daher dauerte es nicht lange, bis all mein Hab und Gut wieder verstaut war.

Ich zog ein Pergament aus einer der Schubladen in der Küche und schrieb eine kurze Entschuldigung an die Zwillinge. Ich erklärte, dass meine Anwesenheit sie in Gefahr brachte und ich deshalb gehen musste. Außerdem bedankte ich mich bei ihnen, dass sie mich so kurzfristig aufgenommen hatten und zum Schluss versprach ich, mich zu melden, wenn ich in Sicherheit war. Wo auch immer diese Sicherheit sein würde.

Das Stück Pergament wanderte auf den Küchentisch und ich machte mich mit dem Koffer in der Hand auf den Weg zur Wohnungstür. Davor stockte ich jedoch. Irgendjemand kam die Treppe hinauf. Ich hielt den Atem an und umklammerte meinen Zauberstab. Noch konnte ich mich mit Magie verteidigen. Ein Schlüssel wurde in die Tür gesteckt und dann schwang sie auf.

„Wo willst du denn hin?" fragte George verwirrt und musterte meinen Koffer. „Ihr wollt mich bestimmt nicht mehr hier haben. Die Todesser sind wieder da und suchen mich", meinte ich und wollte an ihm vorbei aus der Wohnung verschwinden. Meinen Blick hielt ich gesenkt. Irgendwie wollte ich ihm nicht in die Augen sehen müssen.

Allerdings stieß ich gegen seinen Arm, da er seine Hände an die Türrahmen links und rechts gelegt hatte. Er machte sich breiter und verweigerte mir so das durchkommen. „Woher willst du wissen, dass sie dich suchen?" Er zog misstrauisch eine Augenbraue in die Höhe und lehnte sich zu mir herunter, sodass ich nicht anders konnte, als ihn anzusehen.

„Ich habe mit einem Tisch nach ihnen geworfen und ich glaube, sie sind nicht begeistert, dass ich nicht mehr im Manor bin", überlegte ich, doch George musste auf diese Erklärung nur schmunzeln. „Das haben sie bestimmt verdient", lachte er. „Und Harry? Ich nehme an, er hat euch erzählt, was in Hogsmeade passiert ist. Es ist besser, wenn ich gehe", versuchte ich mich nochmal zu erklären, woraufhin George fragend eine Augenbraue in die Höhe zog.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWhere stories live. Discover now