Kapitel 37

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Tatsächlich halfen Brandon und Daphne mir nach London zu kommen. Wir fuhren mit dem Zug und kaum konnten wir in Kings Cross aussteigen, trennten sich unsere Wege. Irgendwie komisch, wenn man bedachte, dass wir zum selben Gleis mussten. Ich legte aber auch keinen besonders großen Wert darauf, bei den beiden zu bleiben.

Mein Blick ging immer wieder über die Schulter. Auch wenn in Bellatrix Brief gestanden hatte, dass sie mich zurück nach Hogwarts ließen, erwartete ich doch jeden Moment eine Falle. Das rege Treiben am Bahnhof und die vielen Menschen, die wild durcheinander liefen, verstärkten meine Befürchtung nur noch mehr. Sollte ich hier verschwinden, würde es wohl niemandem auffallen.

Wir hatten knapp zwei Stunden Aufenthalt am Bahnhof, bevor der Hogwarts Express abfahren würde, und die verbrachte ich damit, herumzustreunen. Wie eine Katze, die kein Zuhause mehr hatte. Nirgends bleib ich lange und es kam mir so vor, als würde ich beobachtet werden. Ich hielt die Augen nach meinen Freunden auf, auch wenn sie wahrscheinlich nur aus Blaise und Neville bestanden.

Kurz vor elf lief ich dann schließlich durch die Absperrung und stieg als eine der letzten in den Zug. Trotz der schlechten Situation, in der sich die Zauberergesellschaft befand, standen viele Eltern am Bahnsteig, um sich von ihren Kindern zu verabschieden.

Ich musste nicht lange durch den Zug laufen, bis ich die anderen meines Jahrgangs entdeckte. Crabbe und Goyle stritten sich gerade um einen Schokoriegel, während Draco einen Koffer auf die Ablagefläche über ihnen hievte.

„Was hast du da alles drin?" fragte er keuchend und ließ sich auf die Bank sinken. „Nur das Nötigste." Panys Stimme war zuckersüß und, auch wenn sie mit dem Rücken zu mir saß, konnte ich ihren unschuldigen Blick vor mir sehen.

„Dann musst du das im nächsten Schuljahr noch weiter reduzieren. Da bin ich nämlich nicht mehr da, um dir deinen Kram hinterher zu tragen und eigentlich bin ich das jetzt auch nicht", zischte Draco und verdrehte genervt die Augen.

„Wie meinst du das?" Ich war an das Abteil der Gruppe herangetreten und starrte den Blonden fragend an. Alle Blicke wanderten zu mir und ich hörte Pansy genervt ausatmen. Immerhin, das hatte sich über die Ferien nicht geändert. Sie konnte mich immer noch nicht ausstehen.

„Das geht dich gar nichts mehr an, verzieh dich." Dracos Stimme war schneidend und ließ eigentlich keinen Raum für Widerspruch. Seine Aufforderung versetzte mir einen Stich. Die Abscheu in seinem Blick ergoss sich über mich und schien mir die Luft zum atmen zu nehmen. Was war nach dem Tropfenden Kessel geschehen oder hatte ich das Ganze doch falsch beurteilt?

Ich taumelte leicht zurück, doch ein Arm schlang sich um meine Hüfte. Blaise lächelte freundlich und zog mich in seine Arme. Seine Lippen wanderten an mein Ohr und ich spürte seinen Atem auf meiner Haut, als er leise zu sprechen begann: „Er hat heute besonders schlechte Laune. Mach dir nichts draus."

Mein Blick war über seine Schulter immer noch auf den Blonden gerichtet, während ich versuchte, meine Lippen zu einem Lächeln zu zwingen. „Du hättest ruhig auf meine Briefe reagieren können." Der leichte Vorwurf in Blaise Stimme, ließ mich die Augenbrauen verwirrt zusammen ziehen. Welche Briefe?

„Wie wäre es, wenn du jetzt kicherst und mir einen Kuss auf die Wange drückst. Oder sind wir nicht mehr in einer Scheinbeziehung?" fragte er weiter und ich verkniff mir ein Augenrollen. Ich brauchte diese falsche Beziehung nicht mehr, aber solange ich nicht wusste, ob sie für ihn noch von Nutzen war, würde ich wohl mitspielen.

Daher kicherte ich mädchenhaft und strich vorsichtig mit meinen Lippen über seine Wange. Es fühlte sich unnatürlich an. Nicht, weil ich ihn nicht mochte, sondern weil ich wusste, dass er einen Freund hatte.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWhere stories live. Discover now