Kapitel 32

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Diese Nacht lag ich wieder wach und starrte die Decke an. Innerhalb kürzester Zeit war ich zu nichts mehr als einer routinierten Maschine geworden. Wie war das möglich? Die Angst, die ich zu Beginn meines Aufenthalts hatte, ist zur Gewohnheit geworden. Ich hatte mich daran gewöhnt, folgte nur dem vorbestimmten Ablauf. So konnte ich die Aufmerksamkeit immer weiter von mir ablenken. Gänzlich unsichtbar würde ich aber nie werden.

Meine Freunde aus der Schule würden mich wohl nicht wiedererkennen. Draco war Abends mal zu mir ins Zimmer gekommen, doch wir haben uns nur an geschwiegen. Wir wussten nicht, worüber wir reden konnten. Die Themen kamen mir entweder albern oder zu gefährlich vor.

Draco spürte auch, dass wir beide unter Beobachtung standen und ich vermute, er ausnahmsweise sogar mehr als ich. Vom Verhalten und für Außenstehende, war ich zu einer der Todesser geworden. In meinem Herzen sträubte sich alles dagegen und ich hasste mich für diese Entwicklung.

Ich spürte jetzt noch mehr die Gefahr, die von diesem Zauberer und seinem Gefolge aus ging. Hier waren teilweise hochrangige Ministeriumsangestellte ein- und ausgegangen. Jedenfalls so weit ich das mitbekommen hatte.

Ich wusste jetzt auch, wer das Zimmer neben mir bewohnte. In einer der ersten Nächte nach meiner Rückkehr, kamen ganz komische Geräusche aus dem Raum. Wie sich herausstellte, hatte Bellatrix neue Zauber an einem Hauselfen getestet. Dookey hatte sich geweigert, mir zu sagen, an welchem, aber er selbst war es nicht.

Eigentlich hatte er mir davon gar nicht erzählen dürfen. Für die Information hatte er in kochend heißem Wasser gebadet. Seine Haut war immer noch von Brandblasen übersät. Mir tat das Ganze schrecklich leid, aber ich konnte es nicht ändern.

Zu gerne würde ich Dookey an einen besseren Ort schicken. Aber für ihn gab es nur einen Ausweg und dafür müsste ihm sein Meister ein Kleidungsstück geben. Da ich nicht sein Gebieter war, brachte es nichts, wenn ich ihm etwas gab. Trotzdem war der Kleine sehr gerührt, als ich ihm einmal einen Schal gegeben hatte. Wir waren beide Gefangene und konnten hier nicht weg. Obwohl es überall besser war als hier.

Ich setzte mich im Bett auf und sah in den Raum, welcher meinen begehbaren Kleiderschrank darstellte. Aus einem Impuls heraus stand ich auf und zog den Koffer unter meinem Bett hervor. Ich wollte hier nicht mehr sein. Ich musste hier weg. Niemals würde ich mir dieses grässliche Mal verpassen lassen. Meine Narben waren schlimm genug. Sie waren genug für meine Haut. Mehr würde sie nicht aushalten.

Erschreckend schnell fand mein Hab und Gut einen Platz in meinem Koffer. Ich nahm mir nicht die Zeit, vernünftige Kleidung anzuziehen und warf mir lediglich eine dunkle Jeans mit einem schwarzen Pulli über den Schlafanzug. Meine Füße schlüpften in Sneaker und mit einem Schwenk meines Zauberstabs, schloss sich mein Koffer.

Ich schrumpfte ihn wieder, bis er in meine Hosentasche passte. Wann und wie ich ihn vergrößern konnte, würde ich überlegen, wenn ich hier weg war. Diese dumme Spur für Minderjährige Zauberer würde immer meinen Standort verraten und sie könnten mich mit Leichtigkeit wieder einfangen.

Ich verließ mein Zimmer und lief mit schnellen Schritten den Gang entlang. „Wo willst du denn um diese Zeit noch hin?" gackerte eine Stimme hinter mir und ließ mich erstarren. Bellatrix kam auf mich zu gehüpft und grinste verstohlen. „Nirgendwo", nuschelte ich und versuchte, mich zu entspannen.

„Du solltest ins Bett, morgen ist ein wichtiger Tag", kicherte sie weiter und legte ihre Hand an meine Wange. Mich schauderte es und ich zuckte vor ihr zurück. „Ich wollte nur nochmal in die Küche. Heiße Milch mit Honig - zum einschlafen", stammelte ich und hoffte, dass sie mich gehen ließ.

Ihr Blick zeigte deutlich den Unglauben, den meine Worte in ihr auslösten. „Heiße Milch mit Honig?" fragte sie und kam mir plötzlich tierisch nah. Ich wich zurück, doch schon spürte ich die Wand in meinem Rücken. „Schwachsinn. Auf dein Zimmer", keifte die Irre vor mir und ich musste schlucken.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWhere stories live. Discover now