Kapitel 16

168 13 7
                                    

„Sind Fred und du eigentlich die Ältesten in eurer Familie?" fragte ich und steckte eine weitere Traube in den Mund. George und ich hatten uns auf dem Astronomieturm getroffen und saßen nun auf einer Decke, den Blick durch das Geländer auf die Ländereien gerichtet. Ich wusste nicht genau von wo er den Korb voll mit kleinen Leckereien hatte, aber es war mir auch egal. Als ich hier oben angekommen war, hatte er bereits alles aufgebaut, sodass ich mich nur hinzusetzen brauchte.

„Nein", erwiderte George und beobachtete, wie ich die Traube aß. „Also hast du noch ältere Geschwister", stellte ich mit vollem Mund fest. Er nickte. „Wie viele seid ihr denn?" fragte ich neugierig, nachdem ich die Traube heruntergeschluckt hatte. „Insgesamt? Sieben, ich habe noch drei ältere Brüder, Fred nicht mitgezählt", erklärte er und ich sah ihn erstaunt an. Sieben? „Und was machen die so?" Ich überlegte, ob mir in den älteren Klassen ein Weasley aufgefallen war, aber mir fiel niemand ein.

„Bill, der älteste, arbeitet für Gringotts, Charlie, der zweitälteste ist in Rumänien und züchtet Drachen und Percy ist im Ministerium", erzählte er und ich versuchte mir die Namen zu merken. Doch als George von Percy sprach, war der Name des Ältesten schon wieder weg. „Da hat deine Mutter ja alle Hände voll zu tun", lachte ich. Wahrscheinlich waren die drei schon ausgezogen und hatten ihre eigene Wohnung, aber als sie noch jünger waren, musste es voll gewesen sein. „Bei uns wird's nie langweilig", bestätigte George meine Vermutung und grinste verschmitzt. „Dafür braucht es aber eigentlich auch nur dich und Fred, oder nicht?" überlegte ich in neckendem Ton und George nickte.

„Wie sieht's eigentlich bei dir aus?" fragte er und griff erneut in den Korb. Er holte eine Kürbispastete hervor und biss hinein. „Meine Eltern sind tot", antwortete ich und wand den Blick zu den Ländereien. „Oh, das tut mir leid." Auch wenn er wahrscheinlich die richtige Intention hatte, diese Worte zu sagen, so nahm die Tatsache, dass er mit vollem Mund sprach, doch die Wirkung hinaus. Ich zuckte nur mit den Schultern und beschloss es dabei zu belassen. Meine Familiensituation war schließlich nicht so schön wie seine. Auch wenn ihm seine Geschwister bestimmt mal auf die Nerven gingen, so konnte er sich doch sicher sein, niemals allein zu enden.

„Hast du Geschwister?" fragte er weiter, nachdem er aufgegessen hatte. Wieder schüttelte ich nur den Kopf, meinen Blick stur auf die Ländereien gerichtet. Eigentlich war mir hier oben nicht kalt gewesen. Ich hatte meinen Wintermantel an und George hatte mir eine Decke gegeben, die ich um meine Beine geschlungen hatte. Jetzt fröstelte ich aber doch ein wenig.

„Wir waren keine besonders glückliche Familie", hauchte ich schließlich, da George wohl immer noch auf irgendeine Aussage von mir wartete. „Also bist du froh, dass sie tot sind?" In seiner Stimme hörte man eine leichte Unsicherheit und nicht zum ersten Mal fiel mir auf, dass er nicht gut in ernsten Gesprächen war. Mit ihm konnte man viel Quatsch machen und herumblödeln, aber wenn es ernst wurde, dann schlich sich bei ihm diese Unsicherheit ein, mit der ich nichts anzufangen wusste.

„Nein", erwiderte ich auf seine Frage und schluckte das ungute Gefühl herunter. „Redest du sonst auch mit niemandem?" meinte er und musterte mich fragen von der Seite. Fieberhaft überlegte, was ich ihm über meine Familie erzählen sollte. „Meine Mutter war super", begann ich schließlich, „Ich habe mich immer gefreut bei ihr zu sein." Der Gedanke an meine Mutter schnürte mir die Kehle zu, da es mich daran erinnerte, wie sehr sie mir fehlte. „Waren deine Eltern getrennt? Was war mit deinem Vater?" hakte George vorsichtig nach, doch ich schüttelte nur den Kopf. Über ihn wollte ich nicht reden. Ich wollte nicht mal über ihn nachdenken.

„Und ihr wart immer nur zu dritt?" fragte der Rotschopf neben mir weiter, da er mein Kopfschütteln wohl richtig gedeutet hatte. „Nein, ganz früher waren wir öfter im Manor", erzählte ich und ein schwaches Lächeln legte sich auf meine Lippen. Zu der Zeit war noch alles in Ordnung. Mein Vater hatte sich in seinem Büro verbarrikadiert und meine Mutter und ich konnten machen was wir wollten.

Lucinda - The Mask of a SlytherinDär berättelser lever. Upptäck nu