Kapitel 47

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 „Na? Ich wusste gar nicht, dass du Quidditch spielst. Warum warst du nicht beim Auswahltraining?" fragte Brandon, kaum dass ich aus der Umkleidekabine kam.

„Das wusste ich auch nicht", erwiderte ich nur und stellte meinen Besen zurück in den Schrank. Ich hatte ihn mit einem einfachen Zauber reparieren können.

„Oh, naja, du warst auf jeden Fall gut, auch wenn du den Schnatz nicht gefangen hast." Brandon vergrub die Hände in den Hosentaschen und stellte sich neben mich. Verwirrt musterte ich ihn. Wollte er auch auf Blaise warten? Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass die beiden sich so gut verstanden.

„Zabini ist schon weg", meinte der Dunkelhaarige plötzlich und zuckte mit den Schultern. Misstrauisch zog ich eine Augenbraue hoch, aber lief dann auf die Umkleide zu und steckte meinen Kopf durch die Tür. Tatsächlich war der Raum leer. Wieso hatte er nicht auf mich gewartet?

„Ich hab ihn weggeschickt", antwortete Brandon auf meine unausgesprochene Frage. „Und warum?" „Ich muss mit dir reden." „Mit mir?" Was konnte er von mir wollen? Wir hatten seit der Sache am Anfang des Schuljahres kein Wort mehr gewechselt.

„Habt ihr euch wieder vertragen? Du und Daphne?" stellte er eine Gegenfrage. Langsam machten wir uns auf den Weg zum Schulgebäude. Ich schlang die Arme um meinen Körper, weil der kalte Wind an meinem Umhang zog. Ganz leicht schüttelte ich den Kopf. Ich fand nicht, dass ich etwas falsch gemacht hatte, also sollte sie gefälligst auf mich zukommen.

„Ihr?" Brandons Blick senkte sich und er atmete tief durch. „Nein, sie hasst mich und ich kann es ihr nicht mal verübeln", meinte er und knirschte mit dem Zähnen. „Du hast sie verletzt", stimmte ich ihm zu, doch das ließ ihn nur noch trauriger werden. Von mir durfte er sich keine tröstenden Worte erhoffen. Erstens: konnte ich das nicht gut und zweitens: hatte ich keinen Grund dazu.

„Kannst du nicht nochmal mit ihr sprechen?" „Wir sind auch zerstritten, schon vergessen?" „Warum nochmal?" Natürlich tat er auf unwissend. Dank ihm ist der ganze Quatsch doch erst ins Rollen gekommen. Obwohl, wenn ich so darüber nachdachte.

„Ich weiß es nicht mehr so genau", murmelte ich und betrachtete die unebenen Steine des Hinterhofes unter meinen Füßen. „Vielleicht solltest du mal mit ihr sprechen. Dann kannst wenigstens du eure Differenzen aus dem Weg schaffen", schlug Brandon vor und ich meinte, einen kleinen Funken Hoffnung in seiner Stimme zu hören.

„Ich hab's am Anfang des Schuljahres probiert. Sie will nicht. Und ehrlich gesagt, sehe ich auch nicht ein, dass ich mich bei ihr entschuldigen muss." Ich wusste, dass meine Antwort pampig und unreif klang. Damit begab ich mich auf ein Niveau, dass ich eigentlich immer vermeiden wollte.

„Sie wird aber auch nicht auf dich zukommen", erwiderte Brandon und blieb vor der Eingangstür stehen. „Wenn sie mit mir befreundet sein will, wird sie das müssen", maulte ich und verschränkte die Arme. Eigentlich wollte ich mich jetzt nicht auch noch mit der Blondine beschäftigen müssen. Das Problem ließ sich so gut ignorieren.

„Ganz ehrlich?" Abwartend zog Brandon eine Augenbraue hoch. „Ich bitte darum", sagte ich und regte ganz leicht das Kinn. Ich wollte wenigstens einen kurzen Moment so tun, als wäre ich nicht kleiner als er.

„Wenn ihr beiden mal euren Stolz runterschlucken würdet, wärt ihr schon lange wieder befreundet." „Was soll das heißen?" „Sie ist zu stolz zuzugeben, dass du mit deinem komischen Gefühl meinetwegen Recht hattest und du bist zu stolz, dich bei ihr zu entschuldigen." „Ich wüsste nicht wofür." Auf meine Antwort entwich Brandon ein leises Lachen. Er öffnete die Tür und ließ mich vor sich ins Schloss treten.

„So wie Daphne nach euren Gesprächen drauf war, hast du bei diesen Diskussionen nicht besonders viel Fingerspitzengefühl bewiesen", meinte er und das Lächeln auf seinen Lippen erstarb wieder. „Dafür bin ich halt nicht der Typ." Mein Weg führte mich auf direktem Weg in die Kerker.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWhere stories live. Discover now