Kapitel 44

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Die Ferien waren vorbei und ich stand, ohne jeglichen Grund zu kennen, vor dem Büro des Schulleiters. Nach dem Abendessen hatte mich Professor McGonagall aufgefordert, ihr zu folgen. Jetzt stand ich hier und beobachtete sie dabei, wie sie die schwere Holztür aufstieß.

„Professor Dumbledore ist jeden Moment bei Ihnen, warten Sie einfach hier", forderte meine Lehrerin für Verwandlung und ich trat unsicher in den großen Büroraum. Es sah genauso aus, wie im letzten Jahr, als er mich zu sich geholt hatte.

Neben dem Schreibtisch stand die Stange mit dem Phönix, die Regale waren überfüllt mit den seltsamsten Artefakten und auf dem Schreibtisch lagen einige Unterlagen verteilt. Mein Blick blieb am sprechenden Hut hängen, welcher in einem der oberen Regale lag und auf seinen Einsatz im nächsten Jahr wartete.

Immer noch eine Tradition, die ich nicht wirklich verstand. Wie entschied er, in welches Haus ein Schüler kommen sollte? Ob er über das Schuljahr in eine Art Schlaf verfiel und am ersten September für die Zeremonie aufwachte oder ob er das ganze Jahr dort oben saß, und sich zu Tode langweilte?

Aus einem Impuls heraus, zog ich meinen Zauberstab und rief den Hut zu mir. Ich wusste nicht, was ich mir davon erhoffte, aber ich setzte ihn einfach auf meinen Kopf. „Lucinda?" Der Hut erkannte mich wieder?

„Ich hatte noch nie die Ehre eine fünfzehnjährige ihrem Haus zuzuordnen. Außerdem lese ich in Ihrem Kopf, schon vergessen?" Der Hut war belustigt von meiner Unwissenheit, aber wann hatte ich bitte mit so einem Artefakt zu tun? An meiner Einschulung war das erste und letzte Mal gewesen.

„Und trotzdem haben Sie sich entschlossen, mich nochmal aufzusetzen. Warum?" fragte er und dieses Mal verhinderte ich mein Augenrollen nicht. Hier konnte mich sowieso niemand sehen. Wen sollte es also stören? Aber warum hatte ich ihn denn nun aufgesetzt?

Vielleicht, weil ich die Einteilung in ein Haus wiederholen wollte? Ohne den Druck, der von Lucius ausging und mich in das Haus der Schlange gezwängt hatte. Weil ich die Hoffnung hatte, dass ich eigentlich im falschen Haus gelandet war? Weil ich etwas anderes sein wollte, als die von allen gehassten Slytherins?

„Meine Entscheidung von damals, lässt sich nicht ändern", hörte ich den Hut sagen. „Das will ich auch nicht", erwiderte ich sofort.

Ich wollte mich nicht an einen neuen Gemeinschaftsraum gewöhnen und ich hatte Freunde in Slytherin. Außerdem war ich so näher an Draco und konnte ihm vielleicht helfen.

„Und trotzdem haben Sie das Gefühl, dass sie eigentlich in ein anderes Haus gehören?" fragte der Hut weiter und ich zuckte mit den Schultern. In welches Haus sollte ich schon anderes gehören? Auch, wenn Neville sagte, dass ich nach Ravenclaw gehören könnte.

„In Ravenclaw wäre Ihre Geschichte gewiss anders verlaufen, aber manchmal muss ich auch zum Schutz der Schüler entscheiden", erklärte der Hut weiter. War es bei Draco auch zum Schutz gewesen?

Bevor der Hut jedoch auf meine Frage antworten konnte, hörte ich, wie die Bürotür geöffnet wurde und zog das Stück Leder von meinem Kopf. „Verzeihung Sir, ich wollte nicht. Professor McGonagall sagte, ich solle hier warten", plapperte ich ertappt drauf los und legte den Hut auf den Schreibtisch des Schulleiters.

„Es ist alles in Ordnung, Miss Gaunt. Ich hoffe, der Hut konnte Ihnen ihre Fragen beantworten. Sie sind nicht die erste Schülerin, die an der Entscheidung zweifelt", sagte der Schulleiter liebevoll und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er sah mich über seine Halbmondgläser an, bis ich mich ihm gegenübersetzte.

„Nicht wirklich", murmelte ich, machte dann jedoch eine abwehrende Bewegung, „Aber das ist nicht so schlimm. Er hatte seine Gründe und fertig." „In der Tat, die hatte er", pflichtete Dumbledore mir bei und lächelte.

Lucinda - The Mask of a SlytherinМесто, где живут истории. Откройте их для себя